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Oberwaldbehrungen: Milch sogar um Mitternacht

Oberwaldbehrungen

Milch sogar um Mitternacht

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    „Ozapft is!“ heißt es auch an der Milchtankstelle von Milchbauer Werner Büttner auf seinem Hof zwischen Oberwaldbehrungen und Oberelsbach. Frische Milch an sieben Tagen rund um die Uhr kann vom Automaten gezapft werden.
    „Ozapft is!“ heißt es auch an der Milchtankstelle von Milchbauer Werner Büttner auf seinem Hof zwischen Oberwaldbehrungen und Oberelsbach. Frische Milch an sieben Tagen rund um die Uhr kann vom Automaten gezapft werden. Foto: Foto: Gerhard Fischer

    Was wäre richtige Nostalgie ohne die Kindheitserinnerung ans Milchholen. Die blecherne Milchkanne in die Hand, längst verbeult vom Schleudern, ging's zum Bauern. Der füllte noch euterwarme Milch ein: duftend, fettig, einzigartig.

    Dann kamen die Supermärkte und seitdem gibt es Milch praktisch nur noch im Tetrapack: eckig, praktisch, ultrahocherhitzt. Das würde wohl bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag so bleiben, wenn es nicht Werner Büttner und seinen Sohn Florian gäbe, Milchbauern auf dem Aussiedlerhof zwischen Oberwaldbehrungen und Oberelsbach.

    100 Kühe halten sie in ihrem zwei Jahre alten, modernen Stall, der neue Melkroboter erledigt seine Arbeit zu aller Zufriedenheit. Die Milch holte bisher der Molkereilaster an jedem zweiten Tag. Ab sofort kann aber Jedermann frische, unbehandelte Rohmilch wie zu Kindertagen auf dem Büttner'schen Hof kaufen – und zwar an der Milchtankstelle – an sieben Tagen die Woche, und zwar an 24 Stunden.

    „Ich habe immer wieder von Leuten gehört, dass sie sich nach Milch wie in der guten, alten Zeit sehnen, naturbelassen und vom Bauern“, erzählt Werner Büttner, der den Aussiedlerhof in der Oberelsbacher Straße 9 in dritter Generation führt.

    „Und da kam irgendwann einmal der Gedanke, auch hier im Landkreis eine Milchtankstelle zu eröffnen“, fährt der Landwirt fort. Solche Milchtankstellen gibt es in Norddeutschland und dann wieder in Südbayern, in Unterfranken sind sie ganz dünn gesät, Büttner weiß nur von Tankstellen bei Aschaffenburg und nahe Hammelburg.

    „Als die Idee geboren war, haben wir uns bei Kollegen umgehört und sind bei einer Firma fündig geworden, die solche Milchtankanlagen anbietet“, erzählt Büttner. Schneller als gedacht war der Automat bestellt. An der Hofeinfahrt steht nun seit einigen Tagen ein Gartenhäuschen mit der Milchtankstelle darinnen. „Wir haben etwas Garten eingeebnet und Parkflächen geschaffen, damit Milchkunden nicht die Abläufe auf dem Hof stören“, sagt Büttner.

    Noch ist das Dach des Gartenhäuschens nicht ganz fertig, dafür aber die drei lebensgroßen Kühe aus Betoplan-Holzplatten. „Die hat Tierarzt Stefan Dolze aus Oberelsbach mit einer Sprühtechnik geschliffen, gemalt und lackiert, die sind der Hingucker“, freut sich Büttner schon auf das Aufstellen. Die täuschend echten Kunst-Kühe sollen auf die Tankstelle aufmerksam machen. Selbstverständlich wurde dafür die Genehmigung vom Landratsamt eingeholt.

    „Frische Landmilch vom Hof Büttner – rund um die Uhr“ wirbt jetzt die Werbetafel. Und wie funktioniert das Ganze? Neben dem Zapfautomaten gibt es Literflaschen zu kaufen, entweder aus Glas oder aus Kunststoff. Diese Flasche stellt man unter den Zapfhahn hinter einer kleinen Tür und lässt einen Liter gekühlte Milch für einen Euro in sein Gefäß laufen. „Man kann aber auch seine eigene Flasche mitbringen“, erklärt Büttner.

