Seinen Gehstock zur Hilfe nehmend, aber immer noch fit, kommt Werner Klett die Treppe zu seiner Kanzlei hoch. Auf die Frage wie es ihm geht, antwortet er „blendend geht's mir, mir geht's gut“ und das glaubt man ihm auch. Er lässt es ruhiger angehen, hat sein Büro in eine etwas ruhigere Ecke der Kanzlei verlegt. Ans Aufhören denkt er aber auch mit seinen 85 Jahren – heute feiert er diesen Geburtstag, noch lange nicht. Sein Beruf ist sein Leben. „Ohne kann ich nicht, auch wenn ich es heute viel ruhiger angehen lasse“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht.
Mann mit Humor
Es fällt sofort auf, dass Werner Klett eine Menge Humor hat. Wortgewandt und vielseitig bringt er diesen zum Ausdruck. „Wir hatten da mal so einen Spruch, den fand zwar nicht jeder lustig, aber wir haben mal gesagt 'Willst du großes Leid vermeiden, dann komm zu Klett und lass dich scheiden'“, erzählt er lachend. Sich selbst beschreibt er als kontaktfreudigen Menschen, sagt aber: „Neben jeder Tugend gibt es auch eine Untugend. Bei mir ist es vielleicht, dass ich ein bisschen zu gesellig bin.“ Aber auch hier kann er sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„Ich war bei sämtlichen Stammtischen hier in Neustadt. Ich kenne alle Lokale hier und gehe sehr oft zum Kalli Wehner am Marktplatz. Da treffe ich mich auch immer mit vielen Kollegen. Ich kenn' sie alle“, sagt er und erzählt von seiner Jugend und seinem Werdegang zum Rechtsanwalt. „Mir war es praktisch schon in die Wiege gelegt worden. Mein Vater Joseph war ja in diesem Beruf tätig und das auch sehr erfolgreich. Er hatte das Schöffengericht mit aufgebaut, war Chef des Amtsgerichts und Chef eines Gefängnisses“, erzählt er und zeigt auf ein Bild in seinem Büro. „Das ist mein Vater in seiner Gerichtskleidung und man kann sagen, dass er durchaus mein Vorbild war.“
Werner Klett machte sein Abitur, an einem Gymnasium in Würzburg mit 18 Jahren. Nach dem Studium bekam er mehrere hochwertige Angebote auf gute Jobs, aber er schlug alles aus, denn er wollte unabhängig sein. „Ich bin nach meiner Rechtsassessorenzeit nur in Kanzleien, wo ich das Sagen hatte, das ist auch heute noch so, ich lasse mir nicht gerne etwas sagen, ich brauche meine Freiheiten“, erklärt er schmunzelnd und erklärt, dass er deshalb 1958 seine eigene Kanzlei eröffnet habe. Diese lief so erfolgreich, dass er sich schnell Partner suchen musste, da er die viele Arbeit nicht hätte bewältigen können.
Auch heute noch hat er in seiner Rechtsanwaltskanzlei „Klett und Kollegen“ noch fünf andere Anwälte sitzen, wodurch jeglicher Bedarf abgedeckt wird. Einer seiner Kollegen ist sein Sohn, Peter Klett, der in die Fußstapfen seines Vaters trat. Überhaupt scheint dieser Beruf in der Familie zu liegen. „Der Bruder meiner Frau war sozusagen auch ein Kollege von mir“, erzählt Werner Klett. Zusammen mit seiner Frau Eva, geb. Schön, hat er drei Kinder. Peter, Uta und Mika, die alle auf ihre Art und Weise ihren Weg gegangen sind, worauf Werner Klett sehr stolz ist. „Außerdem darf ich acht Enkel mein eigen nennen“, freut er sich.
An die Jugend hat er eigentlich nur einen Tipp: „Man muss sich immer fit halten. Ich mache auch noch Sport, so viel es halt geht. Ich habe in meinem Garten eine Reckstange und einen Eisenbarren, wo ich auch bis vor einiger Zeit noch jeden Tag geturnt habe.“ Er hat in seinem Leben viele Sportarten ausprobiert, hat sogar geboxt. „Nur Tennis und Golf habe ich nie gespielt“, sagt er lächelnd und gibt dann doch noch einen weiteren Tipp auf Lager. „Ab und zu ein Bier, einen Wein oder auch mal ein Glas Schnaps, das muss auch mal sein“, sagt er verschmitzt.
„Wenn wir schon beim Thema sind, das Kloster auf dem Kreuzberg das mag ich sehr, da gehe ich auch gerne hin und da werde ich auch meinen Geburtstag feiern“, erklärt er. Aus der Rhön wollte er nie weg. „Mir gefällt es in der Rhön, es ist schön hier, denn man kennt jeden und deshalb war ich froh, dass ich die Möglichkeit hatte, hier zu bleiben“, sagt er und erzählt weiter, dass es heutzutage ein wenig komplizierter sei für junge Anwälte, die gerade in den Beruf einsteigen. „Man lernt während der Arbeit und damals war es so, dass Dich die älteren Anwälte einfach mitgenommen haben. Du warst von Anfang an mit dabei und hast so Kontakte bekommen, die dich weitergebracht haben. Heute ist das nicht mehr ganz so einfach, aber dennoch machbar.“
Während seiner Zeit als Anwalt hat er viel erlebt, hat sowohl Straf- als auch Zivilfälle behandelt. Einen Favoriten hat er aber nicht. „Der Beruf ist immer ernst und deshalb braucht man einen gewissen Humor und auch ein bisschen Selbstironie“, sagt er lächelnd. Und so denkt er nicht ans Aufhören. „So lange es noch geht, werde ich weitermachen.“