Alleine die Lage des ehemaligen Berghotels in Sandberg ist ein Traum. Der unverbaubare Blick in die Ferne ideal und wohltuend für schwer erkrankte Menschen. Das dachte sich auch Jürgen Schwing auf der Suche nach einem Domizil für eine Wohngemeinschaft der häuslichen Pflege.
"Wir sind kein Seniorenheim und kein Krankenhaus", erklärte er. Betreut werden in der nunmehr umgebauten Einrichtung durch den Aragonit Intensiv-Pflegedienst schwer kranke, pflegebedürftige, tracheotomierte (Luftröhrenschnitt) beziehungsweise beatmete Klienten in einer Wohngemeinschaft. Individuelle Pflege rund um die Uhr werde von hochqualifiziertem Personal gewährleistet, die über langjährige Erfahrung im Bereich der außerklinischen Beatmung verfügen, so der Leiter der Einrichtung.
Familiäre Erfahrungen
Auf die Idee, eine Wohngemeinschaft der häuslichen Pflege einzurichten kam Jürgen Schwing aufgrund familiärer Erfahrungen.Von Beruf ist er examinierter Krankenpfleger und bildete sich zum Pflegeexperten für außerklinische Beatmung weiter. Ein Bekannter gründete in Berlin eine solche Wohngemeinschaft, mit ihm arbeitet er seit zehn Jahren eng zusammen. Da in Hessen Wohngemeinschaften dieser Art nicht möglich sind, wich er ins benachbarte Unterfranken aus. Schwing lebt in der Nähe von Schlüchtern. "Fachkräftemangel einerseits sowie fehlende Möglichkeiten die Betreuung von beatmeten Personen zu Hause zu organisieren, führten letztlich zur Gründung von Intensiv-Pflege Wohngemeinschaften", erklärte er.
Das ehemalige Hotel in Sandberg pachtete Jürgen Schwing ab August 2015. "Die bauliche Struktur ist ideal für unser Vorhaben. Die Zimmer nahezu alle gleich groß, es gibt einen Gemeinschaftsraum, einen ebenerdiger Zugang und natürlich die traumhafte Lage am Ortsrand von Sandberg." Es folgte eine intensive Planungs- und Umbauphase, was von behördlicher Seite aus lange Zeit in Anspruch nahm. Alleine die Erstellung eines Brandschutzkonzeptes habe bis Ende 2016 gedauert. Nachdem die Genehmigung zur Nutzungsänderung vorlag, konnte die Modernisierung der Räume und sanitären Anlagen sowie der Einbau eines Pflegebades erfolgen. "Von der Gemeinde Sandberg haben wir stets volle Unterstützung und Zuspruch bekommen", betonte Schwing.
Erste Klienten Mitte Februar
Betrieben werde die Intensiv-Pflegeeinrichtung durch die Aragonit-Intensivpflege mit Sitz in Bad Brückenau. Neun Klienten haben in der Wohngemeinschaft Platz, die zum 1. Februar offiziell eröffnete. In der zweiten Februarhälfte sollen die ersten in Sandberg einziehen. "Um eine bestmögliche Rehabilitation unserer Klienten erzielen zu können, arbeiten wir mit verschiedenen Ärzten und Therapeuten zusammen und setzen auf eine enge Zusammenarbeit mit Krankenhäusern, Rehakliniken, Ärzten und Therapeuten", erklärte Jürgen Schwing.
Auch die Unterstützung und Zusammenarbeit mit Angehörigen und Betreuern in allen Fragen der Pflege und Finanzierung sei ein wichtiger Punkt. Angehörige haben zudem die Möglichkeit im ersten Stock des Hauses in einem der Hotelzimmer zu übernachten, um auch längere Zeit bei ihren pflegebedürftigen Familienmitgliedern zu verweilen.

Da es sich um eine Wohngemeinschaft und kein Krankenhaus handele stehe es den Bewohnern frei, ihre Zimmer individuell und ihren Wünschen entsprechen mit privaten Möbeln und Dekoration zu gestalten. Sechs Zimmer verfügen sogar über einen eigenen Balkon. Es handelt sich ausschließlich um Einzelzimmer.
Hoher Personalaufwand
Aufgenommen werden nicht nur Klienten, die bettlägerig sind, sondern auch solche, die noch eine gewisse Mobilität haben. Allerdings können keine an Demenz erkranken Personen und Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren aufgenommen werden.
Pflegedienstleiterin ist Maria Biehl. Sie ist examinierte Altenpflegerin und Pflegeexpertin für außerklinische Beatmung. Sechs Pflegekräfte werden zunächst die Betreuung mit übernehmen. In der Intensivpflege-Wohngemeinschaft werden die Klienten mit dem Personalschlüssel 1:3 betreut. Hinzu kommen noch ein Pflegehelfer und eine Reinigungskraft.
Es gibt eine Küche, in der sich die Bewohner, soweit sie mobil und dazu in der Lage sind, auch selbst versorgen können. "Wir streben eine größtmögliche Selbstständigkeit an. Unsere Pflegekräfte stehen dabei unterstützend zur Seite, um ein möglichst selbstbestimmtes Leben auch mit einer schweren Krankheit zu ermöglichen", so Schwing.