    Der Automat nimmt Münzen an, aber auch die üblichen Scheine bis zum 20-Euro-Schein. Beim Befüllen lässt man die Hand an der Flasche und stellt sie nicht ab. Denn wenn sich das Türchen wieder schließt, erfolgt ein automatischer Reinigungsprozess.

    Nach wenigen Sekunden hat der Kunde einen Liter Rohmilch in der Flasche. „Die hält nicht abgekocht etwa zwei Tage“, sagt Büttner. Aber an der Zapfanlage wird auf Aufklebern empfohlen, die Milch abzukochen. Empfindliche Menschen könnten auf die naturbelassene Milch mit Durchfall reagieren, auch Schwangere oder Immungeschwächte sollten lieber die Milch abkochen, wird geraten. Wer aber keine Probleme hat, bekommt auf dem Hof Büttner ein Lebensmittel, wie es kein Tetrapack bieten kann.

    „Ich habe schon einige Flyer zu unserem neuen Angebot verteilt und die Leute reagieren sehr positiv darauf“, erzählt Werner Büttner. Auch ein Wochenendhaus-Bewohner vom benachbarten Hübig war begeistert vom Vorhaben. Aus einem Urlaub schickte er ein Foto, das ihn an einer solchen Milchtankstelle zeigt, sozusagen als Vorfreude auf Büttners eigenes Projekt.

    Einer, der sofort angetan war, ist auch Uwe Steigemann, Schutzgebietsbetreuer bei der Biosphärenreservatsverwaltung in Oberelsbach. „So etwas passt genau zum Biosphärenreservatsgedanken, das ist aus der Region und für die Region“, freut sich der Bad Neustädter. Er hat gleich einen Packen Werbeflyer mitgenommen und im Infozentrum Lange Rhön ausgelegt. Auf seiner Facebookseite wird das Oberwaldbehrunger Angebot fleißig willkommen geheißen und diskutiert.

    „Wir sind zwar nicht direkt in Stadtnähe, haben aber doch ein großes Einzugsgebiet“, gibt sich Büttner optimistisch, dass die Milchtankstelle ein Erfolg wird. Wenn auf seinem Hof am nächsten Samstag zur „Nacht im Stall geladen wird“, können die Besucher von der Landmilch kosten.

    Nacht im Stall

    Der Bauernhof Büttner in Oberwaldbehrungen an der Straße zwischen Oberwaldbehrungen und Oberelsbach hat nicht nur die einzigartige Milchtankstelle zu bieten. Am Samstag, 7. Mai, öffnet der Hof seine Stalltüren zur „Nacht im Stall“. Die Idee hatte der Bayerische Bauernverband. Matthias Klöffel hat sich gemeinsam mit dem Bauernverband anlässlich des Tags der offenen Höfe eine Aktion einfallen lassen, um Ruhe in die ewigen Negativschlagzeilen zu bringen: Eine Nacht im Kuhstall.

    Interessierte sollen die Tiere einfach nur beobachten, ihnen zusehen, staunen und die Ruhe genießen, die im Stall des Nachts herrscht. Und das alles ohne Festzelt, Bratwurst und Co.

    Am 7. Mai von 20 bis 24 Uhr öffnen Florian und Werner Büttner die Türen ihres Kuhstalls auf dem Aussiedlerhof. Vor zwei Jahren hat die Familie Büttner den Stall neu gebaut. Derzeit sind rund 100 Kühe und einige Kälber darin untergebracht. Der moderne Stall überlässt den Kühen die Entscheidung, wann sie selbstständig zum Melkroboter gehen. Die Tiere haben Auslauf im Stall, sie können umhergehen und das ein oder andere Wellnessangebot, wie eine überdimensionale Bürste, nutzen. Der Hof der Büttners ist kein Biobetrieb, sondern wird konventionell geführt. Wer den Kühen beim Fressen, beim Wiederkäuen, beim Gang zum Melken zusehen möchte, der kann am Samstag, 7. Mai zwischen 20 und 24 Uhr einen Einblick in den Stall der Büttners nehmen. Sitzgelegenheiten, um in aller Ruhe im Stall zu verweilen, sind vorhanden. Draußen vor dem Stall gibt es Kleinigkeiten zu Essen und zu Trinken, vorzugsweise aus Milchprodukten. Die Kreisbäuerinnen Margit Ziegler und Heike Schneider sorgen für das leibliche Wohl. Der Eintritt ist frei. (KRIT)

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