Zum Ersten, zum Zweiten, zuuuuuuum ........ – Wenn am 18. April in Würzburg eine historische Aktie der Malzfabrik Mellrichstadt unter den Hammer kommt, dann könnten einige Tausend Euro über den Auktionstisch wandern. 3500 Euro ist der Startpreis für ein seltenes Stück Papier, das viel von der Mellrichstädter Wirtschaftsgeschichte erzählen kann.
Das Auktionshaus HWPH (Historisches Werpapierhaus) aus Zorneding bei München bietet bei seiner Auktion in Würzburg ein Exemplar der Mellrichstädter Aktie zum Verkauf. Für Matthias Schmitt, Chef des südbayerischen Wertpapierhauses, ist das Mellrichstädter Papier das „besondere Highlight“. Es stammt immerhin aus dem Gründungsjahr der Malzfabrik 1883.
Ausgegeben wurde das Papier am 30. Dezember 1883, es handelt sich um eine Gründeraktie über 500 Mark, die später auf 20 Reichsmark umgestempelt wurde. Die Aktie trägt die Nummer 364, ist 19,4 auf 28,7 Zentimeter groß, blau, braun und schwarz, hat leichte Knickfalten. Von der Gründeraktie wurden seinerzeit nur 700 Stück herausgegeben. Das Stück wurde zuletzt 1988 und 2001 versteigert. Das Auktionshaus spricht von einer „absoluten Rarität aus einer uralten Sammlung“.
Thomas Lang, zusammen mit seinem Cousin Werner Geschäftsführer der Rhönmalz GmbH, ist gespannt auf die Auktion. Und es wäre natürlich etwas Besonderes, wenn dieses Zeugnis der Firmengeschichte nach Mellrichstadt wandern könnte. „Wir verkaufen als Rhön-Grabfelder Mälzerei nicht nur ein Produkt unserer Heimat, sondern auch Geschichte“, findet Lang, der sich intensiv mit der Historie der Malzfabrik auseinandergesetzt hat.
Für kleinere Brauereien
Sie dürfte die erste Fabrik in Mellrichstadt gewesen sein, die diesen Namen verdient hat. 1981 hatten er und sein Cousin, der die Brauerei Lang in Waltershausen führt, die in Konkurs geratene Malzfabrik übernommen.
„Wir sind heute eine kleine Mälzerei, die die kleinen Brauereien beliefert“, erklärt Lang, der erst kürzlich aus einem alten Briefkopf der Malzfabrik ein Emailleschild fertigen ließ. In seinem Archiv findet sich unter anderem auch ein Motiv mit den Mitgliedern eines „Mälzerbundes Mellrichstadt“, der 1907 gegründet worden war.
Firmengründung 1883
Als 1883 die Malzfabrik Mellrichstadt Aktiengesellschaft gegründet wurde, amtierte noch Fürst Bismarck als Kanzler des Kaisers Wilhelm I. In jenem Jahr erbaute der Bierbrauer Heinrich Heller aus dem nahen Meiningen die Malzfabrik in Mellrichstadt. Schon Ende September war der Rohbau des Fabrikgebäudes vollendet, die technische Einrichtung fertig, und mit dem Monat Oktober 1883 begann in Mellrichstadt der Mälzereibetrieb. Verwaltungs- und Direktionsgebäude, Remisen und Stallungen: Es war alles da, was man brauchte.
Es standen zwei 80 Meter lange, übereinanderliegende, durchgehende Tennenflächen, die beiden Zweihordendarren und die ausgedehnten Gersten- und Malzlager zur Verfügung, die jedoch bald nicht mehr ausreichten.
So stand man vor der Notwendigkeit, die Kapazität zu vergrößern. Dies konnte aber nur geschehen, wenn dem Unternehmen eine breitere Kapitalgrundlage gegeben wurde. Am 15. Februar 1884 war die Geburtsstunde der Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 350 000 Mark und der Eintragung in das Gesellschaftsregister des Königlich Bayerischen Amtsgerichts in Mellrichstadt.
Sofort ging es an den Bau eines weiteren Darrgebäudes, das zwei Darren aufnehmen konnte. Im Jahr 1900 beschloss der Aufsichtsrat, das Aktienkapital auf 500 000 Mark zu erhöhen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Tennen und Lagerräume als Flüchtlingslager genutzt. Bis zu 2000 Flüchtlinge wurden dort untergebracht. Am 8. Juli 1981 wurde die Mälzerei schließlich von der Brauer- und Mälzerfamilie Lang aus Waltershausen übernommen. Die Firma besteht heute als Rhön-Malz GmbH Mellrichstadt weiter.
Bei der Auktion in Würzburg Mitte April werden 835 alte Wertpapiere unter den Hammer kommen. Die Mälzerei-Aktie hat dabei einen der höchsten Startpreise – weit vor einer Aktie der Firma Develey oder der Wolfram Lampen AG. Versteigert werden in Würzburg auch Papiere der Ost-Indischen Compagnie, der ersten Aktiengesellschaft der Welt.
Die HWPH AG aus Zorneding, einer der größten Anbieter historischer Wertpapiere, hält jährlich nur zwei Auktionen ab, in Würzburg und in Wiesbaden.
Rhönmalz
Die Rhönmalz GmbH wird von Thomas und Werner Lang geführt. Die Cousins haben 1981 die Malzfabrik übernommen. Während früher in der Hauptsache das Malz im Umkreis von 150 Kilometern verkauft wurde, hat sich das Geschäftsmodell in den vergangenen Jahren sehr geändert. Heute wird das Rhöner Malz, das praktisch zu 100 Prozent aus Rhön-Grabfeld stammt, in 15 Länder auf drei Kontinenten exportiert, auch nach Lettland, Dänemark und in die Mongolei. Seit 1993 hat die Rhönmalz Bio-Malz im Angebot, das einen wichtigen Teil des Angebots ausmacht. Die Rhöner Braugerste-Anbauer und die internationalen Kunden werden von zehn Mitarbeitern betreut.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen unter www.rhoenmalz.de