Beim Jüdezug dabei zu sein, ist für Weisbacher „Jungs“ teils bis ins höhere Mannesalter selbstverständlich. Da macht auch der Weisbacher Holzbildhauer Thomas Eyring keine Ausnahme. Noch vor wenigen Jahren war der heute 48-Jährige mit seiner Maske im Fasching unterwegs.
Diese Maske hat er 1977 zu Beginn seiner Holzschnitzerlehre hergestellt. Daher hat sie natürlich eine besondere Bedeutung für ihn, obwohl er inzwischen zahllose Rhöner Masken hergestellt hat. Nicht nur, weil ihm diese Arbeit Spaß macht und für ihn als Rhöner und als Weisbacher Holzschnitzer einfach dazugehört, sondern auch weil er sich der Tradition verbunden fühlt.
Seit fünf Generationen sind die Eyrings als Holzschnitzer in Weisbach tätig, sowohl sein Großvater Isidor wie auch sein Vater Gerold haben schon Masken geschnitzt. Dem fühlt sich Nachfahre Thomas nicht nur verpflichtet, er ist an der Thematik der Rhöner Maskenfasnacht auch sehr interessiert. So ist immer auf der Suche nach Vorlagen für neue Masken.
Etwa 50 verschiedene Modelle hat er in seinem Lager, 30 davon sind Rhöner Masken. Oberelsbacher, Unterelsbacher, Ginolfser und natürlich die Weisbacher Masken mit den kleinen Schnurrbärtchen, die mit Buchsbaumzweigen und bunten Bändern geschmückt werden, gehören zu seinem Sortiment. Dazu gehören aber auch noch die etwas garstigeren Gesellen vom Weisbacher Jüdenzug wie das Schlappmaul, der Aaron oder der Hanswurscht.
„Ständig hör' ich mich um und wenn ich was rauskriege, schnitze ich die Maske nach“, beschreibt Eyring seine stete Suche nach neuen Vorlagen. Sein neuestes Modell ist daher ein recht altes. Vor einiger Zeit wurde auf einem Weisbacher Dachboden eine sogenannte Rhöner Borstenmaske wiederentdeckt. Dem eingeschnitzten Herstellungsdatum nach ist sie rund 150 Jahre alt.
Sobald Thomas Eyring von dem Fund erfuhr, hat er sich ihn besorgt und ein Modell von der braunen Maske mit der stark verschobenen Nase und denn über das Gesicht verteilten schwarzen Borstenbüscheln hergestellt und auch gleich eine solche Maske gefertigt.
In seinem Geschäft an der Rhönbergstraße findet sich daher auch ein entsprechend großes Sortiment an verschiedensten Masken, die er alle aus Lindenholz fertigt. Auch klagt Eyring nicht über sinkende Nachfrage. Die sei sei Jahren konstant. Allerdings führt er das darauf zurück, dass er regelmäßig auf Messen unterwegs ist. Da sind es vor allem Maskensammler, die sich für die Rhöner Besonderheit interessieren und für konstante Verkaufszahlen sorgen.
Dennoch lohnt sich auch für Eyring die Maskenherstellung nicht sonderlich. Zum einen hält er damit die Rhöner Tradition hoch, zum andern benötigt er die Masken einfach zur Abrundung seines Sortiments. Genauso wie das Schlag- und Krachinstrument, das die Rhöner „Pritsch“ nennen. „Wirtschaftlich bringt das alles nicht so viel“, stellt Thomas Eyring ebenso wie die meisten seiner Kollegen fest. „Maskenschnitzen ist eine Leidenschaft und für einen Weisbache Schnitzer selbstverständlich“, erklärt er dazu.
Dass die Masken-Tradition im Hause Eyring weitergeführt wird, dafür wird wohl Tochter Melanie sorgen. Die 27-jährige Holzbildhauerin arbeitet im Familienbetrieb mit. Genau wie Vater Thomas, dessen Schwester Imelda und Schwager Dietmar Friedel schnitzt sie Masken bei Bedarf, während ihre Mutter Brigitte für das Bemalen zuständig ist.
Rhöner Maskenschnitzer
Rhöner Faschingsmasken werden bald wieder auf den Straßen und Gassen zu bewundern sein: Sie sind eine faszinierende Besonderheit der Region. Sie unterscheiden sich grundsätzlich von den Fratzengesichtern der alemannischen Fasnet – und nördlich des heimischen Mittelgebirges findet sich in Deutschland gleich gar keine Maskentradition mehr. Die Rhöner Masken sind vielfältig und oft von Ort zu Ort unterschiedlich.
Sie werden von Generation zu Generation weitervererbt. So ist nicht damit zu rechnen, dass die Maskentradition in der Rhön ausstirbt. Allerdings werden die, die noch Rhöner Masken herstellen, immer weniger. Mit dem Rückgang der Holzschnitzerei droht auch die Tradition des Maskenschnitzens zu verschwinden. Und auf manchen Faschingszügen tauchen Plastikmasken aus Fernost auf. So sollen in der Faschingszeit die letzten Schnitzer vorgestellt werden, die noch traditionelle Rhöner Masken herstellen. Die Serie wird nicht umfänglich, denn die Zahl derer, die noch Masken herstellen, ist begrenzt. Gerne nimmt die Redaktion noch Hinweise auf Schnitzer in der Region entgegen: Tel. (0 97 71) 61 36 31 oder red.neustadt@mainpost.de