Ob wir uns so leichtfüßig über die Planche bewegen und den Gegner mit grazilen Bewegungen treffen wie einst D'Artagnan? Das werden wir nach einer Sunde feststellen. Wir, eine Gruppe von Ärzten der Klinik für Schulterchirurgie des Rhön-Klinikums und ich, eine Pressevertreterin, lernen bei Sabine Bau, der mehrfachen Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Fechten, den Sport, den einst Musketiere so bravourös beherrschten.
Doch vor dem Fechten steht das Einkleiden. Die erste Herausforderung. Uns Frauen wird ein Brustschutz angelegt, den Männern nicht. Über den Brustgurt stülpen wir die einärmelige Unterziehweste. Als gar nicht so einfach erweist es sich, in die Fechthose zu kommen. Die ist verdammt eng. Nele Grodde, aktive Säbelfechterin beim FC Tauberbischofsheim, gibt uns den Tipp: „Zieht die Sporthose unter der Fechthose aus. Euch wird es sonst zu warm!“ Mit der blendend weißen Fechtjacke ist unser Outfit fast komplett, nur die Maske fehlt. „Fest sitzen und nicht wacklen“, erklärt Sabine Bau. Doch: Auf Anhieb passt das Ding keinem. Mit wenigen Handgriffen formt die ehemalige Weltmeisterin die Masken so, dass sie jedem optimal das Gesicht schützt.
Mir drängen sich Fragen auf: Wird das schwarze Drahtgitter stören? Kommt genügend Luft ans Gesicht? Nein. Ich sehe alles und atme genügend Luft. Nur: Recht warm ist es unter Schutzmaske und Fechtanzug. Schon bald fließt der Schweiß beim Aufwärmen und beim Lernen der die Beinstellung: Gebeugte Beine, die Fersen in einem 90-Grad-Winkel zueinander, das rechte Bein nach vorne! Schon bald spüre ich jeden Muskel. So grazil wie Sabine Bau bewegen wir uns nicht, aber ganz schlecht schaut es nicht aus. Dann kommt der Degen. Wie man ihn hält und wie man zusticht, erklärt uns die Weltmeisterin genau. Schnell dürfen wir auf unseren Gegenüber zustechen. Der erste Stoß ist zaghaft, aus Angst ihn zu verletzen. Der spürt aber durch seine dicke Kleidung nichts. Nach und nach werden wir mutiger und das Zustoßen stärker.
Bevor wir auf der Planche kämpfen dürfen, geben uns Sabine Bau und Nele Grodde taktische Ratschläge. Mit einem Linkshänder muss man strategisch anders vorgehen als gegen eine groß gewachsenen Hünen. Ein Paar nach dem anderen kämpft auf der Fechtbahn, angeschlossen an den automatischen Trefferzähler – wie die Weltklassefechter. Flink auf den Beinen und wachen Geistes muss man beim Fechten sein, sonst erzielt der Gegner einen Treffer. Das merken wir Fechtanfänger auch schnell.
Die Kämpfe sind kurz. Schließlich soll jedes Paar auf der Planche kämpfen dürfen. Und: Länger würden wir blutigen Anfänger auch nicht durchhalten. Denn bald spüre ich Muskel, von denen ich nicht mal wusste, dass sie existieren. Insofern hab ich auch etwas gelernt bei der Sportmedizinischen Tagung am Rhön-Klinikum.
In der Klinik für Schulterchirurgie am Rhön-Klinikum gab es bei der Tagung zahlreichen Vorträge und Sportpraktika. Neben Fechten konnten die Teilnehmer Spinning und Handball ausprobieren.
Das Verletzungsrisiko beim Fechten ist sehr gering. Stiche, Prellungen und lädierte Bänder sind die häufigsten Verletzungen, der Oberschenkel und das Knie sind am meisten betroffen. Stichverletzungen treten am häufigsten an der waffenführenden Hand auf, erklärte die Ärztin und ehemalige Weltmeisterin und Olympiasiegerin Sabine Bau.