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Bad Neustadt: Leserforum: Die Klimakrise wartet nicht

Bad Neustadt

Leserforum: Die Klimakrise wartet nicht

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    Zum Artikel „Greta-Thunberg-Stimmung im Kreistag“ vom 16. November erreichte die Redaktion folgende Leserzuschrift:

    Ja, die Klimakonferenz des Kreises war gut gelungen, mit interessanten Referenten, keine Frage. Langanhaltenden Beifall erhielt besonders der Umweltwissenschaftler Michael Kopatz vom Wuppertal Institut. Vortrefflich brachte er mit seiner humoristischen Art die Dinge auf den Punkt und legte den Finger tief in die Wunden der Versäumnisse bezogen auf die Klimakrise. Dem einen oder anderen Angesprochenen ist das Lachen wohl nicht wirklich leichtgefallen.

    Fakt ist: wer ungeheure Mengen an Emissionen in die Umwelt bläst, setzt physikalische und biochemische Prozesse in Gang und erntet die Folgen. Unausweichlich. Und die sind, das ist in diesem Jahr besonders deutlich, verheerend und kaum noch beherrschbar. Die Flutereignisse in NRW, Rheinland-Pfalz und auch Südbayern sprechen Bände. Über den Globus verteilt jagte ein hitzebedingter Feuersturm den anderen. Wann begreift man endlich: die Natur ist kein Verhandlungspartner! Es interessiert sie nicht, ob Maßnahmen „politisch nicht durchsetzbar“ sind oder „die Mühlen der Politik halt nun mal langsam mahlen“.

    Die Klimakrise ist nicht nur ein „brennendes“ Zukunftsproblem, dass man nach Belieben hinausschieben kann. Sie ist schon lange ein akutes Gegenwartsproblem und war schon seit Jahrzehnten ein ignoriertes und verharmlostes Problem in der Vergangenheit.

    Nun also eine „Greta-Thunberg-Stimmung“, wie der Autor schreibt, im Kreistag nach der Einlassung des Kreisrats Eberhard Räder. Respekt: endlich mal einer, der die Dinge beim Namen nennt und seinem Unmut Luft verschafft. Man nehme die Energiewende als Beispiel: Nach über 20 Jahren sind noch nicht einmal 20 Prozent des Gesamtenergiebedarfes (Strom, Wärme, Verkehr) auf sauber und erneuerbar umgestellt. Das ist ebenso erbärmlich wie blamabel und verdient den Namen „Energiewende“ nicht. Wie soll so eine Transformation gelingen?

    Glaubt man in unserem Landkreis ernsthaft, man wäre nennenswert besser? Das Ausbautempo der Erneuerbaren und auch Effizienz- und Einsparmaßnahmen müssen vervielfacht werden. Ja, Großbardorf und Unsleben sind tolle Vorbilder. Gottlob macht sich, so hört und liest man, auch Ostheim auf dem Weg zur klimaneutralen Versorgung. Ja, es gibt sicher auch viele Einzelmaßnahmen. Aber es reicht insgesamt nicht. Nicht für das Land bis hinunter in den Kreis und die Kommunen.

    Als Vergleich zeigt die Coronakrise, sozusagen im Zeitraffertempo, überdeutlich auf: Wer zu lange zögert, den trifft eine Welle nach der anderen. Und jedes Mal noch härter. Vor mehr als neun Jahren hatten der Bund Naturschutz und die Energieinitiative ein Klimaschutzkonzept des Kreises gefordert. Es wurde abgelehnt. Wie gut könnte der Landkreis heute dastehen?

    Zu Recht fordert Herr Röder Expertise ein, welche Potenziale der Landkreis an Erneuerbaren bzw. der Energiewende insgesamt hat, auch in Bezug auf die Ziele des Paris-Vertrages. Man fragt sich, weshalb das vom Kreistag vor rund zwei Jahren beschlossene Arten- und Klimaschutzkonzept (das die Energiewende beinhaltet) über ein geeignetes Institut nicht schon längst in Arbeit ist. Zumindest ist mit Frau M. Wolf, gut eineinhalb Jahre nach Beschluss, die Arten- und Klimaschutzmanagerin installiert. Man kann ihr nur allen Erfolg wünschen, damit die Thematik nun vom Hinterzimmer-Image wegkommt und dauerhaft oben auf der Agenda steht.

    Helmut Schwartl
    97616 Bad Neustadt

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