War ja klar, dass am anderen Ende der Leitung kein Mensch sitzt. Wäre zu viel verlangt. Die Stimme vom Band begrüßt mich im Namen des „Service-Teams“. Dann gibt es einen Service-Hinweis: „Zur Sicherung einer hohen Servicequalität können einzelne Gespräche zu Ausbildungszwecken aufgezeichnet werden.“ Außerdem erzählt mir die Stimme, dass der Service 1,29 Euro pro Minute kostet, wenn gleich jemand vom Service-Team mit mir redet. Das ist doch mal ein Service. Vorher muss ich nur noch meine Handynummer über die Tastatur eintippen und mit der Raute-Taste bestätigen. Dann folgen unendliche viele weitere Service-Hinweise, die in einer Warteschleife münden: „Bitte legen Sie nicht auf, der nächste freie Mitarbeiter ist gleich für Sie da!“ Nachdem ich diesen Satz 24 Mal gehört habe, beginne ich mir Gedanken zu machen über die Bedeutung von g-l-e-i-c-h. Scheint ein dehnbarer Begriff zu sein. Für mich war gleich eigentlich immer gleich. Also sofort. Umgehend. Schleunigst. Schnellstens. Sogleich. Stracks. Alsbald. Flugs. Nach 4.50 Minuten war dann scheinbar g-l-e-i-c-h vorbei. Die Stimme vom Service-Team meldete sich wieder: „Zur Zeit sind alle Mitarbeiter im Gespräch. Deshalb können wir Ihren Anruf nicht persönlich entgegen nehmen. Versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt wieder.“ Wieso später? G-l-e-i-c-h natürlich. Nummer wählen. Es folgt der einstündige Vortrag der „Service-Team“-Stimme. Handynummer über die Tastatur eintippen. Mit der Raute-Taste bestätigen. Warteschleife. Versuchen-Sie-es-später-wieder-Rauswurf. Nicht mit mir, Freunde! Wählen. Service-Team-Stimme. Handynummer über Tastatur, Raute-Taste, Warteschleife, Rauswurf. Gewählt. Stimme. Handynummer. Raute. Warteschleife. Rauswurf. Kurz vorm Durchdrehen gab ich auf. Auch ganz ohne Raute-Taste kenne ich jetzt den Trick des Service-Teams: Die Servicequalität lässt sich am besten sichern, wenn man erst gar keine Gespräche führt.
Bad Königshofen