„Ein Klavier, ein Klavier!“, „Mit Ihnen teilt meine Ente das Wasser nicht!“ oder „Ich heiße Erwin Lindemann und habe im Lotto gewonnen!“ – jeder kennt diese Bonmots des deutschen Humoristen Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot. Die Theater AG des Martin-Pollich-Gymnasiums (MPG) hat sich anlässlich seines fünften Todestages die elf besten Sketche ausgesucht und auf der Bühne in der Aula nachgespielt. Das Publikum war begeistert.
Wums Liedchen
„Ich wünsch' mir 'ne kleine Miezekatze für mein Wochenendhaus“, ertönt es vom Band aus dem Off der Schulaula. „Der schenk' ich ne Luftmatratze und eine Spielzeugmaus.“ Für die Generation der Schauspielereltern in den Zuschauerreihen ist dieser einfache Text, verbunden mit einer noch einfacheren Melodie, kaum aus dem Gedächtnis zu kriegen. Aus dem Jahre 1972 stammt das Liedchen vom Hund Wum, der auf einem Sitzkissen gerne in der Fernsehquizsendung „Der Große Preis“ mit Wim Thoelke die Welt erklärte. Hund Wum wie die kleine Miezekatze stammen aus der Feder des großen Loriot, des vielleicht besten Erklärers deutscher Befindlichkeiten im 20. Jahrhundert. Niemand konnte die einfache Bürgerseele so feinfühlig nachempfinden, ihr die ganze spießige Lächerlichkeit so gekonnt vor Augen führen.
Elf Sketche, vom Lottogewinner Erwin Lindemann bis zum Badewannendisput zwischen Dr. Klöbner und Herrn Müller-Lüdenscheidt, brachten die jungen Akteure von der Theater AG auf die Bühne. Sie zeigten sich bestens vorbereitet, schließlich galt es, bei den Sketchklassikern nicht selbst laut loszulachen. Janike Dombrowsky als Loriot und Lisa Bühner als seine kongeniale Mitakteurin Evelyn Hamann führten durchs Programm, stilgerecht auf einem roten Plüschsofa bei schummriger Beleuchtung. Derweil sich das Ehepaar Blöhmann, gespielt von Mareike Balling und Felix Bauriedel um das Vier-Minuten-Frühstücksei zankte. Oder die Jodellehrerin (Annabell Heim) die unbedingt ihren Schülern das „Holleri du döddl di, diri diri dudl dö“ beibringen will und dabei selbst immer wieder ihre Stimmbänder überfordert. Genauso wie die wunderbare Jonelle Dittmar als tapfere Fernsehansagerin, die nach ihrer englischen Inhaltsangabe mit Th-Knoten in der Zunge frustriert die Bühne verlässt.
Das Klavier der Mutter, die Frage nach Feuer für eine Zigarette von Schiller und Schaller genauso wie die Eheberatung, die bei diesem Ehepaar nun wirklich keinen Sinn mehr ergibt: die Schülerinnen und Schüler hatten sich unter der Kursleitung von Peggy Geßner und Prisca Coste nur die besten Loriot-Szenen für ihre Hommage an den Humoristen ausgesucht.
So durfte sich Mona Lisa Ludwig als Erwin Lindemann vor unentwegt laufender Kamera als Lottogewinner ein ums andere Mal verhaspeln, und die beiden befreundeten Ehepaare durften sich beim Restaurantbesuch über Kosakenzipfel zerstreiten.
Ab in die Badewanne
Und da wäre natürlich noch der bekannteste Loriot-Sketch überhaupt. Die beiden Herren Dr. Klöbner und Müller-Lüdenscheidt, gespielt von Felix Bauriedel und Alexander Losse mit albernen Badekappen in der Badewanne. Der erboste Ausspruch bezüglich des kleinen Gummitieres – „Die Ente bleibt draußen!“ – natürlich inklusive.
Wenn man als Zuschauer nach dem Lachen mal kurz nachdenkt, dann hat sich in der Zeit nach Loriot gar nicht so viel verändert. Die Deutschen sind sich treu geblieben. Loriot lag seinerzeit völlig richtig mit seiner humorvollen Aufarbeitung des Spießbürgertums. Bis heute und wohl auch in Zukunft.
In weiteren Rollen glänzten Sina Klemm, Julia Busch, Lena Schneider, Lara-Luisa Link, Moritz Eckert, Christina Rausch, Hannah Don, Carolina Wille und Sophia Dohnal.
Weitere Aufführungen des Loriot-Abends in der Aula des MPG folgen an diesem Samstag und Sonntag, jeweils um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, um eine Spende für die Theaterarbeit wird gebeten.