Mittlerweile sind einige Jahre vergangen, seitdem die große Bohlenstube über der heutigen Dorfmetzgerei Bach der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt wurde. In Hendungen war der Saal jedoch schon lange vorher hinlänglich bekannt. Bis in die 1970er Jahre fanden dort Tanzveranstaltungen statt. Als Tanzsaal im Gasthof „Schwan und Adler“ war die Bohlenstube bekannt und beliebt. Aber als Bohlenstube nunmal überhaupt nicht zu erkennen. Erst als Heike und Michael Bach, die heute die Dorfmetzgerei wie auch den Partyservice in dem ehemaligen Gasthof führen, mit der Restaurierung des Hauses begannen und hinter der unansehnlich gewordenen Wandgestaltung die Bretter aus Tannenholz wiederentdeckten. Eine kleine Sensation für die Denkmalpflege, denn eine „Stube“ von diesen Ausmaßen war bis dato im nördlichen Franken und südlichen Thüringen nicht bekannt. Zehn mal sechs Meter mißt die Bohlenstube, bei einer Raumhöhe von 2,80 Metern. Die Bretterwände sind über die Jahrhunderte beinahe vollständig erhalten geblieben.
Baujahr genau ermittelt
Forschungen des Landesamtes für Denkmalpflege und vor allem die dendrochronologischen Untersuchungen der Universität Bamberg konnten das Baujahr des ehemaligen Wirtshauses auf das Jahr 1567 genau fixieren. Der überaus prächtige Fachwerkgiebel wurde seinerzeit ebenso errichtet, wie die Bohlenstube im ersten Stock des Hauses. Die Bretter der aus Tannenholz gefertigten Stube sind in das Fachwerk eingefügt und somit ein Teil dessen. Dieser Umstand mag im Laufe der Jahrhunderte dazu beigetragen haben, dass die Bohlen nie entfernt wurden. Schließlich war diese Art der Raumgestaltung irgendwann nicht mehr en vogue und die Bohlen wurden mit einer dicken Putzschicht versehen. Hinter der sie schlummerten, bis Familie Bach sie vor rund zehn Jahren wieder entdeckte und ans Licht beförderte. Doch das war seinerzeit alles andere als leicht. Denn mehr als ein Dutzend Farbschichten waren auf den Wänden und auf der Decke angebracht. Alles wurde in mühevoller Kleinarbeit in mehreren tausend Stunden Arbeit erledigt. Die Mühe hat sich allerdings gelohnt. Heute finden in der Bohlenstube Festlichkeiten ebenso statt wie Singabende, die Hendunger kommen wieder gerne in den ehemaligen Tanzsaal. Die Bohlenstube kann für Veranstaltungen gemietet werden und das Catering übernimmt Familie Bach dann selbstverständlich gleich mit. So ist die große Bohlenstube heute wieder ein Treffpunkt wie vor mehr als 400 Jahren. Damals, so wird vermutet, wurde das seinerzeit recht teure Bauwerk wohl von den Hennebergern gebaut und als Amtsstube genutzt. Genau lässt sich das heute jedoch nicht mehr feststellen. Vielleicht wurde die Bohlenstube auch von Anfang an als Gasthaus genutzt.
Daten & Fakten
Bohlenstube geöffnet Am Tag des offenen Denkmals am 13. September ist die Bohlenstube in der Wirtsgasse 2 zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet. Eingeladen wird zur fränkischen Brotzeit mit blauen Zipfeln, Gerupftem, Schmalzbroten und Federweißem. Um 11 und 14 Uhr geht Kreisheimatpfleger Stefan Kritzer bei Führungen auf die Geschichte des Hauses und der Stube genauer ein.