Seit Monaten streiten sich Oberhofs Bürgermeister Thomas Schulz und sein Stadtrat mit dem Freistaat Thüringen darüber, ob die Bad Neustädter Partnerstadt weiterhin von einem hauptamtlichen Bürgermeister regiert wird, oder man bei der Kommunalwahl am 22. April nur noch ein ehrenamtliches Ortsoberhaupt wählen darf. Jetzt ist klar: Oberhof hat gewonnen. Das Oberverwaltungsgericht Weimar hat am Donnerstag endgültig entschieden, dass der Freistaat Thüringen der nur 1500 Einwohner großen Gemeinde eine Ausnahmegenehmigung erteilen muss und bestätigte das Urteil des Verwaltungsgerichts Meiningen, das dies am Valentinstag schon genauso gesehen hat.
Da gewann die Kommune mit ihrer Klage gegen den Beschluss des Thüringer Landesverwaltungsamtes in erster Instanz in Meiningen. Man dürfe – auch wenn das Gesetz in Thüringen einen hauptamtlichen Bürgermeister erst ab einer Einwohnerzahl von 3000 vorsieht – auch weiterhin in den alten Strukturen arbeiten, entschied das Gericht. Das wiederum ließ der Freistaat nicht auf sich sitzen und legte gegen das Urteil Berufung ein. Was man in der Oberhofer Stadtverwaltung nicht goutiert, denn man hätte ein Problem mit den Fristen für die Wahlen am 22. April bekommen, wenn nicht schnell eine endgültige Entscheidung gefällt worden wäre.
Dass der Standort Oberhof nicht nur touristisch, sondern auch sportlich für die Thüringer Politik von immenser Bedeutung ist, ist seit Jahren augenscheinlich. Seit der Wende wurden zweistellige Millionenbeträge in den „Leuchtturm im Thüringer Wald“ gesteckt, nun sollen noch einmal 32 Millionen Euro unter anderem in den Neubau der Therme sowie ein Funktionsgebäude im Biathlon-Stadion gesteckt werden. Die Tatsache, dass man Olympia-Stützpunkt ist und unter anderem die Tour de Ski der Ski-Langläufer, den Biathlon-Weltcup und den Rodel-Weltcup ausrichtet, hat Oberhof deutschlandweit bekannt gemacht. Gleichwohl machte man in den vergangenen Jahren durchaus des Öfteren negative Schlagzeilen – Bürgermeister Schulz musste sich vor Gericht verantworten; die Betreibergesellschaft der Rennsteig-Therme ging insolvent; das Schwimmbad muss, obwohl nicht mal 15 Jahre alt, schon generalsaniert werden; die Touristen bleiben weg, da die Infrastruktur nicht ausreichend ist und es zu wenig hochwertige Zimmer gibt; der Ski-Tunnel ist ein Prestigeobjekt, das ökologisch fragwürdig ist und finanziell jährlich Hunderttausende Euro Defizit verursacht – die Liste der Probleme ließe sich fortsetzen.
Auch bei der schwarz-roten Landesregierung in Erfurt hat man erkannt, dass Oberhof so nicht mehr weitermachen kann. Deswegen wurde ein Handlungskonzept entwickelt, das nicht nur weitere Millionen vorsieht, sondern zwei gravierende Änderungen: Die zahlreichen Sportstätten werden nicht mehr von der Stadtverwaltung, sondern von der neu zu gründenden Oberhofer Sportstätten GmbH verwaltet. Und Oberhof soll seine Selbstständigkeit verlieren, mit dem nahe gelegenen Zella-Mehlis eingemeindet werden.
Dass die größeren Städte rund um Oberhof alle in Deckung gegangen sind, als die Rede davon war, die hochverschuldete Gemeinde als Stadtteil zu bekommen, focht die Landesregierung nicht an. Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) hat nun wegen Oberhof und seines Kampfes für die Selbstständigkeit auch Ärger in der eigenen Koalition: Die CDU beharrt darauf, dass die Fusion kommt. Regierungspartner SPD ist sich mit den Grünen, den Linken und der FDP einig, dass ein ehrenamtlicher Bürgermeister trotz aller Strukturänderungen nicht in der Lage wäre, die Stadt adäquat in die Zukunft zu führen. Dieser Streit ist noch lange nicht vorbei.