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BAD NEUSTADT: Krankheit mit den 1000 Gesichtern

BAD NEUSTADT

Krankheit mit den 1000 Gesichtern

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    Die Neurologische Klinik Bad Neustadt ist nun Multiple Sklerose-Zentrum. Im Bild (von links) Ellen Fischer, Oberarzt Stefan Schlesinger, Angela Götz-Jackman und Ärztlicher Direktor Professor Bernd Griewing mit der Zertifizierungs-Urkunde zum MS-Zentrum.
    Die Neurologische Klinik Bad Neustadt ist nun Multiple Sklerose-Zentrum. Im Bild (von links) Ellen Fischer, Oberarzt Stefan Schlesinger, Angela Götz-Jackman und Ärztlicher Direktor Professor Bernd Griewing mit der Zertifizierungs-Urkunde zum MS-Zentrum. Foto: FOTO Ines Laber

    Für die Zertifizierung, die in regelmäßigen Abständen überprüft wird, müssen verschiedene Qualitätskriterien erfüllt werden, unter anderem die Einrichtung einer MS-Datenbank, die in Bad Neustadt von Dr. Ellen Fischer betreut wird. Was die Neurologische Klinik in Bad Neustadt vor anderen MS-Zentren auszeichnet: Hier findet sowohl eine akute Versorgung wie auch Rehabilitation statt, und auch nach dem Klinikaufenthalt stehen die MS-Nurses den Patienten mit einer ambulanten Nachversorgung zur Seite.

    Die Multiple Sklerose ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Oberarzt Stefan Schlesinger beschreibt die Krankheit als einen Immundefekt: Statt Krankheitserreger abzuwehren, bekämpft das Immunsystem die eigenen Nervenzellen und zerstört deren Schutzschicht, das Myelin. Durch diesen Prozess entstehen Vernarbungen, die der Fachmann als „Sklerose“ bezeichnet, „multipel“ ist die Krankheit, weil diese Entzündungsprozesse und Vernarbungen an verschiedenen Orten stattfinde.

    Das Myelin ist es nun, das für die Übertragung elektrischer Impulse zuständig ist. Gibt es hier Schädigungen, können die Symptome sehr verschieden und wenig spezifisch sein, nicht umsonst nennt man die Multiple Sklerose auch die „Krankheit mit den 1000 Gesichtern“.

    Besonders tückisch daran: Die ersten Schübe werden meist gar nicht bemerkt und Symptome wie Erschöpfungszustände und Müdigkeit („Fatigue“), Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen können nicht eindeutig zugeordnet werden. Bis also mittels Kernspintomographie und Nervenwasseruntersuchung eine Diagnose gestellt wird, sind meist schon Jahre vergangen und viel irreparabler Schaden entstanden.

    Etwa 3000 bis 5000 Neuerkrankungen gibt es pro Jahr in Deutschland, die Erstdiagnose wird meist zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr gestellt, aber auch schon im Kindesalter ist eine Erkrankung an MS möglich. Frauen sind etwa doppelt so stark gefährdet wie Männer. Zu den Symptomen gehören Kognitionseinbußen, Sprechstörungen, motorische Störungen und Schmerzen. Auch zu psychischen Problemen kann es durch die Erkrankung kommen.

    Die Multiple Sklerose gilt noch immer als unheilbar. „Das heißt aber nicht, dass keine Hilfe möglich ist!“, stellt Professor Bernd Griewing klar, der Ärztliche Direktor der Neurologischen Klinik. Der Verlauf der Krankheit lässt sich günstig beeinflussen, die Anzahl und Schwere der Schübe zurückdrängen. Die Lebensqualität hochzuhalten sei „das Maß aller Dinge“, so Stefan Schlesinger, der außerdem betont: „MS heißt noch lange nicht Rollstuhl!“

    Dabei helfen Medikamente, aber auch die MS-Nurses an der Neurologischen Klinik. „Alle Medikamente in der MS-Behandlung müssen gespritzt werden, da müssen wir natürlich eine gute Anleitung zur Selbstinjektion geben.“, so MS-Nurse Angela Götz-Jackman. Aber das ist natürlich nicht die einzige Aufgabe der speziell geschulten Krankenschwestern, auch Nebenwirkungsmanagement gehört zum Arbeitsgebiet.

    Wichtig ist aber auch der persönliche Kontakt, der auch nach der Entlassung noch per Telefon gehalten wird. Für Fragen, wie es mit Beruf oder Partnerschaft weitergeht, wenn die MS zum Beispiel auch Blasen- oder Sexualfunktionsstörungen verursacht, sind die MS-Nurses die richtigen Ansprechpartnerinnen. „Das läuft dann auch auf einem eher persönlichen, privaten Level“, erklärt Angela Götz-Jackman.

    Daten & Fakten

    Multiple Sklerose Gesellschaft Der Bundesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft ist im Internet unter www.dmsg.de vertreten. Die Beratungsstelle der DMSG für Unterfranken ist in der Jahnstraße 1, 97204 Höchberg zu finden, Tel. (09 31) 40 74 85. Vertreter der DMSG-Kontaktgruppe Rhön-Grabfeld sind Manfred Manowarda, Tel. (0 97 71) 9 76 98, und Josef Papke, Tel. (0 97 71) 34 01. Angeboten werden unter anderem monatliche Gruppentreffen mit Informationen und Erfahrungsaustausch in Bad Neustadt.

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