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BAD NEUSTADT: Ihr Job: Menschen in Arbeit bringen

BAD NEUSTADT

Ihr Job: Menschen in Arbeit bringen

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    Seit 2016 stehen sie der Arbeitsvermittlung im Landkreis Rhön-Grabfeld vor: Christian Koos (links) ist Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit in Bad Neustadt, Christian Kullick Geschäftsführer des Jobcenters Rhön-Grabfeld.
    Seit 2016 stehen sie der Arbeitsvermittlung im Landkreis Rhön-Grabfeld vor: Christian Koos (links) ist Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit in Bad Neustadt, Christian Kullick Geschäftsführer des Jobcenters Rhön-Grabfeld. Foto: Foto: Sonja Demmler

    Ihr Ziel ist es, Menschen in Arbeit oder zumindest einen Schritt näher an Arbeit heranzubringen. Einen Beliebtheitspreis werden sie für diese Bemühungen trotzdem nie erhalten, das ist dem Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Bad Neustadt, Christian Koos, und dem Geschäftsführer des Jobcenters Rhön-Grabfeld, Christian Kullick, durchaus bewusst. Dennoch sind sie vom Sinn ihrer Aufgabe zutiefst überzeugt.

    „Ich kann den Menschen helfen“, beschreibt Koos, der aus Trappstadt stammt und mittlerweile im Landkreis Schweinfurt lebt, seine damalige Motivation eine Ausbildung zum Fachangestellten für Arbeitsförderung an der Agentur für Arbeit Schweinfurt zu absolvieren. Bis heute treibe ihn dieser Wunsch an. 2016 wurde der heute 39-Jährige Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Bad Neustadt.

    Ein Beitrag zum sozialen Frieden in der Region

    Auch Christian Kullick, Diplom-Verwaltungswirt aus dem Landkreis Schweinfurt, glaubt an die Bedeutung seines Tuns.

    Als Leiter des Jobcenters Rhön-Grabfeld, den Posten übernahm der heute 36-Jährige ebenfalls 2016, denkt er vor allem an das Thema Grundsicherung, wenn er erklärt: „Diese Leistungen zum Lebensunterhalt sind ganz klar auch ein Beitrag zum sozialen Frieden in der Region.“ Darüber hinaus: Was könne eine Behörde sinnvolleres tun, als Jugendliche in Ausbildung zu bringen oder behinderten Menschen mannigfaltige Angebote zu machen?

    Dass Arbeit wichtig im Leben ist, davon ist Christian Koos nicht nur in der Theorie überzeugt. Acht Wochen nach der Geburt der Tochter, berichtet er, ging seine Frau wieder Vollzeit arbeiten. Dass Papa und Mama auch in den Ferien ihren Beruf ausüben, sei für die mittlerweile bald Zehnjährige eine Selbstverständlichkeit.

    Den Kindern Arbeit vorleben

    „Das ist eine Sache der Organisation“, so Koos. „Die Kinder lernen, was die Eltern vorleben.

    “ Koos und Kullick haben in ihrer Vermittlertätigkeit auch anderes gesehen: „Familien, in denen seit 20 Jahren keiner gearbeitet hat, die vererben das weiter“, erzählt Kullick Lebensgeschichten, die letztlich indirekt auch Spuren im Leben der beiden Führungskräfte hinterließen.

    So überzeugt sie von ihrer Tätigkeit sind, der arbeitssuchende Arbeitnehmer, da machen sich Koos und Kullick keine Illusion, werde wohl dennoch immer ein zwiespältiges Verhältnis zu ihrer Behörde haben. „Weil wir manchmal auch unliebsame oder schwer nachvollziehbare Entscheidungen vollziehen müssen“, so Kullick.

    Jobcenter und Agentur – zwei unterschiedliche Behörden

    Beide sprechen übrigens ganz selbstverständlich von „ihrer“ Arbeit“, auch wenn sie streng genommen für zwei unterschiedliche Behörden tätig sind: Kullick fürs Jobcenter mit 40 Mitarbeitern, Koos für die Agentur für Arbeit mit 27 Mitarbeitern. In Bad Neustadt sitzen beide Stellen in einem Gebäude.

    In der Ämterserie des Landkreises Rhön-Grabfeld sind sie denn auch ein Spezialfall: Angedockt ans Rhön-Grabfelder Landratsamt ist nämlich streng genommen nur Kullick und das auch nur über „eine gestrichelte Linie“. Neben der Agentur für Arbeit Schweinfurt ist nämlich der Landkreis Rhön-Grabfeld Träger des Jobcenters. Doch wer über eines spricht, kann das andere nicht außen vor lassen. Wer Jobcenter sagt, wird das mithilfe der Agentur für Arbeit erklären.

    Arbeitslosengeld II – ja oder nein?

    „Für Außenstehende ist die Trennung schwierig zu verstehen.“ Die Grundlogik sei einfach: Beziehe ein Kunde auch nur einen Cent Arbeitslosengeld II, im Volksmund Hartz IV, werde er vom Jobcenter betreut. Ist das nicht der Fall, ist die Agentur für Arbeit zuständig. Diese berät, vermittelt und fördert Ausbildungs- und Arbeitssuchende, die Arbeitslosengeld I erhalten, aber eben auch jene, die keine Leistungen beziehen, beispielsweise weil sie (noch) in Arbeit sind oder mangels Bedürftigkeit kein Anspruch besteht.

    In vielen Bereichen arbeiten beide Stellen eng zusammen, etwa in der Berufsberatung oder bei der Beratung von Menschen mit Behinderung. Möglich sei das unter anderem, weil Jobcenter und Agentur die gleiche EDV nutzen.

    Traum-Arbeitslosenquote

    Wenn auch die große Zielrichtung beider Behörden die gleiche ist, die Kundenstruktur ist es nicht. Schlüssel zum Verständnis der Lage ist wohl die Arbeitslosenquote: Die lag in Rhön-Grabfeld 2017 bei durchschnittlich 2,6 Prozent. „Da hätte zu Zeiten der Wirtschaftskrise keiner davon geträumt, dass man mal so eine Arbeitslosenquote hat“, so Kullick.

    Christian Koos erklärt: „Früher waren die Menschen länger arbeitslos, heute sind sie es öfter.“ Natürlich spiele dabei das Thema Befristung eine Rolle – Koos und Kullick sehen die durchaus nicht nur negativ, aber eben auch die Gesetzgebung, die darauf abziele Leute schnellstmöglich wieder ins Arbeitsleben zu integrieren.

    Die unterschiedliche Kundenstruktur

    Der Vermittler bewege sich täglich im Spannungsfeld zwischen den gesetzlichen Vorgaben und dem Anspruch, den Kunden möglichst dauerhaft und nachhaltig nach seinen Eignungen und Neigungen zu vermitteln. „Mit dem Großteil der Menschen können wir gut arbeiten“, zeigt sich Koos mit den Agentur-Kunden zufrieden.

    Schwieriger sei das Klientel im Jobcenter. Von den circa 1500 erwerbsfähigen Einzelberechtigten, so Kullick, seien 700 Langzeitleistungsbezieher. Der Anteil derer, die als „marktnah“ einzustufen seien, bewege sich im niedrigen dreistelligen Bereich. Alle anderen hätten aufgrund vielfältiger Problemlagen – Drogen, Alkohol, gesundheitliche Einschränkungen, fehlende Mobilität, Migrationshintergrund – einen längeren Weg Richtung Arbeit.

    Die Hoffnung auf den den sozialen Arbeitsmarkt

    Kein Grund für Kullick und sein Team zu verzagen – worauf der Geschäftsführer durchaus stolz ist. Während bundesweit gesehen die Personal-Fluktuation in Jobcentern hoch sei, gebe es in Rhön-Grabfeld keinen „Massenexodus“ im Jobcenter. „Im Gegenteil, ich habe sehr engagierte und motivierte Angestellte, die da aus voller Überzeugung arbeiten.“

    Für die schwierigen, faktisch nicht vermittelbaren Fälle, mit denen Kullick und sein Team auch zu tun hat, hofft er auf den von den großen Koalition angedachten „sozialen Arbeitsmarkt“. Werde das Instrument nicht zu bürokratisch, könnte ein solcher öffentlich geförderter sozialer Arbeitsmarkt durchaus helfen Langzeitarbeitslose in Tätigkeit zu bringen, ist Kullick überzeugt. Lieber ist es ihm, der Staat subventioniert die Arbeit als das Leben.

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