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BAD KÖNIGSHOFEN: Ist das sinnvoll oder kann das weg?

BAD KÖNIGSHOFEN

Ist das sinnvoll oder kann das weg?

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    Keine Deklarationspflicht für Transfette in Deutschland: Auf den Inhaltsangaben der Lebensmittel wird lediglich der Fettanteil insgesamt erwähnt. Das soll sich in Zukunft durch eine EU-Verordnung ändern, gleichzeitig soll eine Obergrenze für Transfette eingeführt werden.
    Keine Deklarationspflicht für Transfette in Deutschland: Auf den Inhaltsangaben der Lebensmittel wird lediglich der Fettanteil insgesamt erwähnt. Das soll sich in Zukunft durch eine EU-Verordnung ändern, gleichzeitig soll eine Obergrenze für Transfette eingeführt werden. Foto: Foto: Regina Vossenkaul

    Sinnvolle Gesundheitsvorsorge oder schon wieder eine neue Verordnung, die die Welt nicht braucht? Aus dem großen Bereich der Fette und Öle hat die EU diesmal die Transfette unter die Lupe genommen, die laut wissenschaftlichen Untersuchungen gesundheitliche Risiken erhöhen. Die EU-Abgeordneten stimmen im Plenum am Mittwoch, 26. Oktober, darüber ab, ob innerhalb der EU bindende Grenzwerte für industrielle Transfettsäuren in Lebensmitteln eingeführt werden sollen (Begrenzung auf höchstens zwei Prozent Transfette pro 100 Gramm Fettgehalt). Im Vorfeld können auch Verbraucher per Internetbefragung ihre Meinung dazu äußern.

    Transfette sind schlecht für den Organismus

    Was sagen Fachleute zu dem Vorstoß aus Brüssel? Doris Hartan-Khan, Leiterin der Landwirtschaftsschule, Abteilung Hauswirtschaft, in Bischofsheim, hält eine Reduzierung der Transfette auf jeden Fall für angebracht. Es gebe keinerlei positive Auswirkungen auf den Organismus, nur negative, gibt sie zu bedenken. „Eine hohe Zufuhr an TFA (= trans fatty acids) steigert das Risiko für Fettstoffwechselstörungen durch Erhöhung der Blutfette und des Cholesterinspiegels – dadurch steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall)“, sagt Hartan-Khan.

    Junge Männer gehören zur Risikogruppe

    Laut Bundesinstitut für Risikobewertung gehörten neben Übergewichtigen und Diabetikern besonders junge Männer zwischen 14 und 34 Jahren, die mehr Pommes frites, Pizza und Backwaren zu sich nehmen als empfohlen, zu der Risikogruppe. „Es macht auf jeden Fall Sinn, einen Grenzwert für die industrielle Herstellung von Lebensmitteln einzuführen, der dann auch einer entsprechenden Kontrolle unterliegt“, meint Doris Hartan-Khan.

    Positive Erfahrungen im Ausland

    Sie verweist auf die positiven Erfahrungen in Dänemark, Österreich, Norwegen und der Schweiz, wo es die Begrenzungen für TFA bereits gibt. In Deutschland müssten die Fette nicht einmal deklariert werden. Ob der Höchstwert von zwei Gramm pro 100 Gramm Fett ausreichend ist, kann sie nicht beurteilen. „Höher sollte der Wert jedenfalls nicht gesetzt werden, denn je weniger von einem problematischen, schädigenden Inhaltsstoff in unserer Nahrung vorhanden ist, umso besser ist es für unsere Gesundheit“, ist ihre Meinung. Darüber hinaus gelte es immer wieder auch die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu überdenken.

