(hö/one) Nach dem Frühansitz im Naturschutzgebiet „Lange Rhön“ trafen sich die Jäger und Jagdpächter des Birkwildhegerings im Jagdschloss Holzberghof zur Hauptversammlung. Noch nie war die Lage im Naturschutzgebiet so ernst und die Herausforderungen so zahlreich wie in diesem Jahr, wie Birkwildhegeringleiter Christoph Helm anführte.
Der Bestand des Birkwilds ist auf einem absoluten Tiefpunkt, die aktuellen Beobachtungen sind durchweg unbefriedigend. Die Auswilderung von schwedischen Birkhühnern zeigt bislang nur mäßigen Erfolg. Jedoch trugen die durchgeführten Landschaftspflegemaßnahmen und die Biotopaktionen der Jägerschaft zur Aufwertung des Lebensraums auf der Langen Rhön bei.
Mit Blick auf die Jagdstrecken der einzelnen Reviere stellte Helm eine deutliche Zunahme bei den Füchsen, Waschbären und Rabenkrähen fest. Einzig bei den Wildschweinen ist ein Rückgang im Naturschutzgebiet zu verzeichnen. Hier scheint sich ein Erfolg der intensiven Bejagung abzuzeichnen.
Torsten Kirchner, Gebietsbetreuer der Wildland-Stiftung Bayern, der mit dem Birkwildmonitoring und dem Auswilderungsprojekt beauftragt ist und die Situation im Gebiet am besten kennt, schilderte die Lage des Birkwilds. Bei der Frühjahrszählung 2010 wurden nur vier Hähne und – erstaunlicherweise – noch zwölf Hennen gezählt. Nach langer Verhandlung konnten dann in Schweden während der Balz neun Hähne und zwei Hennen gefangen werden, die im Naturschutzgebiet Lange Rhön ausgewildert wurden.
Die Neulinge haben das Biotop gut angenommen, so Kirchner, und vertragen sich offenkundig gut mit dem einheimischen Birkwild. Da zehn der ausgewilderten Vögel mit einem Sender ausgestattet waren, konnte ihr Verbleib gut verfolgt werden. Leider wurde die Hälfte der Tiere im Laufe des Jahres Opfer von Fuchs und Habicht, von drei Tieren fehlt gar jede Spur so dass zurzeit nur noch ein Schwedenhahn regelmäßig in der Rhön gepeilt werden kann. Ein weiterer Hahn wurde mit defektem Sender beobachtet.
Im Sommer wurde, nach einem völlig verregneten August, lediglich ein einziger Jungvogel beobachtet – und das, obwohl laut Kirchner die Biotopsituation in den letzten Jahren erheblich verbessert wurde. Die Landschaftspflegemaßnahmen, die auch ein gutes Zubrot für die Landwirte darstellen, und die Biotopmaßnahmen der Jäger wirken sich allerdings auch für andere bedrohte Arten und nicht zuletzt für das Landschaftsbild positiv aus und sollten deshalb fortgeführt werden, so Kirchner. Das Fangen und Auswildern von schwedischem Birkwild ist für insgesamt fünf Jahre behördlich genehmigt und wird im ausgehenden Winter fortgesetzt. Die Frühjahrszählung wird am 16. April durchgeführt, kündigte Kirchner an.
Danach wurde eine Ergänzung des Jagdkonzepts vorgestellt. Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll die Bejagung von sogenannten Beutegreifern wie Füchsen und Raubvögeln intensiviert werden. Der Einfluss der Beutegreifer auf bodenbrütende Vogelarten und andere Wildtiere wurde lange unterschätzt, zählt aber zu den wichtigsten „Hausaufgaben“, die die Jägerschaft selbst erledigen kann, hieß es bei der Versammlung. Die Wiederanstellung eines Berufsjägers sei in diesem Zusammenhang besonders wichtig.
In der darauf folgenden Aussprache wurde dieser Planung einhellig zugestimmt. Laut Landrat Thomas Habermann würde die Rhön mit dem Birkhuhn nicht nur ein Stück ihrer Eigenheit und Schönheit verlieren. Dieser Vogel sei auch ein wichtiges Argument zur weiteren Förderung der Landschaftspflege und stärke damit die Region auch wirtschaftlich. Dass es dabei nicht nur „um ein paar Hühner“, sondern um „mehr“ gehe, müsse immer wieder betont werden.
Klaus Spitzl vom Verein Naturpark und Biosphärenreservat Rhön trug zur Besucherlenkung im Naturpark Rhön vor, dass 2010 etwa 100 000 Besucher am Schwarzen Moor gezählt wurden. An der Thüringer Hütte sei eine starke Zunahme der Besucherströme aufgrund des sehr gut angenommenen Franziskuswegs festzustellen. Ein Problem für Wildtiere könnte die starke Zunahme der Schneeschuhwanderungen werden. Dieser Sache wolle man sich annehmen und gegebenenfalls Wege für Schneeschuhwanderer außerhalb des Naturschutzgebiets ausweisen. Im Naturschutzgebiet dürfe nur neben den präparierten Loipen mit Schneeschuhen gewandert werden.