Man nehme zwei Tonnen Lehm-Stroh-Mischung, etliche gezapfte Holzbalken, ungezählte Haselzweige; dazu Wasser und jede Menge Sonnenschein: Fertig ist ein schmuckes Lehmhaus. Eine bunt gemischte Kinderschar zwischen neun und 14 Jahren hat das kleine Fachwerkhaus mit einem Grundriss von zwei mal drei Metern in die Lehmgrube Unsleben gebaut. Fünf Tage lang gab es in den Pfingstferien jede Menge Arbeit und sehr viel Spaß beim Talentcampus „Vergessene Künste – wir bauen ein Haus aus Lehm“ unter der Leitung von Rita van Eckert, Alexandra Laske und Nelly van Eckert.
Ganz im historischen fränkischen Fachwerkstil steht das Lehmhaus da. Von Weitem winken noch die weißen Bänder der kleinen Birke am Giebel den Lehmgrubenbesuchern entgegen, die vom Richtfest stammen.
Die Holzkonstruktion mit den Zapfen und Dübeln hatten Alexandra Laske und Rita van Eckert schon vorbereitet. Aufgebaut wurde gleich am Montag: ein Fundament aus Feldsteinen, dann zusammenstecken, hämmern, bohren, dübeln. Und schon bekommen alle eine Ahnung, wie das Haus mal aussehen wird. Spätestens jetzt waren wirklich alle dabei und alle haben alle Hände voll zu tun. Jetzt schaffen die Kinder jede Menge Haselnussruten herbei. Beim Zuschneiden und Einflechten der Ruten ist Teamgeist gefragt. Ein Gefache nach dem andern füllt sich mit frischen Zweigen.
Dann kommt der Transporter mit der Lehm-Strohmischung. Lehm in Kübel schaufeln, Wasser dazu, anrühren und los geht?s: Stück für Stück wächst der Lehmputz die Wände hoch. Und wenn die Lehmbälle nicht gleichzeitig am Flechtwerk ankommen, dann klatscht schon mal was rüber zum Gegenüber.
Das Dach hat einen steilen Winkel bekommen, das Haus ist dadurch hoch geworden – im Winter soll keine Schneelast das Gebäude malträtieren. Noch ist es provisorisch mit OSB-Platten gedeckt. In den Sommerferien geht?s weiter mit dem Häuslebauen. Dann heißt es Schindeln machen und Dach decken. Und auch einen guten Zweck hat das Lehmhaus. Es soll ein Backhaus werden, natürlich mit Lehmofen. Wer mitmachen möchte und zwischen neun und 16 Jahren ist, kann sich im Sommer anmelden.
Natürlich wurde nicht nur ein Haus gebaut, es gab auch viel leckeres Essen, Outdoor-Cooking auf dem Grill und im mobilen Lehmofen. Diesen hatte eines der Kinder selbst gebaut und zum Talentcampus mitgebracht. Außerdem gab es wertvolle Tipps fürs Leben nicht nur zum Thema Lehmbau, sondern auch über gesunde Ernährung. Hier engagierte sich besonders Irina Koba aus Hausen, eine von drei ehrenamtlich helfenden Müttern. Zum Beispiel verkostete die Gruppe selbst gemachten Tannenspitzen- und Fichtenspitzensirup und Kräuterlimonade mit Holunderblüten.
Dieser Talentcampus war ein Ferienbildungsangebot der Vhs Rhön und Grabfeld in Kooperation mit den Museen in der Schranne, dem JuZ Bad Königshofen und der AWO Ostheim. Der Talentcamp wird gefördert durch das Programm „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Ansprechpartnerin ist Renate Knaut von der Vhs Rhön und Grabfeld unter Tel. 0 97 61/33 37.