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Wechterswinkel: Hölderlin trifft Eichendorff im Kloster Wechterswinkel

Wechterswinkel

Hölderlin trifft Eichendorff im Kloster Wechterswinkel

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    Den Konzertabend im Kloster Wechterswinkel widmete Bariton Stefan W. Römmelt (rechts) seiner kürzlich verstorbenen Mutter, links "Liedbegleiter" Ulrich Pakusch.
    Den Konzertabend im Kloster Wechterswinkel widmete Bariton Stefan W. Römmelt (rechts) seiner kürzlich verstorbenen Mutter, links "Liedbegleiter" Ulrich Pakusch. Foto: Klaus-Dieter Hahn

    Was zu ihren Lebzeiten wahrscheinlich nicht passiert ist, im Kloster Wechterswinkel wurde es nun wahr. Die beiden bedeutenden deutschen Dichter Friedrich Hölderlin und Joseph Eichendorff "trafen" sich im Kreiskulturzentrum. Zwar nicht physisch, so doch in den Vertonungen einiger ihrer Werke. Und das passend zum 250. Geburtstag Hölderlins, der am 20. März 1770 als Johann Christian Friedrich Hölderlin in Lauffen am Neckar das Licht der Welt erblickt hatte.

    Verschiedene Stile, unterschiedlicher Zeitgeist

    Bariton Stefan Römmelt interpretierte an diesem Konzertabend, begleitet von Ulrich Pakusch auf dem Steinway-Flügel, bekannte und weniger bekannte Gedichte der beiden Zeitgenossen, die von verschiedenen Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts vertont wurden. Ein interessanter und zugleich spannendes Aufeinandertreffen verschiedener Stile und unterschiedlichem Zeitgeist, der von den beiden Künstlern auf beeindruckende Art und Weise an die Besucher weitergegeben wurde.

    Doch bevor sich das Publikum dem Zauber von Wort und Melodie hingab, verwies Kreiskulturmanagerin Carolin Fritz-Reich darauf, dass Friedrich Hölderlin in jungen Jahren auch zwei Jahre lang im Schloss Waltershausen als Hauslehrer den Sohn von Schiller-Freundin Charlotte von Kalb unterrichtet hat (1793 -1795). Sie betonte auch, dass Hölderlin weder der reinen Klassik noch gänzlich der Romantik zugerechnet werden könnte. Er sei ein "Sprachkünstler" gewesen, der neue Wege gegangen sei und in seinem Leben viele Irrungen und Wirrungen erlebt habe.

    Stefan W. Römmelt, widmete seinen Auftritt allerdings nicht den beiden Dichtern, sondern seiner Mutter Gundelinde, die vor wenigen Tagen verstorben ist und der er am Konzertabend besonders gedachte. Dass der Bariton über eine warme, klare Stimme verfügt , mit der er sich in die Herzen der Besucher zu singen wusste, wurde schon gleich mit der Hommage "An eine Stadt", nämlich an Heidelberg, deutlich. Ebenso wie "Erinnerung" stammte das Werk aus "Hölderlin-Fragmente" von Hanns Eiseler (1882 - 1962). Paul Hindemith (1895-1963) hat "Sechs Lieder nach Gedichten von Friedrich Hölderlin" kurz vor seiner Emigration in die Türkei geschrieben. Vier davon, nämlich "An die Parzen", "Sonnenuntergang", "Einstmals und jetzt" sowie "Des Morgens" konnten die Besucher genießen.

    "Hyperions Schicksalslied" mit Anspielungen auf Waltershausen

    Einen flotten, musikalischen Abstecher in die wilden 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts unternahm Ulrich Pakusch, der wahrhaft meisterlich einen flotten "Foxtrott für Klavier solo" hinlegte und mit dieser musikalischen Auflockerung das Publikum an seiner Seite wusste. Nach diesem Ausflug und der damit verbundenen Verschnaufpause widmete sich Römmelt den "Vier Gesängen nach Worten von Hölderlin", wovon das kontrastreiche "Hyperions Schicksalslied" wie auch das sehr rührende "Abbitte" ungewohnt, fast ein wenig fernöstlich angehaucht klang. Beide stammen aus dem Werk des Komponisten Wolfgang Fortner (1907 – 1987), wobei das kontrastreiche "Hyperions Schicksalslied" Anspielungen auf die Region rund um Waltershausen enthält.

    Ganz anders als die moderne Musik vor der Pause, dann die musikalische Liedbegleitung im zweiten Teil. Aus dem "Liederkreis op. 39 nach Gedichten von Joseph von Eichendorff" von Robert Schumann (1810-1856) trug Stefan W. Römmelt gekonnt insgesamt zwölf der mit viel Gefühl angereicherten Gedichte Eichendorffs vor. Darunter auch die fröhlich-heitere "Frühlingsnacht", die fast ein wenig auf den diesjährigen, zögerlichen Frühling einzustimmen scheint:  "Übern Garten durch die Lüfte, Hört ich Wandervögel ziehn, Das bedeutet Frühlingsdüfte, Unten fängts schon an zu blühn."

    Intensiver und sehr spannender Liederabend

    Begeisterter Applaus war am Ende der verdiente Lohn für die beiden Ausnahmekünstler, dank derer die Besucher einen intensiven und sehr spannenden Liederabend erleben und genießen durften. Noch einmal hieß es am Ende Augen schließen und bequem zurücklegen: Stefan Römmelt besang zärtlich die "Lotosblume" von Heinrich Heine in der Vertonung von Robert Schumann als Zugabe für den reichlichen Applaus.

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