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MELLRICHSTADT: Kolping und sein Ideal einer sozialen Welt

MELLRICHSTADT

Kolping und sein Ideal einer sozialen Welt

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    Im Priesterrock auf dem Kutschbock: Peter Langer schlüpfte in die Rolle Adolph Kolpings und las Originaltexte des Gesellenvaters vor.
    Im Priesterrock auf dem Kutschbock: Peter Langer schlüpfte in die Rolle Adolph Kolpings und las Originaltexte des Gesellenvaters vor. Foto: Foto: Gbureck

    Elmar Will, der Vorsitzende der Kolpingfamilie Mellrichstadt, begrüßte am Freitagabend im katholischen Pfarrsaal Peter Langer, Bildungsreferent der Kolping-Akademie Würzburg. Er las aus Briefen und Original-Texten von Adolph Kolping vor und nahm das Publikum, in die Rolle von Kolping schlüpfend, mit auf eine Reise durch ganz Europa.

    Als Adolph Kolping am 8. Dezember 1813 als Sohn des Schäfers Kolping geboren wird, erlebte Europa die Geburtsstunde einer neuen Bewegung – der Industrialisierung. Nachdem es auch Presse- und Versammlungsfreiheit in Deutschland gab, kam es zu vielen Vereinsgründungen – politisch, religiös, sozial, gesellschaftlich und kulturell.

    In Köln lebte der Priester Adolph Kolping, 36 Jahre alt, der bereits ein bewegtes Leben hinter sich hatte. Aufgewachsen in Kerpen, fühlte er sich zu höherer Bildung berufen. Er erlernte das Schuhmacherhandwerk, auf der Wanderschaft erlebte er das harte Handwerkerleben. Studieren wollte er und Priester werden, was aber schier unmöglich schien. Durch Gönner und Stiftungen erreichte er aber doch sein Ziel und wurde 1845 in Köln zum Priester geweiht. Er erlebte das Elend der Handwerker in Industriebetrieben und nahm sich dieser Menschen seelsorgerisch an. Gleichzeitig war er Präses im katholischen Gesellenverein.

    Kolping erkannte seine Aufgabe. Das Gebot der Stunde war es, die Idee des Gesellenvereins auch anderswo zu verbreiten. Im März 1849 erhielt er die Stelle des Domvikars zu Köln. Sofort wurde er aktiv und gründete am 6. Mai 1949 den ersten Gesellenverein von Köln. 1950 wurden die ersten Sozialkassen eingerichtet, weiterhin Sparkassen, die manchem Gesellen ein wahrer Segen waren. Damit war Kolping seiner Zeit weit voraus. Er schaffte es in kurzer Zeit, die gegründeten Vereine zum Rheinischen Gesellenbund zusammenzuschließen. Er griff Missstände auf und suchte nach Lösungen und nutzte dabei geschickt die Pressefreiheit. Durch seine priesterliche Sorge prägte er den Begriff der Volksseelsorge.

    Peter Langer berichtete nicht nur über Kolping, sondern schlüpfte auch in seine Rolle. Auf dem Katholikentag 1851 in Mainz begann Kolpings Werbekampagne, wo er Bischof von Ketteler seine Zukunftsperspektive verdeutlichte. Der Geselle muss wandern von Stadt zu Stadt, das erfordert Hospize in den Städten, war sein Anliegen. In vielen Städten im In- und Ausland war er unterwegs, in Würzburg fand seine Reise ein Ende.

    Die soziale Frage war für Kolping eine Frage der Neugestaltung der Gesellschaft. Bereits vor Erscheinung der Sozialenzyklika 1891, mit der die Kirche zum sozialen Engagement aufgerufen wurde, hatte Kolping als einer der Ersten durch die Gründung der Gesellenvereine die soziale Neugestaltung verwirklicht. Er war überzeugt: der Wandel der Gesellschaft geschieht durch Veränderung des Menschen. 1862 ehrte ihn Papst Pius IX. für sein Wirken mit der Ernennung zum päpstlichen Geheimkämmerer.

    1865 weilte der erkrankte Kolping im Seebad Ostende und verfasste sein Testament. Am 4. Dezember 1865, dem Festtag der heiligen Barbara, starb Adolph Kolping im Gesellenhospitium, dessen Einweihung er noch erlebte – vier Tage vor seinem 52. Geburtstag. Ein früh vollendetes Leben des spätberufenen Priesters, das er der Ausbreitung und Festigung des katholischen Gesellenvereins geopfert hat.

    „Katholische Liebe gilt keiner Nation, sondern den Menschen, denen geholfen werden soll“, fasste Peter Langer die Lebensmaxime Adolph Kolpings zusammen. Das Kolpingwerk wurde zu einer Erfolgsgeschichte. In Würzburg hat es eine tiefe Verwurzelung gefunden. 1852 wurde hier der erste katholische Gesellenverein gegründet, heute ist dort die Kolping-Zentrale. Seit über zwei Jahren setzt sich Kolping für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge ein, für die am Ende des Abends anstelle eines Eintrittsgeldes um eine Spende gebeten wurde. Auch in Mellrichstadt ist die Kolpingfamilie seit 1870 zu Hause, ist damit die älteste Kolpingfamilie im diözesanen Bereich Würzburg.

    „Die Zukunft gehört Gott und den Mutigen“, schloss Peter Langer seinen bemerkenswerten Vortrag.

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