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MÜHLFELD: Mit Eichendorff in neue Wolzogen-Saison

MÜHLFELD

Mit Eichendorff in neue Wolzogen-Saison

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    Die Rose war ein besonders schönes Symbol für das, was die Rezitatorin und Lyrikerin Birgitt Reusch (rechts) zusammen mit ihrer Freundin, der Harfenistin Hildegard Behrend, ihrem Publikum mitteilen wollten.
    Die Rose war ein besonders schönes Symbol für das, was die Rezitatorin und Lyrikerin Birgitt Reusch (rechts) zusammen mit ihrer Freundin, der Harfenistin Hildegard Behrend, ihrem Publikum mitteilen wollten. Foto: Foto: Fred Rautenberg

    „Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus“ – So hatte einst der romantische Dichter Joseph von Eichendorff sein Lebensgefühl in schlicht-innige Worte gekleidet, als er das Wunder der Natur in einer Mondnacht erlebte.

    Seine Verse hätten als Motto dienen können, den beiden Frauen, die am vergangenen Ostersonntag im Schloss Wolzogen mit ihrem musikuntermalten Rezitationsnachmittag die neue Saison eröffneten. Damit wurde auch die Reihe „Leben im Schloss“ fortgesetzt, wie Brigitte Proß vom Verein „Aktives Mellrichstadt“ bei der Begrüßung der Gäste sagte.

    Eine Fülle von Gefühlen

    Brigitte Pross stellte auch die beiden künstlerisch ambitionierten Frauen vor: die Dichterin und Rezitatorin Birgitt Reusch und die Harfenistin Hildegard Behrend. Die beiden hatten ein Programm zusammengestellt, das aus dem Vortrag der Texte von Reusch und den musikalischen Intermezzi-Einlagen, teilweise auch synchron vorgetragen, bestand. Sie hatten dem Programm den Titel „Empfindungen der Seele gegeben“, ein sehr treffender Titel. Denn die Texte, die Birgitt Reusch aus ihrem Buch vortrug, brachten eine große Fülle von Gefühlen und Stimmungen zum Ausdruck, die in den Herzen der zahlreichen Besucher etwas zum Klingen brachten.

    Worte, eher lyrische Prosa als in Vers und Reim gefasste Gedichte, die nachklangen, tiefer sanken, während die keltische Harfe von Hildegard Behrend Melodien von großer Schönheit erklingen ließ, die selbst meditativ waren und sich so gleichberechtigt neben die Texte stellten. Zu den Texten und den Melodien gesellten sich Bilder von Behrend, Blumenbilder vor allem, Analogien zu dem, was die oft wie hingetupft wirkenden Worte aussagten. Dass dies klappte, dafür war Peter Back, der dritte im Bunde, an PC und Beamer der richtige Mann.

    Zum Innehalten, zum Schauen, Spüren und Eintauchen in den Fluss des Lebens forderte die Lyrikerin auf, zu erkennen, dass wir an etwas Göttliches angebunden sind, von Lichtwesen und höheren Mächten begleitet, die uns aufrichten auch dann, wenn wir durch dunkle Täler gehen und Durststrecken überwinden müssen. Unsere Gedanken, „Beuten der Nacht“, halten uns oft wie in einem klebrigen Spinnennetz gefangen, unterdrücken das Intuitive in uns. Wenn wir uns davon frei machen, können wir unseren „Seelenplan“ leben, Liebe geben und Freude erfahren. Denn in den Tiefen des eigenen Ichs liegen Botschaften verborgen, wie ein Samenkorn, das aufbrechen will, zum Licht gelangen, Blüte werden und sich gleichzeitig mit Mutter Erde verbinden will.

    Wie in den oft unscheinbaren, kaum wahrgenommenen Schönheiten am Weg der Zauber der Schöpfung enthalten ist, wie sie erwachen, vorhanden sind und wieder vergehen, so sind auch wir Menschen Blüten, in denen sich die Absicht der Schöpfung spiegelt, in denen der Funke der Göttlichkeit enthalten ist und in denen wir uns unseres Seins bewusst werden: „Ich bin!“ Zwei herzensgute Menschen sind es, die diese ihre beglückende Botschaft ihren Mitmenschen mitteilen wollen: Geteilte Freude ist doppelte Freude.

    Schlicht kommen diese Botschaften her, aber eine riesige Dimension steht dahinter, ein pantheistisches Weltgefühl, eine Sicherheit zu wissen, dass wir in der Welt, im Leben, einen festen und sinnvollen Platz haben, dass wir geborgen sind in einem göttlichen Gefüge, das sich in der Natur manifestiert. „Spirituell“, so charakterisierte Reusch ihre Lyrik; romantisch nicht unähnlich wie bei Eichendorff, möchte man hinzufügen.

    Ein Oster-Wunsch

    Wie sie sich kurioserweise einst in England getroffen hatten, erzählten sie, die beide in Rhön-Grabfeld gar nicht weit auseinander wohnen, wie sie zu ihrer Zusammenarbeit und auch zum Verlegen des Buchs gekommen sind, wie die besondere Art der keltischen Harfe zu verstehen ist und wie Behrend sich damit spät einen Kindheitstraum verwirklicht hatte, das erläuterten die Frauen und stellten so einen fast familiären Kontakt zu ihrem Publikum her. Ihr Wunsch zum Schluss: Dass ihre Besucher mitnehmen mögen, was sie gehört, gesehen und empfunden haben über die Großartigkeit der Schöpfung – das war ein Wunsch, wie er kaum schöner zu Ostern ausgesprochen werden kann.

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