Ob in Mellrichstadt, in Bad Neustadt oder in Schweinfurt – die beiden Schüler aus dem Besengau, die in den vergangenen Sommerferien stets zwei, drei Wochen lang bei Firmen in der Region gejobbt haben, finden heuer keinen Arbeitgeber. Die Erklärung ist ganz einfach: Wer Kurzarbeit angemeldet hat, um keine Mitarbeiter entlassen zu müssen, stellt keine Schüler zum Arbeiten ein.
Das bestätigt Arthur Bach, Prokurist bei der Reich GmbH, Mellrichstadts größtem Arbeitgeber. Zum ersten Mal gibt es in diesem Jahr keine Ferienjobs bei dem Unternehmen, in dem üblicherweise in der Sommerzeit stets rund 60 Schüler unterkommen. „In den nächsten Jahren kann sich das natürlich wieder ändern, das hängt von der wirtschaftlichen Lage ab“, blickt Bach nach vorn.
Bei RPC Formatec in Mellrichstadt wurden bereits in den vergangenen Jahren keine Ferienjobler eingestellt – „da wir vorwiegend Medizinprodukte herstellen, muss die Qualität stimmen“, sagt die Leiterin der Personalabteilung, Anke Stemmert, auf Anfrage. Bei Schülern, die nur zwei bis drei Wochen im Hause sind, sei die Einarbeitungszeit zu kurz und damit die Fehlerquote zu hoch, sodass man auf das Angebot gänzlich verzichtet habe.
Ähnlich präsentiert sich die Situation bei der Helmut Hofmann GmbH. Laut Geschäftsführer Ulrich Schmitt werden bei dem Unternehmen, das international Waffen und Zubehör verkauft, generell keine Ferienjobler beschäftigt. Das liege insbesondere daran, dass sich die Auftragslage nicht nach der Ferienzeit richtet, so Schmitt. Deshalb hat die Mellrichstädter Firma Studenten und Rentner, die lange Jahre bei der Hofmann GmbH gearbeitet haben, als Stammpersonal in der Hinterhand, die bei hoher Auftragslage kurzfristig einspringen können.
Mal schnell auf dem Bau auszuhelfen, auch das war gestern. Die Baufirma Ludwig Streit in Mellrichstadt beantwortet die Flaute im Baugewerbe mit einer Betriebsruhe in der Ferienzeit. Dabei scheinen Jobs, die mit harter körperlicher Arbeit einhergehen, ohnehin nicht sehr beliebt zu sein bei den jungen Leuten: Wie Gerhard Streit anmerkt, hat noch kein einziger Schüler bei ihm einen Ferienjob nachgefragt.
Jede Menge Anfragen hingegen hat der Sportwaffenhersteller Weihrauch in Mellrichstadt schon bekommen. Und hat einer Reihe von Schülern und Studenten eine Freude machen können: Wie Geschäftsführer Stefan Weihrauch Auskunft gibt, können wie in den Vorjahren auch heuer rund 30 junge Leute in den Ferien hier Geld verdienen. „Wir haben ordentlich zu tun“, freut sich Weihrauch. Der Krise hat die Firma bis dato mit Überstundenabbau trotzen können, und derzeit sind die Auftragsbücher gut bestückt.
Randvoll mit Namen ist auch eine Liste, die Nachfragen nach Ferienjobs protokolliert – „wir haben in diesem Jahr locker doppelt so viele Anfragen wie in den Jahren zuvor“, sagt Stefan Weihrauch. Auch er weiß, dass kaum eine Firma in der Stadt noch Ferienjobler einstellt. Allen, die noch suchen, muss er aber eine Absage erteilen – „in diesem Jahr ist nichts mehr drin, die Arbeitsplätze in der Ferienzeit sind alle schon lange vergeben.“
Für viele junge Leute heißt das weitersuchen. Oder sie machen es wie unsere zwei Schüler aus dem Besengau – sie fahren jetzt im Sommer in Urlaub. Weit weg. Und auf Papas Kosten. Und das finden die beiden jetzt auch nicht so schlecht.