Gabriele Michelfeit, Pastoralreferentin aus Bischofsheim, fiel gleich mit der Tür ins Haus, wie sie es nannte. Sie sprach das aktuelle Thema der Andachtenreihe auf dem Großenberg, „Maria, die Frau, die loslassen konnte“, direkt an und fragte ihre Zuhörer, ob ihnen das Loslassen leicht falle. Es falle wohl schwerer, je wichtiger eine Sache sei oder je näher einem ein Mensch stehe.
Das Paradebeispiel liege in der Beziehung von Eltern und Kindern. Loslassen meine nicht, dass man eine Verbindung kappen müsse, dass es keine Beziehung mehr gebe, es meine vielmehr, jemandem die Freiheit zu geben, eigenständig Entscheidungen zu treffen, eigenverantwortlich zu leben, und das könnten wir von Maria lernen.
Michelfeit ist sich ziemlich sicher, dass Maria im Laufe ihres Lebens mit ihrem Sohn einen inneren Prozess durchlaufen habe, in dem Loslassen können und Gottvertrauen in einem direkten Zusammenhang stehen. Es stelle sich die Frage, ob das Beispiel Marias auch etwas mit dem eigenen Leben zu tun habe. Jeder erlebe ständig Situationen, die Loslassen erforderten: Kinder, die selbstständig werden, Eltern, die krank, vielleicht dement werden, oder ein Freund, der den Kontakt abbricht, ein geliebter Mensch, der durch den Tod fortgenommen wird.
Auch bei den eigenen Vorstellungen und Einstellungen, sogar bei den Werten stelle sich manchmal die Frage nach Festhalten oder Loslassen. Und auch Vorurteile müssten manchmal losgelassen werden.
„Wenn unser Gottvertrauen stark genug ist, wird es uns leicht fallen, das eine oder andere loszulassen“, sagte Gabriele Michelfeit. Nach dieser außergewöhnlichen Predigt bat sie um einen kurzen Moment der Stille, in dem jeder seine eigene Situation reflektieren solle.
Pfarrer Thomas Menzel dankte Gabriele Michelfeit. Luise Heymann umrahmte stimmungsvoll mit ihrem Gesang und Herbert Schmitt dezent an der Orgel die Andacht.