Heinz Nöth ist zwei Tage nach dem Serienunfall noch ziemlich beeindruckt von den Geschehnissen, die er mit seiner Familie seit Sonntagmittag verarbeiten muss. „So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Das war das reinste Horrorszenario“, bekennt der 42-Jährige.
Er war bei Burglauer auf die A 71 aufgefahren. Nach wenigen Kilometern sah er das Verhängnis: Eine Schneewolke hatte eine zentimeterdicke Eisschneeschicht über die Fahrbahn gelegt. „Vor mir kreiselten schon drei Autos. Obwohl ich Winterreifen drauf hatte, hatte ich keine Kontrolle mehr über den Wagen. Mein Glück war, dass ich nicht gegen die anderen Autos geschrammt bin.“ Sein Wagen war gegen die mittlere Betonbarriere geprallt, hatte sich im 90-Grad-Winkel gedreht und war auf einer trockenen Stelle zum Stehen gekommen.
Nachdem er sein Auto, das an der Motorhaube stark eingedellt war, noch auf den Standstreifen zurückgesetzt hatte, suchte er mit seiner Familie sein Heil in der Flucht. Er half seiner Freundin Bettina und der 13-jährigen Tochter Katharina über die Barriere auf den Hang, setzte einen Notruf ab und holte ein anderes Mädchen, das kurz nach ihm an die Mauer geprallt war, vom Auto weg.
„Danach schepperte es im Sekundentakt. Da habe ich ein Kreuzzeichen gemacht, dass wir aus der Gefahrenzone raus waren“, atmet Heinz Nöth noch im Nachhinein auf.
Selbst am abgelegenen Hang flogen zerborstene Autoteile umher, ein Mercedes sei an der Betonmauer hochgefahren und abgehoben, „sodass ich die Ölwanne gesehen habe. Da hast du es mit der Angst bekommen.“ Viel Glück hatte wohl ein Motorradfahrer, der gleich nach Nöth in die Gefahrenzone gekommen war und mit seinen beiden Füßen als Balance-Hilfe über das Eisfeld an den noch wenigen Autos vorbeigeschlittert war. „Der kam unversehrt davon“, erinnert sich der 42-Jährige.
Nicht ganz ohne Verletzung geblieben war seine Familie. Er war überrascht, wie schnell die Rettungskräfte vor Ort waren. „Ruck, zuck waren die Sanitäter da. Und das war auch gut so“, urteilt der Strahlunger. „Denn meine Große stand deutlich unter Schock.“ Die 13-jährige Katharina blickte ins Leere, zusätzlich war ihre komplette rechte Körperseite durch den Aufprall stark geprellt. „Sie wurde aber schon vor Ort von drei Ärzten behandelt und im Bad Neustädter Krankenhaus bestens versorgt, sodass wir insgesamt glimpflich davongekommen sind.“
Nöth ist es ein echtes Bedürfnis, sich bei den zahlreichen Rettungskräften zu bedanken. „Die haben sich fürsorglich um alle Verletzten gekümmert. Wir haben uns bei ihnen richtig aufgehoben gefühlt“, lobt der Strahlunger.
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