Seit Anfang April drehen die Segelflieger über der Wasserkuppe wieder ihre Kreise. Damit wurde das Jubiläumsjahr „100 Jahre Segelflug auf der Wasserkuppe“ eingeläutet. Mit dem Grand Prix Finale der Segelflieger, das vom 23. bis 30. Juli auf dem Traditionsberg stattfindet, wird für Segelflugfans ein besonderer Leckerbissen geboten.
Das Luftrennen über der Rhön und der weiteren Umgebung, das den Status einer Weltmeisterschaft hat, wird von Karl Senne kommentiert. Der ehemalige Moderator des ZDF-Sportstudio schaute unlängst auf der Wasserkuppe vorbei, um sich mit den Organisatoren des Events zu treffen. Standesgemäß reiste Senne mit seinem Motorsegler „Taifun“ vom Flugplatz Langenlonsheim an.
Als begeisterter Segelflieger mit weit über 2000 Flugstunden wird er das Grand Prix Finale allgemein verständlich moderieren. Nicht nur geschichtlich hat die Wasserkuppe auch heute noch große Ausstrahlung für Senne. Er muss es wissen, denn immerhin begleitete er mehrere Segelflug Rekord-Expeditionen in aller Welt. Mit dem Ostheimer Walter Binder war Senne zum Beispiel als Copilot von Alice Springs/Australien zu Dreiecksflügen bis zu 1264 Kilometern unterwegs. In seinem Leben schaffte es der mittlerweile 77-jährige Senne mit spannenden Reportagen den Segelflug in den Fokus der Öffentlichkeit zu stellen. Ein Höhepunkte war sicher die Eröffnung der Segelflug-WM in Paderborn (1981). Dort schwebte Senne standesgemäß mit dem Segelflugzeug ein, um dann das Sportstudio live zu moderieren. Mit dem Grand Prix Finale auf der Wasserkuppe steht Senne nun eine weitere spannende Aufgabe als Kommentator bevor.
Selbst aktiver Flugsportler
Insgesamt 156-mal moderierte der Medienprofi von 1981 bis 1992 das Sportstudio. Darüber hinaus war er langjähriger Sportchef beim ZDF. Seine Tätigkeit begann er beim Westdeutschen Rundfunk im Jahr 1957. Mit dem Segelflug kam Senne 1961 in Berührung, als er für die ARD über die Segelflug-DM im Breisgau berichtete. 1968 begann Senne selbst mit dem Motorflug, um 1978 endgültig von der Faszination des Segelflugs erfasst zu werden. Der Flugbazillus hat sich in der Familie ausgebreitet. Schwiegertochter Katrin Senne wurde 2007 Damen-Weltmeisterin der 15-Meter Klasse. Sohn Stefan fliegt regelmäßig hochklassige Wettbewerbe mit.
Die Wiege des Segelfluges
Bei seinem Besuch auf der Wasserkuppe ließ sich Senne einen Besuch im Deutschen Segelflugmuseum nicht entgehen. Wie kaum an einem anderen Ort kann man hier die Geschichte des Segelflugs nachvollziehen. 50 Gleit- und Segelflugzeuge belegen verschiedenste Bauphasen von Holz- bis Fasertechnik. Waren 1911 noch kleine Luftsprünge von bis zu 250 Metern, die Piloten der Flugsportvereinigung Darmstadt von der Wasserkuppe aus schafften, liegt der Streckensegelflug-Weltrekord heute bei sagenhaften 3008 Flugkilometern (erflogen von Klaus Ohlmann in Argentinien). Zu den Fliegerlegenden die, die Rhön in aller Welt bekannt machten, zählten Günther Groenhoff, Heini Dittmar oder Wolf Hirth. Gottlob Espenlaub und Alexander Lippisch lebten in den Pionierjahren der Wasserkuppe selbst bei Eis und Schnee in primitivsten Behausungen auf dem Berg. Dabei entwarfen und bauten sie neue Fluggeräte die leider ab und an zu Bruch gingen. Der Rhöngeist war in aller Munde.
Die legendären Rhönwettbewerbe der 30-er Jahre prägten den Segelflug. Mit dem Westwind schafften Piloten Streckenflüge von über 500 Kilometern, die weit nach Tschechien hinein führten. Nachts holten die Mannschaften ihre Piloten zurück. Im Auto wurde geschlafen um am nächsten Tag wieder von der Wasserkuppe abzuheben. Pioniergeist herrschte, als die mutigen Segelflieger in Gewitterwolken eintauchten um Höhenrekord zu fliegen. Dabei mussten die Flieger manches Opfer verzeichnen. An diese erinnert das Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe. Startmannschaften an den Gummiseilen wurden damals neckisch als Gummihunde bezeichnet.
Im Jubiläumsjahr wird das Grand Prix Finale auf der Wasserkuppe den Fortschritt im Segelflug belegen. „Wenn die 15-Meter Flugzeuge mit langen Wasserfahnen dem Ziel entgegenschweben wird die Faszination des Segelflugs für die Zuschauer fassbar werden. Aktuell werden noch einige Qualifikations-Grand Prix ausgetragen. Am 5. Juni stehen endgültig die 20 Top-Piloten fest. die zum Finale in die Rhön eingeladen werden.