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BAD KÖNIGSHOFEN: Jochen Guck bekommt Humboldt-Professur

BAD KÖNIGSHOFEN

Jochen Guck bekommt Humboldt-Professur

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    Hohe Auszeichnung: Dr. Jochen Guck hat die von Humboldt-Professur an der Technischen Universität in Dresden erhalten.GUCK
    Hohe Auszeichnung: Dr. Jochen Guck hat die von Humboldt-Professur an der Technischen Universität in Dresden erhalten.GUCK Foto: Foto:

    (hf) Der 16. August 1990 war für Ewald Guck und seine Frau Elfriede ein Tag, den sie nie vergessen werden. Ihr 17-jähriger Sohn Jochen verunglückte schwer und sitzt seitdem mit einer Querschnittslähmung im Rollstuhl.

    „Jochen hat sich aber nie unterkriegen lassen und an sich gearbeitet und sich seinen Lebenstraum erfüllt“, sagt Ewald Guck. Mit Recht sind die Eheleute Guck gerade deshalb stolz auf ihren Sohn, der vor wenigen Tagen die Humboldt-Professur für Zelluläre Maschinen am Biotechnologischen Zentrum der TU Dresden erhalten hat. Noch allerdings ist der gebürtige Bad Königshofener im Cavendish Laboratory der University of Cambridge. Erst Ende dieses Jahres wird er dann nach Dresden ziehen.

    Jochen Guck wurde am 19. Januar 1973 in Schweinfurt geboren, besuchte in Bad Königshofen die Volksschule, anschließend das Gymnasium. In seiner Zeit als Gymnasiast besserte er sein Taschengeld bei einem Ferienjob nebenbei etwas auf. Bei der Rückfahrt von der Arbeitsstelle geschah dann der folgenschwere Unfall: Der Fahrer eines Kleinbusses, der mit Arbeitern besetzt war, raste gegen eine Hausmauer.

    Jochen Guck wurde dabei schwerstverletzt und ist seitdem querschnittsgelähmt. Der damals 17-Jährige gab sich aber nicht einfach seinem Schicksal hin, sondern studierte Physik an der Universität in Würzburg (1993-1996) und bekam dann ein Stipendium nach Texas.

    Das Stipendium war auf ein Jahr begrenzt, Jochen Guck allerdings blieb in Texas. Nach seiner Promotion kam er von der University of Texas im Jahr 2002 an die Universität Leipzig, wo er fünf Jahre lang lebte und forschte, bevor er 2007 an die University of Cambridge ging. Dort arbeitet er als Dozent im Cavendish Laboratory, in dem James Watson und Francis Crick 1953 das räumliche Modell der DNA-Doppelhelix entdeckten, was als die Geburtsstunde der Molekularbiologie gilt. Jochen Guck bekam 2003 den Young Scientist Award der biomedizinischen Photonik des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg und 2008 den Cozzarelli-Preis der National Academy of Sciences der USA verliehen. Erst vor kurzem erhielt er die Paterson Medaille für seine Erfindung der Optischen Strecker (optical stretcher) sowie andere neuartige physikalische Methoden zur Erforschung zellulärer mechanischer und optischer Eigenschaften.

    Es ist ein renommierter Forschungspreis, der jetzt an den 38-jährigen Biophysiker Jochen Guck geht. An der TU Dresden wird er sich auf die Entwicklung neuer, biophysikalischer Ansätze für die Stammzellforschung, Blutzelldiagnose und Neuroregeneration fokussieren, für die ihm als Preisgeld fünf Millionen Euro über fünf Jahre zur Verfügung stehen. Für die TU Dresden ist dies ein „hochkarätiger Zuwachs“. „Ich freue mich sehr, dass die Alexander von Humboldt-Stiftung unsere Nominierung angenommen hat, denn mit Jochen Guck können wir einen international renommierten Biophysiker für das Biotechnologische Zentrum der TU Dresden gewinnen“, sagt der Rektor der TU Dresden, Professor Hans Müller-Steinhagen. Die Alexander von Humboldt-Professur gilt als der höchstdotierte internationale Preis für Forschung in Deutschland, der von der Alexander von Humboldt-Stiftung an weltweit führende und im Ausland tätige Wissenschaftler vergeben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wird.

    Auch der Direktor des BIOTEC der TU Dresden, Prof. Michael Brand, ist sich sicher, dass der Biophysiker Jochen Guck eine zentrale Rolle im fachübergreifend arbeitenden Forschungszentrum spielen wird, um die Biomedizin mit der Physik und dem Bio-Engineering enger zu verknüpfen: „Es ist selten, dass ein Physiker sein traditionelles Fachgebiet verlässt und der Biologie sowie Biomedizin wichtige Impulse gibt.“

    Jochen Guck, der seit drei Jahren verheiratet ist, hat gezeigt, dass man auch nach einem schweren Unfall mit einer Querschnittslähmung nicht aufgeben darf. „Er hat sich nie unterkriegen lassen und ist immer unterwegs auf Vorträgen oder widmet sich seinen Hobbys“, erzählt Ewald Guck. Der gebürtige Bad Königshöfer hat in all den Jahren nie den Kontakt zu seiner Heimat verloren. „Mindestens einmal in der Woche telefonieren wir“, sagt sein Vater.

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