    Weniger Trans-Fettsäuren besser

    Der Badearzt Dr. Roland Köth arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis in Bad Königshofen und weist auf die Rolle der Nahrung als Energiespender und als Baustoff zur laufenden Wiederherstellung von Körperzellen hin. Manche Stoffe seien dafür wertvoller, manche weniger und manche könnten die Entstehung bestimmter Krankheiten begünstigen, was meist eine Frage vor allem der Menge sei. „Trans-Fettsäuren können nach heutigem Kenntnisstand zusammen mit anderen Faktoren wie Veranlagung und in Kombination mit anderen bekannten Risikofaktoren Gefäßschäden und somit vor allem Herz-Kreislauferkrankungen begünstigen“,, sagt er. Dies sei umso ausgeprägter, je größer die Menge ist. „Weniger Trans-Fettsäuren ist besser“.

    Gegen die Regelungswut

    Köth ist aber kein Freund von zusätzlichen Vorschriften. „Ich wehre mich gegen die Bevormundung durch europäische Regelungswut“, so sein Kommentar. Zucker sei auch ungesund, aber: „Ich brauche keine Begrenzung des Zuckeranteils in jeglicher Speise auf soundso viel Prozent.“ Kuchen, Honig und Marmelade wären dann für die gesamte Bevölkerung verboten. Sein Rat: „Um Trans-Fettsäuren zu sparen, lieber seltener Frittiertes essen und vielleicht nicht ganz so viel. Aber wenn, dann sollen die Chips auch schmecken. Zum Glück hätten wir in unserem Land noch die Freiheit, auch einmal etwas zu essen, was ungesund ist.“

    Verbraucher lesen Inhaltsangaben nicht

    Erika Idriss, Diätassistentin und Ökotrophologin aus Bad Königshofen fragt sich, wer die Obergrenze überprüfen soll. Auch wenn die Transfettsäuren zukünftig auf der Zutatenliste der Lebensmittel deklariert werden müssen, habe das für den Verbraucher kaum einen praktischen Wert, denn: „Die wenigsten Verbraucher lesen die aufgeführten Inhaltsangaben, weil sie häufig unverständlich sind und zum Entziffern eine Lupe notwendig wäre.“ Sie fände es wünschenswert, nicht nur Inhaltsstoffe und Referenzwerte in den Blick zu nehmen, sondern auch die Verzehrmenge insgesamt, die erheblich über dem Bedarf vieler Verbraucher liege. „Schlicht ausgedrückt: es wird mehr gegessen, als der Mensch braucht“, so Idriss. Die Folge sei eine permanente Zunahme des Durchschnittgewichts der Bevölkerung, verbunden mit den gesundheitlichen Risiken. „Man sollte unverarbeitete Lebensmittel bevorzugen und auch wieder mehr selber kochen, da weiß man, was drin ist“, rät die Ökotrophologin.

    Transfette Transfette heißen eigentlich Transfettsäuren, die durch die Härtung von Pflanzenölen – wie in vielen Margarinesorten – entstehen. Chemisch gesehen handelt es sich bei Transfetten um ungesättigte Fettsäuren, die eine Doppelbindung zwischen zwei Kohlenstoffatomen haben. Dadurch verändern sich die Eigenschaften, Fette werden streichfähig, sorgen für mehr Cremigkeit. Sie werden von der Industrie gerne eingesetzt, weil sie billig in der Herstellung und lange haltbar sind. Man findet sie vor allem in Backwaren: Croissants, Kuchen, Kekse, Donuts, in Fast Food: Pommes frites, Pizza, Burger, in Fertiggerichten: Trockensuppen, Panaden auf tiefgefrorenen Hähnchen- und Fischfilets und in Süßwaren und Snacks: Kartoffelchips, Popcorn, Cracker, Müsliriegel. Transfette kommen natürlicherweise auch in Milch und Milchprodukten vor. Sie werden im Pansen, einem Teil des Magens von Wiederkäuern, gebildet. Allerdings in kleinen Mengen und mit anderen Eigenschaften als die der chemisch hergestellten Transfette. Grundsätzlich sollten Transfette so wenig wie möglich in der täglichen Ernährung vorkommen und nicht mehr als ein Prozent der Nahrungsenergie ausmachen, empfiehlt die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung). (Quellen: Informationen der DGE und EU).

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