„Was wäre ein Dorf ohne Blasmusik?“, fragte die Bürgermeisterin Anja Seufert beim Festakt zum 40-jährigen Bestehen der Kolping-Kapelle-Unterwaldbehrungen die vielen Gäste im Saal. „Da würde jeder Faschingsumzug zum Trauerspiel, Feste verlieren ihre Feierlichkeit“, beantwortete die Bürgermeisterin ihre Frage gleich selbst. Sie habe es immer bereut, kein Blasinstrument gelernt zu haben, fügte sie an. Und die Gemeinschaft der Musiker habe sie stets bewundert. Flugs schnappte sich Matthias Stumpf, Vorsitzender des Musikvereins, das Mikrofon und fügte an: „Frau Bürgermeisterin, um Musik zu lernen, ist es nie zu spät!“
Die Musiker in Unterwaldbehrungen sind ein Aktivposten im Besengau. In 40 Jahren Vereinsgeschichte haben sie 1000 Auftritte absolviert und zehn Besengau-Blaskapellentreffen mitveranstaltet. Wichtig ist auch die Nachwuchsförderung: „Es ist teuer, wenn ein Kind ein Instrument lernt, aber es ist eine gute Investition in die Zukunft“, sagte Matthias Stumpf in seiner Ansprache.
„In den Musikvereinen profitieren die Jungen von den Alten und umgekehrt. Jede Generation spürt Vorteile der sozial- und altersmäßig gemischten Gemeinschaft“ sagte Werner Höhn, der Bezirksvorsitzende des Norddeutschen Musikbundes.
Obendrein scheint das Musizieren in der Kolping-Kapelle auch noch jede Menge Spaß zu machen, was die Anekdoten, Bilder und die Chronik des Vereins eindrucksvoll bewiesen. „Am 1. November 1968 wurde die Kapelle gegründet. Stefanie Hemmert ließ in in einem Powerpoint-Vortrag die Geschichte des Vereins Revue passieren. Bei der alljährigen Versammlung der Kolpingfamilie Unterwaldbehrungen hatten Hermann Leicht und Adalbert Schmitt die Idee, eine Blaskapelle zu gründen. Schnell fanden sich im Dorf Musiker zusammen, der Nachwuchs wollte zur Gemeinschaft dazugehören. Der absolute Höhepunkt der Ausbildungserfolge war laut Hemmert das Jahr 1985 mit 27 Neuzutritten. „Durch diesen Zuwachs zählte die Kapelle im Jahr 1989 stolze 50 aktive Musiker – und das bei einer damaligen Einwohnerzahl von 350 Personen“, sagte sie.
Der Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbunds, Helmut May, ließ in seiner Begrüßungsrede durchblicken, dass der Musikverein mehr Bestand hat als die Politik: „1968 organisierte sich die Studentenbewegung, und in Unterwaldbehrungen wurde der Musikverein gegründet. Von der Studentenbewegung ist nicht mehr viel übrig, den Musikverein hingegen gibt es noch“, so May. Überhaupt sind die Musikvereine „wichtig für die kulturelle Vielfalt der Region“, fügte er an.
Für die feierliche Stimmung sorgte beim Festkommers nicht die Blaskapelle, sondern der elfköpfige Chor der Unterwälder Kirchenspatzen, die Heimatlieder aus der Rhön sangen. Den Abschluss des Festtags gestalteten am Abend Böhmisch G'schtörd mit zünftiger Blasmusik.
Gebührend gefeiert wird das 40-jährige Bestehen des Vereins dann noch einmal im Herbst mit einem viertägigen Musikfest, kündite Matthias Stumpf an.
Ehrungen bei der Kolping-Kapelle Unterwaldbehrungen
Idealismus zahlt sich aus: Überraschend für den Vorsitzenden des Musikvereins, Matthias Stumpf, verlieh ihm Dirigent Manfred Weber nach einer emotionalen Rede für 25 Jahre Vorstandstätigkeit die Verdienstmedaille in Gold mit Urkunde. Stumpf habe sich in den vergangenen 25 Jahren immer mit viel Idealismus für die Musik und die Belange des Vereins eingesetzt und oft auch private Dinge zurückgestellt, wie Weber hervorhob.
Weiterhin wurden langjährige Mitglieder der Kolping-Kapelle ausgezeichnet: Christoph Schneider erhielt für zehn Jahre aktive Musiktätigkeit die Ehrennadel in Bronze. Die Frauen und Männer, die im Jahr 1985 der Kapelle beigetreten und bis heute aktiv sind, wurden für 25-jährige Mitgliedschaft mit der Ehrennadel in Silber ausgezeichnet: Christian Schmitt, Marco Reinfelder, Stefanie Hemmert, Heike Stumpf, Otto Hanel und Helmut Seufert. Außerdem erhielt Manfred Weber für 25 Jahre Dirigententätigkeit die entsprechende Nadel in Gold mit Urkunde. Für 40 Jahre aktive Musiktätigkeit bekamen Wolfgang Stumpf, Otto Laudensack sowie Theo Friedrich und Karl Friedrich die Ehrennadel in Gold mit Ehrenbrief. Willi Then wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Die Ehrennadel in Gold des Bezirks Unterfranken mit Urkunde erhielten Günter Ledermann und Michael Schneider für 20 Jahre Vorstandstätigkeit.