Veranstalter ist die Initiative „Schule mit Herz und Verstand“ aus Bad Neustadt. Dieser gehören Edith Degenhardt (Rhön-Gymnasium Bad Neustadt), Grundschullehrerin und Musikerin sowie Ideengeberin Dagmar Richter, Gabriele Wendt (Werner-von-Siemens-Realschule Bad Neustadt), Klaus Jörg (Schulamt Rhön-Grabfeld) und Bernhard Roth (Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes Rhön-Grabfeld) an.
„An diesem Tag soll einmal nicht der Unterricht im Mittelpunkt stehen, sondern wir selbst als Menschen und Lehrer“, erläutert Dagmar Richter die Hintergründe der Veranstaltung. Es biete sich zudem die Möglichkeit, mit Kollegen anderer Schularten in Kontakt zu kommen. Ziel der Initiative sei es, ein Netzwerk aufzubauen, dass „uns bei den täglich steigenden Anforderungen im Schulalltag unterstützt, vielleicht auch neue Wege zu gehen, ermutigt durch den gemeinsamen Austausch“, so Dagmar Richter, die selbst 14 Jahre an einer Förderschule tätig war und eine Montessori-Ausbildung hat.
Höhepunkt des „Tages für die Lehrer“ ist ein Vortrag des Pädagogen und Diplom-Psychologen Otto Herz. Er war unter anderem zusammen mit Hartmut von Hentig am Aufbau der Laborschule und des Oberstufen-Kollegs beteiligt. Von 1993 bis 1997 war er Mitglied im Geschäftsführenden Bundesvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Vorstandsbereich Schule. Zur Zeit hat er mehrere Lehraufträge an Hochschulen inne. Engagiert setzt er sich für die Erneuerung des Schulsystems ein.
Der Pädagoge blickt auf eine gute und auf eine schlechte Schüler-Erfahrung zurück. Er flog von der Schule, weil er als „dumm, faul und frech“ galt. „Eine tödliche Mischung“, wie Herz betont. Jahre später wurde er Dank eines Unternehmers Stipendiat der renommierten reformpädagogischen Odenwaldschule in Ober-Hambach. Direkt nach dem erfolgreichen Abitur wurde er in die Hochbegabten-Stiftung aufgenommen.
„Die Frage, warum ein Schüler in einem Kontext scheitert und in einem anderen erfolgreich ist, hat mich interessiert. Ich habe in meiner eigenen Biografie erlebt, wie wichtig die Schulqualität ist“, erklärt Otto Herz. Nicht zuletzt diese Erfahrung habe Otto Herz zur Pädagogik gebracht. „Ich versuche nun, entsprechende Lernlandschaften zu entwickeln, die auf Schüler positiv wirken.“
Sein Hauptkritikpunkt am bestehenden Schulsystem: „Das System, in dem die Menschen lernen sollen, ist selbst kein lernendes System.“ Die Schule müsse sich auf ihre Hauptaufgaben besinnen. Darunter sei nicht das Abdecken des Stundenplans zu verstehen. Erste Hauptaufgabe sei das Lernen des Zusammenlebens. Zweitens müsse Lernen eine gute Erfahrung darstellen. Drittens solle möglichst viel „intelligentes Wissen“ vermittelt werden. Dabei sei unter intelligentem Wissen das zu verstehen, was weiterhilft, wenn das Gedächtnis versagt, etwas, das nicht durch Maschinen ersetzt werden kann. Wichtig sei es außerdem, zunächst die Stärken des Schülers zu stärken und danach – auch wenn es sich paradox anhört – die Schwächen zu schwächen.
Otto Herz verteilt außergewöhnliche Visitenkarten. Sie nennen sich „Das ABC der guten Schule“. Auf der A-Visitenkarte steht beispielsweise: „Eine Atmosphäre der Achtung, der Anerkennung und der Akzeptanz aufbauen“. Dieses ABC führte vor einigen Monaten Otto Herz mit Dagmar Richter zusammen. Die Lehrerin bestellte bei ihm das ABC und schilderte ihre teilweise für sie sehr enttäuschende Situation als Pädagogin. Otto Herz ging auf die Sorgen ein und nach mehreren gegenseitigen E-Mails, fand schließlich das erste Treffen statt. Beide verbindet das Ziel, die bestehende Schule zu verbessern und die oft schwierige Situation der Lehrer hervorzuheben.
„Lernen muss die Menschen glücklich machen. Ich möchte, dass die Lehrer ihre Tätigkeit als sinnstiftend begreifen. Das tut ihnen, den Kindern und Jugendlichen, den Eltern sowie der ganzen Gesellschaft gut“, betont Otto Herz. In der Bad Neustädter Stadthalle will er der negativen Aussage „Lernen heißt Leiden“ den positiven Satz entgegen setzen: „Lernen macht stark, Lernen befreit, Lernen hilft, unsere Lebensprobleme zu lösen.“
Abgerundet wird der „Tag für die Lehrer“ nach einem vielfältigen Angebot an fachspezifischen Workshops mit einer Verlosung. „Wir haben im Vorfeld der Veranstaltung sehr viele positive Erfahrungen gemacht. Große Sympathie und Verständnis werden Lehrern entgegen gebracht“, erklärt Dagmar Richter. Zahlreiche Sponsoren hätten die Veranstaltung unterstützt. So werden unter anderem drei Freiflüge über Bad Neustadt verlost.