Blickfang: 265 historische Fahrzeuge waren am vergangenen Wochenende in Stockheim zu bestaunen. Neben diesen 171 Autos, 59 Motorrädern und 35 Traktoren waren vor allem am Sonntag noch etliche Motorradfahrer – sicher auch wegen des schönen Wetters – nach Stockheim gekommen. Die Ausfahrt am Samstag führte über Nebenstrecken ins thüringische und fränkische Grabfeld; „eine schöne Strecke, die uns sehr gut gefallen hat“, lobten viele Teilnehmer nach der Rückkunft. Der Organisator der Rhöner elften Kultur- und Oldtimertage, Wolfgang Klösel, hatte diese Route ausfindig gemacht.
Am TSV-Platz angekommen, gab es eine Fahrzeugpräsentation, die selbst für den versierten Oldtimer-Kenner Klösel einige Überraschungen in petto hatte. So gab es erstmals in Stockheim gleich zwei Sonderkarosserien auf der Basis des Dixi 3/15, der später zum BMW mutierte. Gleich zwei Agromobile, ein Schweizer Meili und ein österreichischer Muli – beide aus den 60er Jahren und heute im Rhön-Grabfeld-Kreis zugelassen – wurden präsentiert. Der Meili gehört dem Frickenhäuser Stefan Seuffert. Sein Fahrzeug wird von einem 30 PS starken 1200er Käfermotor angetrieben, hat einen zuschaltbaren Allradantrieb und eine Differenzialsperre in der Hinterachse.
Gerade mal zehn Exemplare – von einst 1700 produzierten – des AWS Shopper soll es noch geben, so Thomas Müller aus dem Haßbergkreis, der diesen Kleinwagen auf Goggo-Basis nach Stockheim gefahren hat. AWS stand für den Hersteller Automobilwerk Walter Schätzle. Der ehemalige Borgward-Händler hatte die selbsttragende Karosserie, ein Gerippe aus Vierkantrohren, entwickelt. Dieses Gerippe war mit kunststoffbeschichtetem Blech entwickelt worden und nur in der Farbkombination orange/schwarz lieferbar. Für die Fahrzeugmontage reichten Hammer, Bohrmaschine und Nietzange aus. Dennoch geriet der Shopper zu teuer und nach nur einem Produktionsjahr, von 1973 bis 1974, folgte der Konkurs.
Ebenfalls erstmalig in Stockheim wurde ein seltener britischer Hillman Super-Minx präsentiert. Der Ford Escort „Hundeknochen“ erhielt seinen Kosenamen wegen der Form seines Kühlergrills. Nach Stockheim hatte der Mellrichstädter Andy Schuler seinen 1973 ausgelieferten Escort MK 1 RS 2000 gebracht. 180 PS leistend, gibt Schuler die Höchstgeschwindigkeit mit „ausreichend“ an. Mit diesem tatsächlich originalen RS 2000 wurden früher im Raum Kassel Rallyes gefahren. Schuler fährt mit dem „Hundknochen“ in der Histo-Bergmeisterschaft mit und hat hier schon beachtliche Erfolge erzielt.
Der als „Käfer-Killer“ konzipierte Escort blieb in Deutschland hinter den erwarteten Stückzahlen zurück, war aber insbesondere in Großbritannien sehr populär. Seinerzeit war der Escort der erfolgreichste europäische Ford. Über 2,14 Millionen Einheiten wurden gebaut, doch nur 234 667 fanden deutsche Käufer. Als brave Familienkutsche sowie als heißes Sportgerät war der Hundeknochen berühmt. Tuner wie Erich Zakowski, Gründer des „Zakspeed“-Teams, haben den Escort für Rallye- und Rundstreckenrennen präpariert. Seinerzeit war der sowohl bei den Fahrern wie auch bei den Fans beliebte MK 1 auf allen Wettbewerben zu sehen. Und die getunten Hundeknochen waren damals und sind auch bei heutigen historischen Motorsportwettbewerben in der Lage, den BMWs und Alfas Paroli zu bieten.
Wie immer sind auch Pokale vergeben worden. Matthias Gütter aus Steinach-Roth erhielt den Pokal für den ältesten Traktor, einen Lanz von 1937; das älteste Moped, ein D-Rad von 1928, hatte Manfred Walther aus Obermaßfeld in Stockheim vorgeführt und das älteste Auto war der 1926 produzierte Adler 6/25 von Gerhard Gröschel. Einen Sonderpokal erhielt Nicole Seemann, die mit dem Opel Admiral Werkscabriolet von 1937 bisher bei allen Oldtimertreffen in Stockheim teilgenommen hat.
Einmalig in Stockheim ist auch, dass Bürgermeister Martin Link von Anfang an – auch als er noch nicht Gemeindechef war – beim Oldtimertreffen mit seinem Opel Kadett B teilnimmt.