Anfang des Jahres war einer Meldung im Bayerischen Rundfunk zu entnehmen, dass alle fünf Tage eine Bäckerei in Bayern schließt. Am 30. April dieses Jahres ist es in Sternberg so weit: Die Bäckerei von Erika und Günter Warmuth verkauft letztmals ihre schmackhaften Back- und Konditorwaren.
Nachdem Bäckermeister Günter Warmuth das Rentenalter erreicht hat und kein Nachfolger gefunden wurde, schließt die traditionsreiche Bäckerei und Konditorei für immer ihre Pforten.
Alois Warmuth (1882-1965) gründete zusammen mit seiner Ehefrau Veronika (1886-1973) 1905 die Bäckerei im Haus Nummer 9 in Sternberg. Er erwarb einen Backofen, der, wie es damals üblich war, lediglich mit Reisig und Holz geschürt werden konnte. Nachdem sich im Dorf kein kommunales Backhaus befand, war es bis zu diesem Zeitpunkt üblich, dass an nahezu jedem Bauernhaus ein Backofen angebaut war.
In den Anfangsjahren buk man vor allem für die Herrschaft im Sternberger Schloss. Alois Warmuth absolvierte seine Meisterprüfung 1911 und konnte fortan auch Lehrlinge ausbilden. Sohn Otto (1919-2000) erlernte ebenfalls das Bäckerhandwerk, absolvierte 1954 die Meisterprüfung und übernahm mit seiner Ehefrau Gusti (1923-2006), die er 1946 heiratete, 1953 die Bäckerei. Sie schafften 1956 einen neuen modernen Backofen für die Backstube an.
In den Anfangsjahren wurde nicht an jedem Tag Brot gebacken. Weck und Schnecken gab es nur am Mittwoch und Samstag. Jeder Landwirt in Sternberg und Zimmerau lieferte an den Müller in Königshofen Getreide, der dann den Bäcker mit Mehl belieferte. Es gab in der damaligen Zeit sogenannte Brotbüchlein, in denen stets fein säuberlich der geholte Brotlaib eingetragen wurde. Man zahlte dann lediglich den Backlohn. Am Jahresende wurde abgerechnet. Hatte man zu viel Brot bezogen, musste man Getreide an den Müller nachliefern, hatte man zu wenig geholt, bekam man eine Gutschrift für das kommende Jahr.
Neben dem Brotbüchlein gab es übrigens auch Brotmarken. Für einen Zentner Mehl erhielt man 40 dieser Marken. Für diese (Gegenwert zwei Pfund Mehl) erhielt man einen großen Laib Brot (drei Pfund). Hierfür waren 50 Pfennig Backlohn zu entrichten.
Sohn Günter, geboren 1947, erlernte ebenfalls den Bäckerberuf bei seinem Vater und arbeitete anschließend in Schweinfurt, später in der Bäckerei Kirchner am Marktplatz in Bad Neustadt. 1971 absolvierte Günter Warmuth die Meisterprüfung und übernahm 1983 die elterliche Bäckerei in Sternberg. Wenig später kauften er und seine Ehefrau Erika, die er 1976 heiratete, das ehemalige Amtsgebäude des Sternberger Schlosses am Plan und die angrenzende historische Zehntscheune. Sie errichteten neben einem neuen Wohnhaus im Nebengebäude des alten Amtshauses eine neue Bäckerei mit Verkaufsraum. Diese wurde im November 1984 eingeweiht.
Im neuen Etagenbackofen, der mit Öl betrieben wurde, konnten bis zu 700 Brötchen gebacken werden. In der Bäckerei Warmuth wurden im Verlauf des über hundertjährigen Bestehens auch eine ganze Reihe von Lehrlingen ausgebildet, zuletzt Edeltraud Werner aus Sternberg. Nach dem kürzlich erfolgten Schließen des Lebensmittelgeschäftes von Christa Bätz in Sternberg ist dies ein weiterer Verlust dörflicher Lebensqualität.