Der Verein der Freunde und Förderer dieser Schule hatte zur Jahreshauptversammlung eingeladen. Vorsitzender Christian Specht eröffnete diese in der wie immer proppenvollen hauseigenen Kapelle, wie die Aula des prächtigen Fachwerkbaus von Anfang an schon genannt wurde.
Etwa 90 Gäste waren gekommen. Unter ihnen auch einige ehemalige Schüler, die heute im Landkreis Rhön-Grabfeld leben.
Das Interesse an der Entwicklung des traditionsreichen Schullanderziehungsheimes, das viele Jahre unerreichbar im Grenzbereich der ehemaligen DDR lag, ist ungebrochen.
"Lerne mit Herz, Verstand und Händen", so lautete die Devise von Hermann Lietz, dem unvergessenen Schöpfer des Heimes, der hier auch seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Nicht nur das geistige Wissen wurde und wird in Haubinda gelehrt, hier kommt auch das praktische Geschick nicht zu kurz. Dieses wird in zahlreichen grundverschiedenen Arbeitskreisen, Gilden genannt, gefördert. Das wichtigste aber ist die Herzensbildung, das menschliche Miteinander in der Gesellschaft. Davon zeugt der gelebte Umgangston miteinander, der hier in Haubinda Bände spricht.
Heimleiter Burkard Werner berichtete stolz, dass das so genannte Prinzenhaus termingerecht eingeweiht werden konnte. Das gesamte Fundament musste erneuert werden. Ganz Haubinda sei eine einzige Baustelle, stellte er dabei fest.
Das André- und das Bismarck-Haus werden restauriert. Gefördert wird das André-Haus vom Land Thüringen mit 30 000 Mark, das Amt für Denkmalpflege stellt für das Bismarck-Haus 10 000 Mark zur Verfügung. Die Abwasserleitungen von den einzelnen Häusern zur voll biologischen Kläranlage, die unterhalb des André-Hauses entsteht, konnten noch bei Trockenheit verlegt werden.
Mit dem Bau der Grundschule wurde an der Stelle, wo sich ehemals die Landwirtschaft befand, begonnen. Aus dem Kreis dieser Grundschüler sollen die externen Schüler der Haupt- und Realschulklassen kommen. Daher ist auch ein eigenes Familienhaus für die Grundschüler angedacht.
Insgesamt bietet Haubinda rund 90 Heimschülern Unterkunft und ist damit das älteste noch existierende Landerziehungsheim. Ein Denkmal der Reformpädagogik. Wenn dieses am 18. April 2001 seinen 100. Geburtstag feiert, wird die Stiftung auch die Schule Haubinda in privater Trägerschaft übernehmen.
Auch das ehrwürdige Haupthaus bedarf noch einer dringenden Sanierung. Unter dem Stichwort "Spendenaktion Haupthaus 2001" bittet der Verein der Freunde und Förderer der Hermann-Lietz-Schule Haubinda um Spenden auf das Konto Deutsche Bank Meiningen, Bankleitzahl 820 700 24, Kontonummer 4 01 40 15 00.
Dr. Dieter Heim, stellvertretender Vorsitzender, erklärte, dass laut Satzung der Förderverein sein Ziel erreicht habe und fragte provokatorisch, ob man sich nun auflösen solle. Dies führte jedoch zu einer sehr emotional geprägten Aussprache. Der Verein wird auch weiterhin die Entwicklung des Landerziehungsheimes begleiten.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen konnten sowohl die einzelnen Baustellen als auch sämtliche Räumlichkeiten der einzelnen Häuser einschließlich des Schulmuseums besichtigt werden. Zahlreiche Ausstellungen und Schülervorführungen boten einen lebhaften Einblick in die Erziehungsmethoden des Heimes. Mit swingendem Jazz und dem zahlreichen Austausch von Erinnerungen verabschiedeten sich die Gäste mit dem Gelöbnis, sich spätestens zur Jahrhundertfeier im April 2001 wieder hier zu treffen.