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SALZ: Mit Altglas ökologisch dämmen

SALZ

Mit Altglas ökologisch dämmen

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    Präsentieren den neuen Schaumglasschotter ecoglas: Vertriebsleiterin Christiane Stäblein und Junior-Chef Bastian Steinbach.
    Präsentieren den neuen Schaumglasschotter ecoglas: Vertriebsleiterin Christiane Stäblein und Junior-Chef Bastian Steinbach. Foto: Foto: Ines Renninger

    Fast sieht es so aus als wiege Steinbach im Steinbruch liebevoll kleine Granitsteine in der Hand. Passen würde es, schließlich ist Bastian Steinbach Junior-Chef der Adolf Steinbach-Steinindustrie-Schotterwerke in Salz bei Bad Neustadt. Doch die überraschend leichten, rauen Dinger sind weder Steine noch Schotter, sondern so genannte Schaumglasschotter. „Ecoglas“ nennt die Firma diesen neuen Baustoff aus recyceltem Altglas, laut Werbe-Slogan „die ökologische Zukunft des Dämmens“.

    Seit November 2010 produziert „ecoglas“, so heißt das neu gegründete Tochterunternehmen des Sälzer Familienbetriebs, das vom Junior, dem 29-jährigen Bastian Steinbach geführt wird, den Schaumglasschotter. Sitz der Tochterfirma ist Salz, produziert wird allerdings in Zella-Mehlis: „Im Werk in Salz hatten wir keinen Gasanschluss, in Zella-Mehlis ist unser Maschinenbaubetrieb, das Grundstück war da, wir konnten Synergieeffekte nutzen“, nennt Steinbach Gründe für die Wahl des Standorts.

    Etwa vierzig Meter lang ist die laut Bastian Steinbach „modernste Schaumglasofenstraße Europas“. Sie läuft Tag und Nacht. Insgesamt zehn Angestellte arbeiten dort im Schichtbetrieb: Aus Altglas hergestelltes Glasmehl wird mit Wasser, Bläh- und Bindemittel versetzt und in verschiedenen Heizzonen bis auf 900 Grad Celsius erwärmt. So entsteht jenes wärmedämmende Material – Millionen von Poren und die darin eingeschlossenen Gase sorgen für den Dämmwert –, das laut Steinbach außerdem wasserdicht, druckfest und schadstofffrei sei.

    Vielseitig einsetzbar

    Was Steinbach und Vertriebsleierin Christiane Stäblein an „ecoglas“ besonders fasziniert: Es wird aus Altglas hergestellt, das in der Industrie keine Verwendung mehr findet. „Das wäre sonst weggeworfen worden“, so Steinbach. Außerdem sei „ecoglas“ eine Art Alleskönner. Es sei vielseitig einsetzbar: im Tief- und Hochbau als Wärmeschutz oder Hinterfüllung von Stützbauwerken, für Geländemodellierung im Garten- und Landschaftsbau, als Lärmschutzmaterial, im Straßen- und Gleisbau als Trägerschicht in moorigem Gebiet, als Filtersand in Kläranlagen, durch die große Oberfläche, auf der sich Reinigungsbakterien ansiedeln können.

    „Unser Hauptgeschäft ist nach wie vor der Schotter“, sagt Bastian Steinbach über die Ausrichtung des Familienunternehmens. „Weil aber die Umsätze im Straßenbau rückläufig sind, haben wir uns nach einem Zusatzprodukt umgesehen.“ Ökologisch sollte es sein und überregional vermarktbar: „Bei Schüttgütern ist ab 30 Kilometern die Fracht teurer als das Produkt.“ Schaumglasschotter war das Produkt, das die Firmenleitung überzeugte, nicht einmal ein Jahr verging zwischen Projektidee und Produktionsbeginn.

    „Erfunden haben wir ihn nicht“

    „Erfunden haben wir den Schaumglasschotter natürlich nicht“, stellt Steinbach klar. Das Ursprungsprodukt weiterentwickelt und die technischen Eigenschaften optimiert, habe man aber schon.

    Ein Großteil des bislang verbauten Schaumglasschotters stammt aus der Schweiz, die ecoglas-Produktionsstätte sei das vierte Schaumglasschotter-Werk Deutschlands. Auch wenn das Produkt selbst nicht neu ist, sei es vielen Architekten und Ingenieuren noch unbekannt. Mit der stärkeren Fokussierung auf eine ökologische Bauweise – etwa im Zuge von Passiv- und Nullenergiehäusern – erlebe es aber eine Renaissance.

    Kürzlich präsentierte die Firma ihr Produkt auf der Messe Bau in München, der Weltleitmesse für Baustoffe. „Wir haben Anfragen wie Sand am Meer“, sagt Steinbach über die bisherige Resonanz. Sobald die Bausaison losgehe, so seine Erwartung, werde es Aufträge nur so hageln. 60 000 bis 70 000 Kubikmeter „ecoglas“ will er pro Jahr produzieren, gelagert werden könne das Produkt im Freien. Ein Hektar Lagerfläche stehen dafür in Zella-Mehlis zur Verfügung. Seine Pläne gehen über eine einfache Auslastung des vorhandenen Ofens hinaus. „Wenn es läuft, planen wir, weitere Öfen zu bauen.“

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