Den Anstoß zur Pensionsweidehaltung gab Landwirt Klaus Rothaupt aus Lebenhan. "Im Spessart hat man das schon seit Jahren", sagt er. Aus Mangel an geeigneten Weideflächen geben Landwirte aus dem Raum Würzburg ihre Tiere eine Saison lang bei Berufskollegen auf den Spessartwiesen in Pension.
Seit drei Jahren trägt sich Rothaupt mit der Idee, so etwas auch für die Rhön umzusetzen. Im Kilianshöfer Landwirt Anton Kleinhenz fand er einen aufgeschlossenen Partner. Der war aber noch durch das Kulturlandschaftsprogramm gebunden, wonach Wiesen erst ab 1. Juli gemäht oder beweidet werden dürfen. Zudem hätten seine Flächen allein nicht ausgereicht.
So war es ratsam, noch einen weiteren Landwirt mit einzubinden. Nachdem Ludwig Holzheimer, der zweite Kilianshöfer im Bunde, im Juli vergangenen Jahres seine 26 Milchkühe abgeschafft und somit Kapazitäten frei hatte, war der Zeitpunkt günstig. Holzheimer wollte sich zwar langsam auf den Ruhestand einstimmen, war aber so angetan von dieser Idee, dass er in das Projekt mit einstieg.
Bei den Berufskollegen im Zuchtverband warb Rothaupt für sein Vorhaben und weckte bei Rudi Scheller aus Euerfeld (Landkreis Würzburg), Raimund Wiener aus Lülsfeld (Landkreis Schweinfurt) sowie bei den Oberwaldbehrunger Landwirten Werner Büttner und Siegfried Büttner mit Sohn Stefan das Interesse. Sie schlossen sich mit Klaus Rothaupt und den beiden Kilianshöfer Landwirten Kleinhenz und Holzheimer zur "Weidegemeinschaft Kilianshof" zusammen.
Im Frühjahr wurde der Vertrag ausgearbeitet. Bei den Vorgesprächen standen Dr. Wolfgang Schwarz und Johann Giglhuber vom Amt für Landwirtschaft beratend zur Seite. Sie begrüßten die Initiative, einen neuen Weg in der Rhöner Landwirtschaft zu beschreiten. Laut Giglhuber können sich die Landwirte so sehr gut ergänzen. Die Kilianshöfer stellen die Wiese zur Verfügung, die anderen Landwirte bringen das Vieh. In Kilianshof seien die Voraussetzungen günstig: Durch die Flurbereinigung seien die Flächen groß genug "und es sind Leute da, die zusammenpassen und zusammenarbeiten wollen" sagt Giglhuber.
Die Pensionsbeweidung ist Vertrauenssache. "Wir werden die Tiere wie unsere eigenen behandeln", bekräftigt Ludwig Holzheimer. Nach der Abschaffung des Milchviehs hat Holzheimer noch ein paar Rinder im Stall und Anton Kleinhenz hat vor zehn Jahren auf Weidewirtschaft umgestellt, hält selbst 15 bis 20 Mutterkühe mit Kälbern im Freien.
Nach der Eingewöhnungszeit auf dem 2000 Quadratmeter großen "Austobeplatz" stehen den Pensionsgästen zwei jeweils fünf Hektar große Weiden vor und hinter dem Kiliansküppel zur Verfügung. Die Kilianshöfer Landwirte müssen die Zäune regelmäßig kontrollieren und für Heu und frisches Wasser sorgen. Und sie werden das Verhalten ihrer Schützlinge beobachten. Beispielsweise, ob eine Unruhe in die Herde bringt oder Auffälligkeiten zeigt, die auf Krankheiten schließen lassen. Bei besonderen Vorkommnissen wird der Besitzer verständig, der entscheidet dann über das weitere Vorgehen.
Der Sommerweidevertrag geht zunächst über fünf Jahre. Jedes Jahr werden die "Pensionspreise" neu festgelegt. Die Besitzer zahlen 1,30 Mark pro Tag an die Kilianshöfer für "Betreuung, Kost und Logis". In einem Testjahr will man zunächst Erfahrungen sammeln und ausloten, ob das Entgelt dem Aufwand gerecht wird.
Zur Weidegemeinschaft gehöre, dass man zu Zugeständnissen bereit sei, stellt Gilghuber fest. "Das ist das Entscheidende: Man kennt sich, die Landwirte haben Vertrauen und wissen, dass ihre Viecher in guten Händen sind".