Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Exklusiv RSP&RSB
Icon Pfeil nach unten

Bad Neustadt: Glosse: Angst

Bad Neustadt

Glosse: Angst

    • |
    • |
    Glosse: Angst
    Glosse: Angst Foto: Annette Päsler

    In der Heimat geht die Corona-Angst um. Im Mai hatten wir uns offensichtlich zu früh gefreut. Unsere CSU-Granden philosophierten darüber, welche Lehren aus Corona zu ziehen seien. Gerade so, als wäre das Schlimmste schon vorbei. Man klopfte sich gegenseitig auf die Schultern. Super Krisenmanagement! Es wurde Sommer. Endlich wieder Partystimmung.

    Aber mit dem Herbst kam der Kater. Am Horizont zeichneten sich bedrohlich die zweite Welle und ein langer, dunkler Winter ab. Jetzt schießen die Infektionszahlen durch die Decke. Einmal losgetreten, ist eine Lawine nicht mehr aufzuhalten. Seuchen sind Naturkatastrophen. Genau wie Erdbeben. Sie begleiten die Menschheit seit Urzeiten. Niemand ist schuld daran. Vor dem Hintergrund einer explodierenden Weltbevölkerung wundert man sich, dass wir so lange ungeschoren davongekommen sind. Denken Sie nur an die aberwitzige Zahl von Flugpassagieren.

    Die letzte große Pandemie, die "Spanische Grippe", raffte vor 100 Jahren nach vorsichtigen Schätzungen weltweit 50 Millionen Menschen dahin. Dagegen ist Corona "Kinderkram". Noch. Stöbert man in Wikipedia, stellt man fest, dass Fotos aus dieser Zeit verblüffend aktuell wirken. Ob in New York, Paris oder Tokio: Auch im Jahr 1919 bestimmten Gesichtsmasken das Straßenbild. Ein wenig desillusionierend ist das schon, finden Sie nicht? Die Corona-App hat praktisch nichts gebracht. Genauso wenig wie die Massentests. Eine Impfung gibt es auch nicht. Alles was wirklich hilft, war bereits 1919 bekannt: Stofflümpchen vors Gesicht binden, Abstand halten, gelegentlich Hände waschen. Und viel frische Luft. Was für eine Demütigung für die Menschheit!

    Im 21. Jahrhundert galoppieren die Apokalyptischen Reiter immer noch von Ost nach West: Kriege, Hunger und Seuchen. Der Fortschritt - eine große Illusion? Sogar "Homeschooling" hat an Strahlkraft verloren. Das Gelernte "sitzt" nicht. Da kann "Digi-Doro" (CSU) twittern, was sie will. Nach den Erfahrungen im Frühjahr weiß man, dass "Präsenzunterricht" durch nichts zu ersetzen ist. Deshalb sollen Schulschließungen jetzt auf Teufel komm raus vermieden werden. Pessimisten hatten schon vor Corona davor gewarnt, dass die Kinder armer Eltern künftig "online" unterrichtet werden. Das käme billiger. Die Skepsis hat nichts mit Technikfeindlichkeit zu tun. Tatsache ist, dass viele Schüler ohne die "soziale Interaktion" beim Lernen schlichtweg abgehängt werden. Zeigen jugendliche "Maskengegner" nicht, wie es um ihre Bildung steht? Dauerhaftes "Homeschooling" könnte ihnen gewissermaßen den Rest geben.

    Auch Verschwörungstheorien sind ein alter Hut. Für die Spanische Grippe machten englische Trottel deutsche "Krauts" verantwortlich. Blödheit ist zeitlos. Und Not lernt beten. Und zum Schluss beten alle. Wie damals bei der Pest. Es wird nicht lange dauern, dann werden religiöse Spinner auch wieder behaupten, dass die Welt bald untergeht. Wetten? Wer weiß: Vielleicht geht ein Teil der "Vor-Corona-Welt" ja wirklich unter. Hoffentlich!

    Die Menschen rund um unser schönes Industriestädtchen plagen andere Sorgen. Ob sie jemals wieder für 39,99 Euro nach "Malle" fliegen? Und wer sorgt im Advent für Partystimmung, wenn das "Alm-Event" ausfällt? Wo soll man dann die stimmungsvollen Hits der "Volxmusik" mitgrölen? Droht am Ende eine "stade Zeit"? Andererseits: Bliebe uns nicht auch viel erspart? Wir sind gewohnt, unser Leben durchzuplanen. Das Navi zeigt die Fahrzeit auf die Sekunde genau an. Wir können es einfach nicht mehr ertragen, wenn wir nicht wissen, wann und wie eine Reise endet. Aber das müssen wir. Und deshalb bedarf es in Zeiten von Corona einer Ressource, die knapp geworden ist: Der Geduld. Man muss sich das vorstellen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden