Bürgermeister Helmut Will zeigte sich beim Pressegespräch zur Vorstellung des Projekts begeistert: "Es kann dazu beitragen, Wohnen in der Altstadt wieder attraktiv zu machen", sagte das Stadtoberhaupt im Hinblick auf den Trend, dass die Bürger in Neubaugebiete aussiedeln und die Ortskerne zu verwaisen drohen.
Konkret ist damit gemeint: Am Standort Linsenbrunnplatz 1 beabsichtigen die Gebrüder Fritz, den alten Gebäudekomplex abzureißen und an gleicher Stelle eine moderne Wohnanlage mit 18 Einheiten, einem kleinen Laden und einer Gemeinschaftsstube hochzuziehen. Zielgruppe als Käufer sind Bürger über 50 Jahren, die sich von Haus und Hof trennen und im Alter gut versorgt wissen wollen. Denn die Caritas-Sozialstation St. Kilian ist mit im Boot, um den Bewohnern ihre Dienstleistungen anzubieten.
Neubau statt Verfall
"Der Gedanke kam mir im vergangenen August", so Joachim Fritz, Steuerberater in Würzburg. "Ich machte seit längerem wieder einmal in Mellrichstadt Station und mir wurde klar, dass an meinem Elternhaus etwas getan werden muss, sonst zerfällt es." Gemeinsam mit Bruder Wolfgang habe er überlegt, wie etwas Sinnvolles aus dem Komplex entstehen könnte. Durch enge berufliche Kontakte zu Alfred Heilmann, Geschäftsführer der HKB Haus + Grund Vermittlungs GmbH in Würzburg, sei die Idee aufgekommen, die so genannte Carl Fritz-Service-Wohnanlage in Mellrichstadt anzubieten.
Anbieten bedeutet: Die Familie Fritz stellt Grund und Boden, die Stadt wird laut Will das Projekt Wohnanlage mit Mitteln aus dem Städtebauförderprogramm unterstützten, aber ohne Investoren ist der Plan zum Scheitern verurteilt. "Wenn nicht vor Baubeginn, der im im Frühjahr 2006 vorgesehen ist, bereits 60 Prozent der Wohneinheiten verkauft sind, muss das Projekt abgeblasen werden", sagt Wolfgang Fritz.
Das würde Bürgermeister Will bedauern, legt er sich doch dafür ins Zeug, dass die älteren Bürger der Stadt versorgt sind. Im Hinblick auf die demographische Entwicklung sei es wichtig, genügend Alten- und Pflegeplätze anzubieten - hier ist die Stadt mit Franziska-Streitel- und St. Niklas-Seniorenheim gut bestückt. Eine Lücke klafft nach Ansicht des Bürgermeisters im Angebot für über 50-Jährige, die fürs Alter vorsorgen wollen.
"Mein Vater hat früher zu mir gesagt: 'Jung, wenn du alt wirst, sorg dafür, dass du nicht so viele Dächer hast' ", führte Will mit dem Hinweis darauf an, dass sich das Mittelalter bereits Gedanken machen sollte, wie sich die Lebenssituation im Alter darstellen kann. Im Stadtkern flanieren und kommunizieren könne dazu beitragen, im Alter nicht zu vereinsamen, die Kulturimpulse Mellrichstadt bieten im Stadtkern ein breit gefächertes kulturelles Programm, das leicht zu Fuß zu erreichen ist, gab Will als Vorteil aus.
"Das Projekt der Brüder Fritz ist eine zukunftsweisende Überlegung für alle, die im Alter mitten im Stadtgeschehen stehen wollen", sagte der Bürgermeister. Und fügte an: "Hier haben Privatleute die Möglichkeit, etwas für die Stadt zu tun", spielte Will auf die gesuchten Investoren an, um das Projekt Realität werden zu lassen. "Die passenden Einrichtungen haben sich ja schon gefunden, in die Jahre gekommene Bürger beim älter werden zu begleiten."
Ein Gewinn für das Stadtbild
Alfred Heilmann von der Firma HKB pries an, dass hier etwas entstehen soll, das für das Stadtbild ein Gewinn und für die Bürger interessant ist. In Meiningen und Würzburg beispielsweise, wo die Firma HKB seit Jahren derartige Service-Wohnanlagen betreut, funktioniere das Konzept ausgezeichnet. Mit der Caritas als Partner können sich Interessenten für die Wohneinheiten ein individuelles Paket schnüren, welchen Service sie nutzen wollen - ob nun Entlastung bei der Hausarbeit, Begleit- und Fahrdienste oder gesundheitliche Betreuung.
Dr. Elisabeth Brendebach, Geschäftsführerin des Kreiscaritasverbandes, und Pflegedienstleiterin Johanna Dietz von der Sozialstation St. Kilian finden das Konzept reizvoll: "Service-Wohnen heißt, die Stärken des Einzelnen zu fördern, nicht nur zu betreuen", so Brendebach. Jeder Bewohner könne bestimmen, wie viel Betreuung er haben möchte. "Das ist das Wohnen der älteren Generation der Zukunft", fügte Brendebach an, und hier will die Sozialstation St. Kilian in Mellrichstadt mit von der Partie sein.
Im Blickpunkt
Carl Fritz-Service-Wohnanlage
Die geplanten Ein-, Zwei- und Drei-
zimmerwohnungen münden zum
Großteil auf den Innenhof der
Wohnanlage. Dieser soll gärtnerisch
angelegt, mit Sitzgruppen und
einem Brunnen gestaltet werden -
zum täglichen Treff und Plausch.