Was vermögen nüchterne Zeitungszeilen gegen diese lebendige Art, mit der Absolvent Gennies so allerlei aus der Gymnasialzeit mit kabarettistischer Genialität aufs Korn nahm, ohne zu verletzen. Schon bei seinem verblüffenden polnischen Einstieg hatte er die Lacher auf seiner Seite, die Komik steigerte sich, als er Zug um Zug den Zusammenhang zum Abiturgeschehen aufdeckte.
Wohl selten wurden die Lehrer so liebevoll mit ihren Marotten konfrontiert, weil sie – in weitsichtiger Zukunftsperspektive – den Schülern in absehbarer Zeit wohl richtig fehlen würden. Gennies dankte dem Kollegium auch dafür, dass es die Macken der Zöglinge ertragen habe, natürlich nicht ohne den Nachklapp: „Das ist schließlich Ihr Job.“ Vor allem aber wandte er sich an seine Mit-Abiturienten und warnte sie davor, Lehrer zu werden, nur weil sie nichts anderes finden. „Wir brauchen Lehrer, die für ihren Beruf brennen“, brachte er seine Einsicht ohne moralischen Zeigefinger zum Ausdruck.
Werben fürs Wesentliche
Und er warb inständig für etwas ganz Wesentliches: dass jeder auf seinem künftigen Weg zu seiner Überzeugung stehen möge. „Leute ohne Rückgrat haben wir schon genug!“ – Frenetischer Beifall.
Nach so viel Begeisterung wird der Platz im Artikel für alle anderen Akteure etwas enger, sie mögen es verzeihen. Landrat Thomas Habermann ging auf die schulpolitischen Veränderungen ein und den höheren Stellenwert, der künftig der Qualität einer Schule zukommen werde.
Zweite Bürgermeisterin Anne Zeisner, zugleich Mutter einer mehrfach ausgezeichneten Abiturientin, erinnerte sich an die Abi-Rede, die sie vor 30 Jahren gehalten hatte, und wünschte den jungen Leuten für ihren weiteren Weg vor allem Mut zu Veränderungen und neuen Pfaden. Neugierig und kritisch – auch gegen sich selbst – zu sein, empfahl sie und bat im Namen aller 89 Mütter darum, dass nach der kommenden Zeit der Absenz auch wieder Präsenz gegeben sei, „denn Ihr seid das Beste, was wir haben“.
Die Zeit des Loslassens
Susanne Zeisner überbrachte für den Elternbeirat die Glückwünsche und meinte, dass auf die Eltern jetzt die schwierige Aufgabe des Loslassens zukomme. In der Sprache des Sports gab Martin Benkert, der Vorsitzende des Vereins der Freunde des Rhön-Gymnasiums, den „Trainer-Rat“, etwas Defensive und viel Offensive an den Tag zu legen.
Schulleiterin Edith Degenhardt führte eindrücklich vor Augen, dass jeder darüber entscheiden könne, ob er das ihm eigene Hirn entfalte, ob er es nutze oder nicht und entsprechend seinen Beitrag zur Gesellschaft leiste. Vor allem legte sie den Abiturienten einen achtsamen Umgang mit sich selbst und mit den Mitmenschen sowie Behutsamkeit im Handeln ans Herz.
Kurzweilig und gehaltvoll
Durch den kurzweiligen und gehaltvollen Abend führte Kollegstufenbetreuer Wolfgang Öchsner. Er lobte vor allem, dass von den 54 Damen und 35 Herren 27 ihr Abitur mit einer Eins vor dem Komma abgelegt hatten. Die musikalischen Akzente setzten neben Kunstlehrer Matthias Eichele am Klavier die Absolventen selber: Julius Gaß, Tobias Saal, Magdalena Fuchs und Franziska Schuhmann.