(dübi) Unbeeindruckt von allen Streiks verkehren auch weiterhin die Züge der Erfurter Bahn (EB). „Da sind wir mit den Tarifverhandlungen für dieses Jahr schon durch“, erklärt Hartmut Schäfer, Bezirksvorsitzender Mitteldeutschland der Gewerkschaft der Lokführer (GdL) in Halle.
Bezahlt werden die Lokführer der Erfurter Bahn mit ihren 100 Beschäftigten nach dem „Eisenbahntarifvertrag nicht bundeseigener Eisenbahnverkehrsunternehmen“. Dort habe es heuer einen Tarifabschluss mit einem Lohnplus von rund 2,4 Prozent gegeben, blickt Schäfer zurück. Damit erhöht sich das Bruttogehalt für einen Lokführer der EB mit sechsjähriger Berufserfahrung auf 1988 Euro.
Für die Lokführer der Bahn AG fordert die GdL derzeit eine Anhebung auf rund 2500 Euro brutto. Von der Erfurter Bahn seien rund 90 Prozent dieser Bediensteten in der GdL organisiert. Letztlich sei man aber mit der maßvollen Erhöhung einverstanden gewesen, weil die Erfurter Bahn mit einem Gewinn von 400 000 Euro hinter den Möglichkeiten zurückgeblieben sei. Mit schuld für dieses Ergebnis sei die Bahn AG mit ihrer deutlichen Erhöhung der Trassen- und Stationsentgelte.
Den Lokführern der EB sei der Arbeitgeber vor der eigenen Haustüre dieser Verzicht wert gewesen. Dass der Berufsalltag eines Lokführers zwischen Erfurt und Schweinfurt weniger anstrengend ist, als der im Cockpit eines Intercity-Zuges, weist Gewerkschafter Schäfer von sich. Der Intercity-Fahrer füge sich bei bis zu 300 Stundenkilometern ähnlich eines Piloten in technische Abläufe ein.
Der Fahrer des Nahverkehrszuges werde bei bis zu 150 Halten am Tag mit exakten Bremsungen und Überblick auf dem Bahnsteig gefordert. Noch größer sei die Verantwortung nach dem Abzug der meisten Zugbegleiter geworden. Jetzt müsse der Lokführer auch noch aus dem Augenwinkel heraus die Passagiere beobachten. Auch diese Lokführer hätten eigentlich eine bessere Bezahlung verdient, zumal sie ja den lukrativeren Fernstrecken Kunden zuführen, so der Gewerkschafter.
Bei der Geschäftsführung der EB in Erfurt hält man sich bedeckt über die Auswirkungen des Lokführerstreiks bei der Bahn AG auf das eigene Unternehmen. „Unsere Kunden wissen schon, wann und wie wir fahren“, erklärt eine EB-Sprecherin lapidar.