Drei Seeadler werden nach einem kurzen Flug über Point Alpha, dem ehemaligen US-Camp am früheren Todesstreifen, auf den Armen von George Bush sen., Michail Gorbatschow und Helmut Kohl landen. Diese Show soll der spektakuläre Höhepunkt der Preisverleihung an die drei Staatsmänner sein. Übertragen wird sie in alle Welt: Fünf TV-Anstalten senden live, fast 200 Journalisten haben sich schon angemeldet.
Kohl, Gorbatschow und Bush sen. erhalten an diesem Tag den Point-Alpha-Preis. Die Auszeichnung wird zum ersten Mal verliehen. Benannt ist sie nach der Gedenkstätte "Point Alpha" zwischen dem hessischen Rasdorf und dem thüringischen Geisa. Rund 500 VIPs, von den Ministerpräsidenten über Landtagsabgeordnete bis hin zu Botschaftern aus Usbekistan und Afghanistan haben sich angekündigt.
Regeln beachten
Zu der Preisverleihung sind alle Bürger eingeladen. Es soll ein Volksfest im wahrsten Sinne des Wortes werden. Die Besucher müssen allerdings einige Regeln beachten: Zum blauen Haus an der Grenze kommen sie keinesfalls mit dem Auto, sondern nur mit einem Shuttle-Bus. Wer mit dem Auto anreist, wird in Rasdorf auf einen Parkplatz eingewiesen. Von hier fahren dann zwischen 830 und 1015 Uhr ständig Busse die kurze Strecke zur Gedenkstätte. Wer allerdings später als 1015 Uhr kommt, hat Pech und kann nicht an der Preisverleihung teilnehmen. Er darf nicht einmal zu Fuß nach Point Alpha laufen. Fast schon eine Selbstverständlichkeit dürfte es sein, dass Besucher keine Messer oder andere gefährliche Gegenstände mitbringen.
Die Preisverleihung beginnt um 11 Uhr mit den drei Preisträgern sowie dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch und dem thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus, den Schirmherren der Veranstaltung.
Nur 90 Minuten soll sie dauern: so kurzweilig und straff wie möglich. Also keine langweiligen Reden, sondern kurze Talks und Würdigungen. Eine Talkrunde mit der ZDF-Moderatorin Maybritt Illner rundet den offiziellen Teil ab. Wer keinen der 500 Sitzplätze ergattert, bekommt auf dem weitläufigen Gelände trotzdem alles mit: Auf Großbildleinwänden wird die Talkrunde übertragen.
Für die Besucher schließt sich ein Volksfest an, bei dem die ostdeutsche Band "Karat" und die westdeutschen "Wildecker Herzbuben" auftreten werden. Während das gemeine Volk mit ost- und westdeutscher Musik feiert, wird die Prominenz schmausen. Die Ministerpräsidenten Roland Koch und Dieter Althaus haben die hochrangigen Politiker zu einem Mittagessen mit "fein zubereiteter Hausmannskost" eingeladen. Die Kosten für das Fest trägt nicht der Steuerzahler, sondern übernehmen Sponsoren.
Klar, dass bei diesem Programm und so prominenten Gästen viele Besucher zum Bürgerfest kommen möchten. Das wirft natürlich enorme Sicherheitsprobleme auf.
Für die Sicherheit der Veranstaltung ist Raymond Walk, Leiter der Polizeidirektion Gotha, zuständig. Wie er in der Fuldaer Zeitung erklärte, wird Point Alpha an diesem Tag kein Hochsicherheitstrakt. Wie Walk wünschen auch die Veranstalter, dass an diesem historischen Treffen möglichst viele Menschen dabei sind. Niemand müsse Angst haben, dass die Polizei mit Wasserwerfern oder Absperrgittern auffährt. Die Sicherheitsvorkehrungen sollen sinnvoll, aber nicht sichtbar sein, so der Polizeidirektor.
Dennoch ist die Sicherheit ein wichtiges Thema. So tagt in Gotha ein sechsköpfiges Vorbereitungsteam der Polizei schon sei eineinhalb Monaten und ist nur mit dem Ablauf der Veranstaltung am 17. Juni in der hessischen Rhön beschäftigt.
Während sich die deutschen Polizisten also eher dezent im Hintergrund halten wollen, ist nicht ganz klar, wie die Amerikaner vorgehen werden. Für die Sicherheit des amerikanischen Ex-Präsidenten ist der Secret-Service zuständig und der hat eine andere Philosophie, weiß Walk.
Nach seinen Angaben geht die Polizei davon aus, dass sich etwa 5000 Menschen auf den Weg nach Rasdorf machen werden. Wie viele es tatsächlich werden, weiß natürlich niemand genau. Die Veranstalter haben aber schon ein großes Interesse registriert.
1000 Polizisten im Einsatz
Auch wenn die Polizei also eher unauffällig agieren will, werden doch rund 1000 Beamte im Einsatz sein. Viele von ihnen werden sich in Zivil unter die Besucher mischen. Man müsse von Sicherheitskontrollen ausgehen, wie wenn man mit dem Flugzeug fliegt, stellt Polizeidirektor Walk fest. Am Festgelände werde jeder Besucher durch einen Metalldetektor geführt. Da soll es dann im Wesentlichen gewesen sein.
Von Bad Neustadt nach Rasdorf sind es etwa 63 Kilometer. Mit dem Auto fährt man zunächst nach Bischofsheim, hier biegt man auf die B 278 ein. Auf dieser Bundesstraße bleibt man über 30 Kilometer bis nach Geisa, wo die Strecke ins zwei Kilometer entfernte Rasdorf ausgeschildert ist.