Bad Königshofen/Queienfeld (ggr) Der Freistaat Thüringen hat den ersten Investor für das neue Großgewerbegebiet Thüringer Tor im südthüringischen Queienfeld an der Angel - und damit im benachbarten Unterfranken Unruhe ausgelöst, berichtet die Südthüringer Zeitung.
Es ist zwar nicht der heiß ersehnte Großinvestor, die Firma Köberlein&Seigert aus Bad Königshofen. Aber immerhin ein Mittelständler mit rund 200 Beschäftigten, der sich als Spezialist für Sondermaschinenbau und Zuführtechnik einen Namen gemacht und sich nach eigenen Angaben zum Weltmarktführer bei Stufenförderern emporgearbeitet hat.
Nationale und internationale Aktivitäten koordiniert die Firma vom Hauptsitz in Bad Königshofen, von Cambello in South Carolina/USA und vom thüringischen Breitungen aus.
Noch mehr Thüringen
Und jetzt soll noch mehr Thüringen dazu kommen. Laut Südthüringer Zeitung will Köberlein&Seigert in Queienfeld im Landkreis Schmalkalden-Meiningen 200 bis 300 Arbeitsplätze schaffen, in dem Großgewerbegebiet direkt an der neuen Autobahn A71.
Aber es sollen offensichtlich nicht alles neue Arbeitsplätze werden. Der Hauptsitz in Bad Königshofen werde der Investition in Queienfeld zum Opfer fallen, heißt es. Und möglicherweise auch der Standort Breitungen. Einige Mitarbeiter haben den Betrieb in Bad Königshofen bereits verlassen. Auch der Schweinfurter IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Matthias Gebhardt bestätigte die Pläne von Köberlein&Seigert, den Betrieb ganz oder teilweise nach Thüringen zu verlagern. Ende September vergangenen Jahres habe es dazu bereits eine Betriebsversammlung in Bad Königshofen gegeben. Allerdings halte sich die Geschäftsführung sehr bedeckt, so Gewerkschafter Gebhardt. Firmeninhaber Peter Seigert selbst war für die Zeitung nicht zu erreichen.
Seigert, der in Barchfeld auch Geschäftsführer der Firma KRS Malibu ist, hatte Köberlein erst vergangenes Jahr übernommen. Bereits im September sorgte er für Schlagzeilen, als er vier neue Lehrlinge nach einer Stunde wieder nach Hause geschickt hatte. Danach waren die Thüringen-Pläne der Firma durchgesickert.
Brief von Habermann
Damals hatte sich auch die Politik eingeschaltet. In Thüringen kursieren seither Berichte, der Landrat des Kreises Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann (CSU), habe sich mit einem Brief direkt an den Unternehmer gewandt und ihn aufgefordert, er solle sich überlegen, ob er in einem sozialistisch-kommunistischen Land investieren wolle. Habermann selbst, der den Brief nicht vor sich liegen hatte, sagte gegenüber der Südthüringer Zeitung, er habe das so nicht gesagt. Er bestätigte jedoch, dass er einen Brief unmittelbar nach der Bundestagswahl geschrieben habe, in dem er den Investor auch auf das Wahlergebnis hingewiesen hat und darauf, dass dort bei der Wahl mehrheitlich sozialistisch und kommunistisch gewählt worden sei. Er habe ein sehr gutes Verhältnis zu Thüringen, betonte Habermann. Deshalb "sollte man auch offen kundtun, dass man Gysi und Lafontaine nicht unterstützt".
Im übrigen habe sich Habermann selbst für das Gewerbegebiet Queienfeld ausgesprochen. Allerdings sei es schon "bedenklich, wenn man einen Betrieb um wenige Kilometer verlagert und dafür Millionen kassiert", so Habermann. Auch in Bad Königshofen gebe es Möglichkeiten für Köberlein&Seigert sich zu vergrößern, weiß der Rhön-Grabfeld-Landrat. Allerdings nicht die selben Fördermittel. In Bayern seien es sieben Prozent, in Thüringen 28 oder 35 Prozent, je nachdem, wie sich Bayern zu der Investition stellt.