Jeder Patient der Sinntalklinik hat im Behandlungsplan auch eine Trinkverordnung stehen. Das Heilwasser ist Teil der Therapie, erklärt Chefarzt Emanuel Fritschka. Sein Anliegen ist es, dass jeder Patient auf die Brückenauer Heilwässer und ihre Nutzung hingewiesen wird.
Die Trinkkur sei ein Mosaikstein der Reha. Ernährungsmedizin und Bewegungstherapie zählt er als weitere auf. Es geht um eine „kombinierte Strategie“ für den Patienten, jeder erhält einen individuellen Therapieplan. Im Fall der größtenteils nierenkranken Patienten in seiner Klinik geht es erstmal um die Frage, wieviel Flüssigkeit der Einzelne überhaupt aufnehmen darf.
Im ein oder anderen Therapieplan stehen dann schon mal bis zu 1,5 Liter Heilwasser pro Tag – allerdings in kleinen Schlucken. Wer jetzt glaubt, die Patienten bekämen das Wasser im Haus serviert, liegt falsch. Weil die Menschen in der Reha auch dazu motiviert werden sollen, sich trotz Krankheit zu bewegen, passt es gut, dass ein etwa zehnminütiger Fußweg zu den Heilquellen nötig ist.
„Wer nicht dahin gehen kann, kriegt es gebracht“, sagt Fritschka im Hinblick auf Patienten, die vielleicht erst vor kurzem eine Operation hatten oder die durch häufige Dialyse geschwächt sind.
Die Sinntalklinik nutzt alle Brückenauer Heilquellen, erklärt Fritschka. Natürlich an erster Stelle das Wernarzer Wasser, weil der fast kochsalz- und natriumfreie Säuerling ideal für Nierenkranke ist. Dieser Quelle hat Brückenau seinen Ruf als Nierenheilbad zu verdanken. Nur die Reinhardsquelle in Bad Wildungen sei annähernd vergleichbar, erklärt Fritschka.
Aber es gibt nicht nur Wernarzer Wasser für die Gäste der Sinntalklinik. Die Sinnberger Quelle ist ebenfalls gut für die Nieren, sagt Fritschka, und sie soll bei Magen-Darm-Problemen helfen. Die König-Ludwig-Quelle empfiehlt die Klinik den Patienten, die erst eine Operation hinter sich gebracht haben. Denn das Wasser enthält reichlich Eisen und kann nach einer Operation helfen, Blutverlust auszugleichen.
Auch die Hartwaldklinik empfiehlt den Patienten den Genuss der Heilquellen: „Ich begrüße das sehr“, sagt ärztlicher Leiter Christoph Reichel. Aber im Therapieplan der Hartwaldklinik sind die Heilwässer nicht aufgeführt. Die Gäste werden bei der Begrüßung auf die Quellen und deren Wirkung hingewiesen. In der Wandelhalle sind dennoch viele Gäste der Hartwaldklinik beim Heilwassertrinken anzutreffen.
Jahrhundertealtes Naturheilmittel
Fritschka schätzt die ganzheitliche Wirkung des Heilwasser, dessen Zusammensetzung im Grunde seit 300 Jahren gleich sei. Seit Fürstabt Amand von Busek 1747 die erste Quelle fassen ließ, kamen und kommen die Menschen wegen der Quellen nach Brückenau. Fritschka würde sich allerdings wünschen, dass die Brückenauer Quellen und ihre Wirkung noch genauer erforscht würden.
Manche Patienten der Sinntalklinik setzen die Behandlung mit Wernarzer Wasser zu Hause fort, weiß Fritschka. Einige chronisch Nierenkranke schaffen es sogar, damit der Dialyse vorzubeugen. Und was trinkt der Chefarzt selbst? Zu Hause gibt es immer Brückenauer Wasser, erzählt Fritschka. Und fügt an: „Ich trinke das wirklich gern.“