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MEININGEN: „Ne, ich bleibe nicht im Westen . . .“

MEININGEN

„Ne, ich bleibe nicht im Westen . . .“

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    Gruppenbild mit Dame: Katrin Weber wurde in Meiningen mit dem Thüringer Kleinkunstpreis 2009 ausgezeichnet. im Hintergrund: Meiningens Bürgermeister Reinhard Kupietz (links) und der Fördervereinsvorsitzende der Kleinkunsttage, Detlef Götz.
    Gruppenbild mit Dame: Katrin Weber wurde in Meiningen mit dem Thüringer Kleinkunstpreis 2009 ausgezeichnet. im Hintergrund: Meiningens Bürgermeister Reinhard Kupietz (links) und der Fördervereinsvorsitzende der Kleinkunsttage, Detlef Götz. Foto: FOTO Siggi Seuss

    Das Theater – gefüllt bis auf den vorletzten Platz, und das, obwohl die Meininger erst an diesem Freitag die neue Spielzeit eröffnen. Die Kleinkunst hat derweil den Großen Saal erobert, mit der Verleihung des Thüringer Kleinkunstpreises 2009 an die Kabarettistin und Sängerin Katrin Weber aus Dresden. Mit 5555,55 Euro ist der Preis einer der höchstdotierten in der deutschen Kabarettbranche.

    Es ist, als ob eine etwas andere Duftnote als bei traditionellen Theaterabenden über den Köpfen schwebt, wenn sich die Freunde des Kabaretts unterhalten, provozieren, belehren oder gar die Leviten lesen lassen. Bei den 18. Meininger Kleinkunsttagen war auch der unvergleichliche Hagen Rether zu Gast – ebenfalls vor vollem Haus – mit einer dreistündigen Plauderei über die Dinge des Lebens, über Gier, Macht und Zynismus.

    In den nächsten Tagen folgen in verschiedenen Spielstätten und auf unterschiedlichem Niveau Gisela Oechelhaeuser (4. September), Ottfried Fischer (5. September), Pigor & Eichhorn (6. September), Ausbilder Schmidt (11. September), Fips Asmussen (12. September), Ass-Dur und Michael Sens (13. September), das GlasBlasSing Quintett (16. September, Urban Priol (18. September), Reiner Kröhnert (19. September), Thomas Rühmann & Tobias Morgenstern (20. September).

    Der Einstieg in die mehr oder weniger schräge Welt des Kabaretts ist mit dem Auftritt Katrin Webers und ihres Pianisten Rainer Vothel jedenfalls anders als erwartet, erfrischend anders. Ihr geht es in ihrem ersten Soloprogramm mit dem Titel „Also, geben Sie acht“ nicht um Welterklärung, weder politisch noch psychologisch. Auch seichte Comedy ist ihr Ding nicht. Die Frau hat eine solide künstlerische Ausbildung als Sängerin und Schauspielerin, sie gewann bereits 1991 den Bundeswettbewerb für Gesang, stand oft in Musical-Hauptrollen auf der Bühne.

    Sie weiß, was sie will, ist schlagfertig, kann improvisieren, wirkt weder überkandidelt noch manieriert und sieht zudem auch noch sehr gut aus. Und ihre Stimme ist ein Phänomen. Der sächsische Grundton verschwindet im Nu, wenn sie Chansons, Musicalhits oder – mit Vorliebe – Couplets von Friedrich Hollaender und Georg Kreisler anstimmt. Aber, was heißt hier schon „anstimmt“? Sie interpretiert die Songs auf ganz eigene Art, hinterfragt sie während des Vortrags, kommentiert sich dabei selbstironisch, verstärkt die Texte durch nahezu akrobatische Akte auf der Bühne und auf dem Flügel.

    Wenn sie dann auf der Suche nach ihrem „Egon, Egon, Egon“ sogar einen betorkelten Querfeldeingang über die ersten fünf Stuhlreihen wagt und dabei herzzerreißend singt und lallt, dann ahnt man: Das muss der Zustand sein, den die Kritik beschreibt, wenn sie davon spricht, ein Künstler sei beim Publikum angekommen. Und Katrin Webers Geschichte des Abends, mit der sie das Publikum verführt? Eigentlich nichts weiter als ihr Auftritt im Spannungsfeld von Weibchen und Männchen. Und ihr Begleiter eignet sich natürlich hervorragend als Watschenmann („Ich bin der Solist. Du bist nur der Pianist“). So geht das unbeschwerte zwei Stunden lang und man fragt sich am Ende, warum diese multitalentierte Kabarettistin im Westen bei weitem nicht so bekannt ist wie im Osten.

    Laudator Arnulf Eichhorn, der Leipziger Lachmessen-Chef, der stellvertretend für den erkrankten Kabarettisten Bernd-Lutz Lange die Laudatio hielt, weiß die Antwort. In ihrer letzten Zugabe bestätigt Katrin Weber die Worte des Laudators: „Ne, ich bleibe nicht im Westen, denn mein Schicksal, das ist Dresden.“

    Nähere Informationen über das Kulturreferat der Stadt Meiningen, Tel. (0 36 96) 45 46 51. www.meininger-kleinkunsttage.de

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