(bab) Gustav Söder gehört zu den Menschen, die man sich im Ruhestand gar nicht vorstellen kann. Wer mit 80 Jahren noch so „mitten im Leben“ steht, innerlich ausgeglichen und zufrieden ist, kann sich glücklich schätzen. Deshalb stand jetzt, als der Seniorchef der Sandberger Fruchtsaftkelterei den runden Geburtstag im Kreise vieler Gratulanten feierte, auch die Dankbarkeit für die arbeitsreichen und erfüllten Jahre im Mittelpunkt.
Gustav Söder wuchs mit einem Bruder und einer Schwester in Sandberg auf. Nach der Schulzeit half er zu Hause in der kleinen Landwirtschaft mit und war mehrere Jahre als Saisonarbeiter im Straßenbau und „auf der Dreschmaschine“ in der Frankfurter Gegend beschäftigt.
Söders Vater Ludwig, der viele Jahre bei einer Großkelterei in Frankfurt gearbeitet hatte, gab dann den Anstoß zur Selbstständigkeit. 1957 kaufte Gustav Söder die erste Apfelpresse. Ehefrau Melitta, die er 1952 geheiratet hatte, übernahm mit einer Freundin zunächst das Lohnpressen im Nebenerwerb.
1960 wurde die erste Anlage zur Flaschenabfüllung gekauft und der Gewerbebetrieb angemeldet. Verschiedene Obstsorten kamen dazu und die Kelterei wurde durch die Anschaffung neuer Maschinen und Umbauten immer mehr erweitert.
Die Obstlieferanten kamen aus dem weiten Umkreis. Noch in guter Erinnerung ist Gustav Söder das extreme Apfeljahr 1982, als in Tag- und Nachtschichten gepresst wurde und die Traktoren mit der Ernte bis zum Ortsende standen. Damals wurde „fast jeden Tag ein Tankzug mit Saft verkauft, nur damit die Leute ihre Äpfel los bekamen“, erinnert sich Söder, der auch von 1966 bis 1972 im Sandberger Gemeinderat die Geschicke der Gemeinde mitlenkte.
1991 übergab er die Leitung der Kelterei an Sohn Wolfgang, der 1997 in das Gewerbegebiet am Ortsrand aussiedelte. Inzwischen sind auch schon dessen Kinder fest in den Betrieb eingebunden und die Großeltern freuen sich, dass ihre Aufbauarbeit von der dritten Generation fortgesetzt wird.
Der Seniorchef ist nach wie vor eine wichtige Stütze im Betrieb. Täglich beliefert er mit dem Lkw noch Kunden. Wenn er abschalten möchte, zieht sich Gustav Söder in den Wald auf den Hochsitz zurück. Seit 1961 hat er das Sandberger Jagdrevier gepachtet. 1975 sorgte der legendäre Hirsch „Kasimir“ dafür, dass Söder in die Rhöner Jagdgeschichte einging.
Die vielen Gratulanten wurden jetzt schon am Hauseingang daran erinnert, dass die Jägerei in Gustav Söders Leben eine wichtige Rolle spielt: Sein Jagdkollege, Holzschnitzer Robert Holzheimer aus Schmalwasser, hatte als besonderen Blickfang einen großen Jäger aus Schnee modelliert.
Die offizielle Feier mit der Familie, zu der vier Kinder, neun Enkel und zwei Urenkel gehören, sowie mit weiteren geladenen Gästen wird am 12. Februar sein.