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HERMANNSFELD/ROTHAUSEN: Geglückte Flucht mit der Kehrmaschine

HERMANNSFELD/ROTHAUSEN

Geglückte Flucht mit der Kehrmaschine

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    (jkl) Zum 20. Jahrestag der innerdeutschen Grenzöffnung organisierten die Inhaber des Jagdschlosses Fasanerie im thüringischen Hermannsfeld eine Begehung entlang der einstigen Demarkationslinie. Hierzu waren nicht nur Teilnehmer aus Thüringen, sondern auch aus den Landkreisen Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen gekommen. Jens Lilienbecker vom Jagdschloss leitete die Führung und gab den Wanderern einen Einblick in den einstigen Grenzverlauf.

    Von Hermannsfeld ging es hinauf zu einem Wachturm und weiter entlang des Grenzstreifens an Henneberg vorbei auf einem Kolonnenweg. Dieser wurde nach der Wende auf Initiative des Sanften Tourismus in Hermannsfeld in Friedensweg umgetauft.

    Informationstafeln zu diesem Friedensweg informieren zum Beispiel über eine gewagte Flucht in den Westen. So schaffte es ein 62-jähriger Berufskraftfahrer aus Meiningen im Mai 1989 bei Eußenhausen, mit einem Kehrfahrzeug unversehrt bayerischen Boden zu erreichen. Der Kraftfahrer aus der damaligen DDR hätte wohl die Flucht nicht gewagt, hätte er gewusst, dass der aufsichtführende Major bereits am 6. August 1969 zwischen Mendhausen und Rothausen einen 19-jährigen flüchtigen Grenz-Pionier der DDR auf dem Weg in den Westen verfolgt und erschossen hatte.

    Dieser traurige Zwischenfall ist ebenfalls auf der Infotafel nachzulesen. Den Text hierzu verfasste Gerhard Schätzlein aus Willmars. Der Pädagoge war stets aufmerksamer Beobachter des Geschehens an der Landesgrenze zu Thüringen.

    Halt gemacht wurde bei der Grenzbegehung auf einer Anhöhe am Friedenskreuz, das als Weltfriedenskreuz bekannt wurde. Die Gemeinde Hermannsfeld stellte dieses weithin sichtbare Denkmal des Friedens 1991 auf.

    Am 3. Oktober 1991, zum ersten Jahrestag der Wiedervereinigung, wurde das Weltfriedenskreuz feierlich eingeweiht, mit dabei war auch Chor-Legende Gotthilf Fischer.

    Die Grenzbegehung führte weiter zur Schanz bei Eußenhausen. Dort stehen symbolisch die Goldene Brücke und viele weitere Zeichen des Friedens aneinandergereiht.

    Manche Teilnehmer aus Thüringen berichteten beim Grenzgang spontan von ihren persönlichen Erfahrungen an der Grenze. So erzählte ein heute 70-jähriger Landwirt aus Hermannsfeld, dass er im Auftrag der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) im sogenannten Niemandsland auf einer Mähmaschine saß und mit den Beinen an selbiger mit Ketten angebunden war. Grund dafür sei gewesen, eine mögliche Flucht zu verhindern. „Ich war wie gefangen“, kommentiert der Mann heute seine missliche Lage bei den Mäharbeiten.

    Nach einer zweistündigen Wanderung auf dem Grenzstreifen erreichten die Teilnehmer die Wolfsmühle im thüringischen Unterharles, um sich mit Kaffee und Kuchen zu stärken und schließlich zu abendlicher Stunde die Tour zurück anzutreten – diesmal mit den Autos.

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