Diese Sendung gibt es seit 1977 und zählt damit zu den Dinos des Genre. Im schnelllebigen Medium Fernsehen ist das eine sehr lange Zeit. Die Zutaten für einen erfolgversprechenden Mix scheinen aber auch heute noch den Geschmack vieler Zuschauer zu treffen. Man nehme eine Person, die in irgendeiner Weise in Beziehung zu einer bekannten Persönlichkeit der Vergangenheit steht, ein prominent besetztes Rateteam, das den Gästen auf die Spur kommen soll und einen sympathischen Moderator. Wie ihn eben Wieland Backes verkörpert, der für den Südwestrundfunk auch lange Jahre die Gesprächsrunde „Nachtcafé“ geleitet hatte.
Tipp für die Redaktion kam von einem Bekannten
Auf dem roten Ledersessel im SWR-Studio (Südwestrundfunk) nahm jetzt bei dem Fernsehmann Karl Graf Stauffenberg Platz. Ein Bekannter des Adligen, der sich in Irmelshausen das uralte Wasserschloss mit dem Freiherren Hans von Bibra teilt, hatte der Redaktion den Tipp gegeben. Die hat sich dann im Dezember vergangenen Jahres bei Stauffenberg gemeldet.
Zu Anfang etwas skeptisch
Anfangs begegnete der Enkel des Hitlerattentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg dem Angebot, in der Sendung aufzutreten, etwas skeptisch, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt. Er empfindet es als nicht so angenehm, wenn er den Eindruck gewinnen muss, dass er in erster Linie als Enkel seines Großvaters wahrgenommen wird, und nicht als eigenständige Person.
Nachdem er sich eine Reihe von Videos vergangener Sendungen angesehen hatte, war er dann doch einverstanden. „Ich habe festgestellt, dass in dieser sehr entschleunigten und hausgemachten Sendung den Gästen auch Gelegenheit gegeben wird, über sich selbst etwas zu sagen“, so der Irmelshäuser.
Wie lange dauerte es bis zur Enttarnung?
Lange hat es eh nicht gedauert, bis das aus Denis Scheck, Axel Bulthaupt und Julia Westlake bestehende Team wusste, welche historische Persönlichkeit es zu erraten galt. So viele bekannte Soldaten aus dem Dritten Reich habe nun auch nicht gegeben, sagt von Stauffenberg. Und als dann noch vom Lotsen Wolfgang Binder, der dem Rateteam auf die Sprünge helfen soll, der Tipp kam, dass die zu suchende Person keines natürlichen Todes gestorben ist, sei eigentlich alles klar gewesen.
Von Stauffenberg war die schnelle Aufdeckung nicht unangenehm. So hatte er in der halbstündigen Sendung mehr Zeit, um über den von ihm gegründeten Verein „Mittendrin drin, statt extrem daneben“ zu sprechen, der sich gegen Extremismus jeglicher Form wendet. Auch seine Kandidatur bei der anstehenden Landtagswahl am 14. Oktober für die FDP blieb nicht unerwähnt.
Zweiter Gast war eine sehr harte Nuss
Eine ganz harte Nuss für das Rateteam war dagegen der zweite Gast, der zusammen mit ihm in der Sendung am Sonntag, 29. April, um 18.15 Uhr auf SWR, auftreten wird. Delroy Williams, der langjährige und beste Freund des Sängers Desmond Dekker, der 1968 mit The Israelites einen Welthit gelandet hatte, erzählte eine Geschichte voller Tragik.
Gastgeber Backes empfand Stauffenberg als sehr angenehmen Gesprächspartner, bei dem sich der Irmelshäuser wohlfühlte. „Der ist vor der Kamera genauso wie hinterher.“ Und: „Ich hatte nicht das Gefühl, dass er auf Quote aus ist, sondern sich wirklich für die Menschen interessiert.“
Stauffenberg-Portrait im Bayerischen Rundfunk
Für die Stauffenbergs geriet die Aufzeichnung der Sendung in Baden-Baden zu einem kleinen Familienausflug, an dem auch Ehefrau Anna und der kleine Sohn Xaver teilnahmen. Noch spannender empfand der Graf allerdings seine Teilnahme an einer der Sendung mit dem Titel „Stationen“ des Bayerischen Rundfunks, wo über ihn unter dem Titel „Widerstand als Familienerbe“ ein kleines Portrait zu sehen ist. Die Sendung wurde am 21. Februar ausgestrahlt und ist in der BR-Mediathek abrufbar.