Nach 40 Jahren als Lehrer und Konrektor war Gerhard Schätzlein die Entscheidung nicht leicht gefallen. Aber nach einigen Wochen der Eingewöhnung weiß er heute: "Es war die Zeit aufzuhören." Und damit die Zeit, sich vom Berufsleben, von seinen Kollegen und den Kindern zu verabschieden.
Wenngleich der Pädagoge nicht, wie bei Ruheständlern oft befürchtet, ob der Entbehrungen in ein tiefes Loch fallen wird. Vielmehr sehe er einen hohen Berg vor sich, den es zu besteigen gilt, wagte Gerhard Schätzlein bei der offiziellen Verabschiedung in seiner alten Wirkungsstätte, dem Schulhaus in Willmars, einen Blick in die Zukunft.
Dessen war sich auch Rektor Erich Schmitt sicher, der an die zahlreichen Interessen Schätzleins neben seinem anspruchsvollen Beruf erinnerte. An sein Engagement, das der Gesundheitsförderung von Kindern wie Erwachsenen galt, indem er Bundesjugendspiele oder auch sportliche Treffen für Eltern organisierte. Und an seine Einsatzbereitschaft, die immer dem Wohle des Nachwuchses galt. Wie zu der Zeit, als er als Gemeinderat und Bürgermeister von Willmars die Sanierung des Schulhauses vorantrieb.
Über Jahre hinweg habe Gerhard Schätzlein als Konrektor dem Schulleiter unter die Arme gegriffen und gemeinsam mit der Lehrer-Mannschaft dafür gesorgt, das "Schiff Schule" auf dem richtigen Kurs zu halten und das wertvolle Gut sicher ans Ziel zu bringen. Und nicht zu vergessen, so Schmitt abschließend, habe er die Schule ins Computer-Zeitalter geführt und dafür gesorgt, die Verwaltung auf die neue Technik umzustellen.
Einen Einblick auf den Werdegang Gerhard Schätzleins gab der leitende Schulamtsdirektor Volkert Hufnagel. Noch jung an Jahren und die Schulbank drückend, habe der bereits beschlossen: "Ich werde Lehrer." Nach der am Haßfurter Gymnasium abgelegten Reifeprüfung ging Gerhard Schätzlein 1957 an das Institut für Lehrerbildung in Bamberg, legte dort als 22-Jähriger die erste Lehramtsprüfung ab, bevor er in der damals einklassigen evangelischen Bekenntnisschule in Filke eingesetzt wurde.
So kam das Nürnberger Kind in die Rhön, mit der Gerhard Schätzlein bis heute verbunden geblieben ist. Nicht nur beruflich, als er nach seiner zweiten Lehramtsprüfung 1962 in den Lehrerstand erhoben und schließlich mit Gründung des Schulverbandes Willmars 1964/65 für einige Jahre zum kommissarischen Leiter der vierklassigen Schule ernannt wurde. Es folgten 1974 die Ernennung zum Oberlehrer und fünf Jahre später die Beförderung zum Konrektor der Verbandsschule.
In all den Jahren seien ihm viel Flexibilität und Kraft abverlangt worden, würdigte auch Bürgermeister Wolf Pittorf Schätzleins Engagement, das stets dem Wohl der Kinder gegolten habe. Sei es im Beruf des Lehrers, im Bereich der Kommunalpolitik oder bei der Förderung des Jugendsportes.
Ulrike Busch-Gerber, Vorsitzende des Personalrates des staatlichen Schulamtes bezeichnete ihn nach vier Jahrzehnten an der gleichen Schule gar als "lebendes Inventar". Einen in seinem Beruf verwurzelten Menschen, der immer bemüht war, seinem Auftrag als Lehrer und Erzieher gerecht zu werden.
Und ein Lehrer, der in all den Jahren unzähligen jungen Menschen das notwendige Rüstzeug für ihr weiteres Leben mit auf den Weg gegeben hat, resümierten Johannes Liebst und Konrad Konopka vom Elternbeirat und sprachen wie schon ihre Vorredner Gerhard Schätzlein noch einmal ihren Dank für alles Geleistete aus.
Sich von ihm gebührend zu verabschieden, das ließen sich natürlich auch seine Lehrerkollegen und die Schüler der vierten Klassen nicht nehmen. Mit Liedern und einem unterhaltsamen wie lehrreichen Theaterstück "Von den kleinen Leuten aus Swabedoo" umrahmten sie die feierliche Stunde des Abschieds.