"Wir wollen keine neuen Schulden machen und wollen einsparen; das sind die Vorgaben für die Erstellung des Haushaltes 2001. Und, wie ich glaube, sind sie in diesem Jahresetat auch deutlich geworden."
Klare Worte von Bürgermeister Wolf Pittorf zu Beginn der Haushaltsberatung des Gemeinderates. Margitta Meußler, Kämmerin der VG Ostheim, die den Haushalt erstellt hatte, machte bereits beim Einstieg in das Zahlenwerk die Schwierigkeiten einer ausgewogenen und sparsamen Haushaltsführung in diesem Jahr deutlich.
Sie hatte den Verwaltungshaushalt mit 1,43 Millionen Mark angesetzt, gegenüber dem vergangenen Jahr etwa gleich. Der Verwaltungshaushalt 2000 wurde allerdings im Rahmen eines Nachtragshaushaltes auf 1,37 Millionen Mark zurückgeführt. Die Kämmerin zu den Schwierigkeiten: "Heuer kann der Verwaltungsetat ohne eine Zuführung vom Vermögenshaushalt mit 81 742 Mark nicht ausgeglichen werden." Die Gemeinde Willmars werde von den Mechanismen des Finanzausgleiches getroffen.
Im Klartext: Willmars wird durch das neue Steueranpassungs-Gesetz und das so genannte Ergänzungs-Gesetz übermäßig stark belastet. Die Kämmerin nannte als prägnantes Beispiel die Gewerbesteuer-Neuregelung und hatte dies, mit einem Rechenbeispiel untermauert, auch im Haushalts-Vorbericht herausgestellt. Gemeinden, deren Gewerbesteuer-Hebesatz unter 360 Prozent liegt, seien im Nachteil, aber der Gewerbesteuerpflichtige gewinne einen Vorteil von bis zu zehn Prozent. Margitta Meußler schlug deshalb, zur Kompensierung dieses gemeindlichen Nachteiles von etwa 15 Prozent, eine Erhöhung des Gewerbesteuer-Hebesatzes - "dem angemessen" - vor.
Finanzielle Einbußen bringt laut Meußler die Senkung der Schlüsselzuweisung von 453 808 Mark im vergangenen Jahr auf nun 396 480 Mark. Gleichzeitig muss die Gemeinde für die Kreisumlage mit 345 832 Mark tiefer in die Tasche greifen als im Jahr zuvor mit 279 717 Mark.
Den Vermögenshaushalt hat die Kämmerin mit 403 376 Mark angesetzt. Hier stehen noch Haushaltsausgabe-Reste von 65 000 Mark, zweckgebunden für den Umbau der Gemeinde-Garagen in eine Gemeinde-Werkstatt, und 10 000 Mark für die Rathaus-Sanierung zur Verfügung. Gebunden sind auch 173 750 Mark für Straßenbaumaßnahmen.
Zur Deckung eines Soll-Fehlbetrages aus dem Jahr 1999 werden 92 006 Mark benötigt. Die gemeindlichen Schulden wurden zum Jahresende mit 1,23 Millionen Mark beziffert, woraus sich eine Pro-Kopf-Schuld von 1 754 Mark errechnet. Der Kassenbestand beträgt 139 010 Mark.
Mit diesem Zahlenwerk konnte sich der Gemeinderat nicht anfreunden und so kam das Gremium überein, die Verabschiedung des Haushaltes zurück zu stellen. Zuvor hatte sich Ratsmitglied Raimund Voss kritisch mit zahlreichen Haushalts-Ansätzen auseinander gesetzt und gefordert, doch "noch einmal intensiv und ohne Zeitdruck über die Ansätze nachzudenken". Unter anderen hat er Bedenken, die Gewerbesteuer plötzlich anzuheben.
Laut Voss müssten Prioritäten gesetzt werden, was unbedingt im laufenden Jahr machbar sei, was es an zweckgebundenen Mitteln gebe und wie sie fließen. Für die gemeindlichen Gebäude werde wohl der Haushaltsansatz nicht ausreichen und, so Voss, es fehle - zumindest im Maßnahmen-Bereich - ein Hinweis auf die Sanierung der Kläranlage im Ortsteil Filke. Dafür gebe es zum einen staatliche Zuschüsse, zum anderen würden die Kosten auf die Bürger umgelegt, was die Gemeindekasse entlaste. Raimund Voss störte sich auch daran, dass der Verwaltungshaushalt nur durch eine "Stütze" aus dem Vermögenshaushalt ausgeglichen werden könne.
Nun meldeten sich auch weitere Ratsmitglieder kritisch zu Wort. Sie waren zwar nicht in allem mit dem "Vortrag" ihres Kollegen Voss einverstanden, aber so nach und nach wurde deutlich, dass die Mehrheit zu einer späteren Neuberatung tendierte. Im Wesentlichen ging es ihnen dabei um eine Rangfolge der Maßnahmen. Genannt wurden die Dorfplatz-Erneuerung in Filke und der Umbau der Gemeinde-Garagen zur Gemeinde-Werkstatt.
Das Ortsoberhaupt spürte die Bereitschaft der Gemeinderäte, sich im "stillen Kämmerlein" mit den jeweiligen Etatansätzen zu beschäftigen. Und ließ daher über folgenden Vorschlag abstimmen: "Die Kämmerin wird den Räten eine Liste über zweckgebundene Mittel zukommen lassen. Die Gemeinderäte werden dann eine Rangfolge der Prioritäten für Maßnahmen 2001 erstellen. Der Haushalt wird auf der Sitzung am 14. Februar verabschiedet." So wurde einstimmig beschlossen. Allerdings bat die Kämmerin um die Zustellung der Prioritätenliste der Ratsmitglieder binnen einer Woche.