(ir) Seit 2009 können Logopäden in Bad Neustadt studieren: Natürlich nicht direkt vor Ort, sondern indirekt über die Hamburger Fernhochschule. Auszubildende können an der ESB-Schule für Logopädie den integrativen Studiengang „Health Care Studies“ belegen.
Im europäischen Ausland, heißt es in einer Pressemitteilung der Logopädie-Schule, sei es längst üblich, die Ausbildung an den Hochschulen anzusiedeln – in Deutschland gebe es dagegen unterschiedliche Formen der Qualifizierung. Das Europäische Schulungs- und Bildungszentrum (ESB) in Bad Neustadt, das als Tochter des Rhön-Klinikums, eine Berufsfachschule unter anderem für Logopädie betreibt, gehört eigenen Angaben zufolge zu den Berufsfachschulen, die sich schon früh mit dem Thema „Akademisierung“ auseinandersetzten. So habe die Schule von sich aus die Kooperation mit Hochschulen gesucht – und in der HFH einen Partner gefunden. Der Kontakt wurde bereits 2006 durch den damaligen Schulleiter Reinhold Gebert hergestellt, ein Kooperationsvertrag für den integrativen Studiengang „Health Care Studies“ geschlossen. Seit 2009 kann man den Studiengang belegen. Sieben Auszubildende, so die Schule, entschieden sich, diese Chance zu nutzen.
Die Motive der Auszubildenden seien unterschiedlich: „Auch in der Logopädie wird der Konkurrenzdruck größer. Je qualifizierter ein Bewerber ist, desto größer seine Chancen“, sagt etwa Andrea Kneuer und ergänzt: „Der Abschluss an der HFH wird europaweit anerkannt – damit habe ich auch die Chance, im Ausland zu arbeiten.“
„Gerade in Kliniken“ ergänzt Annika Hartig, „erfährt die Logopädin, die zur Berufsfachschulausbildung noch einen Bachelor vorzuweisen hat, eine andere Wertschätzung – und das drückt sich auch im Gehalt aus.“ Miriam Rümer erwägt gar den „Master“-Abschluss in Großbritannien zu machen.
Natürlich gibt es auch kritische Punkte: Da sei zum einen die zusätzliche Arbeitsbelastung von zehn Stunden und mehr in der Woche – bei einem gutgefüllten Stundenplan an der Berufsfachschule sei das ein ordentlicher Packen. „Privatleben ist erstmal geknickt!“, sagt Andrea Kneuer.
Außerdem erfordert das Fernstudium eine zusätzliche Investition: zeitlich und finanziell. „Es gab einige, die am Studium interessiert waren – und es sich einfach nicht leisten konnten“, so Hartig. Sie weist auch mit deutlichem Ärger darauf, dass staatliche Hilfen für ihre Gruppe kaum abrufbar sind.