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OBERHOF/BAD NEUSTADT: Oberhof: Teure Politur für den Tourismus-Leuchtturm

OBERHOF/BAD NEUSTADT

Oberhof: Teure Politur für den Tourismus-Leuchtturm

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    Ein Zentrum ohne echtes Zentrum: Das Land Thüringen will in Bad Neustadts Partnerstadt Oberhof zig Millionen Euro investieren, um den Ort fit zu machen.
    Ein Zentrum ohne echtes Zentrum: Das Land Thüringen will in Bad Neustadts Partnerstadt Oberhof zig Millionen Euro investieren, um den Ort fit zu machen. Foto: Foto: Gerhard König

    Gut ein Jahr ist es her, dass die Thüringer Landesregierung ihr „Handlungskonzept“ für Oberhof vorstellte. Darin wird beschrieben, wie die Bad Neustädter Partnerstadt als Wintersport- und Tourismuszentrum im Thüringer Wald fit werden soll für die Zukunft. Für die Regierung ist das Städtchen am Rennsteig „ein touristischer und sportlicher Leuchtturm“. Rund 71 Millionen Euro Umsatz werden hier jährlich durch den Tourismus gemacht. Mit fast einer halben Million Übernachtungen liegt Oberhof an der Spitze bei der Beherbergung in Thüringen – nur Erfurt und Weimar haben mehr.

    Allerdings sorgt sich die Regierung, dass die Ausstrahlung des Leuchtturms verblassen könnte. So hat sie ein „Qualitätsproblem“ bei Unterkünften und Gaststätten festgestellt. Trotz seiner Bekanntheit kommt der Ort bisher nicht über Drei-Sterne-Hotels hinaus. Zudem seien die Gäste „häufig Sucher statt Besucher“. Es fehlt der Stadt ein richtiges Zentrum. Nicht zu vergessen der Wintersport: Nur wenn die Anlagen erneuert werden, kann Oberhof auch weiterhin Weltcups austragen. Besonders der Biathlon-Wettbewerb ist ein Großereignis, das weit über die Region hinaus Werbung bedeutet.

    Die Vorlage des Handlungskonzeptes war für die Regierung eine Art Neustart ihrer Oberhof-Förderung. „Ab Dezember wird gebaggert“, kündigte jüngst der Oberhof-Beauftragte der Landesregierung Jochen Staschewski an. Bis zu 25 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren investiert werden – in die Verbesserung des Stadtbildes, in die Sportanlagen und die Rennsteig-Therme.

    Gerade das Bad steht beispielhaft für die ungelösten Probleme Oberhofs, die im Lauf der Jahre immer größer geworden sind. Seit 2008 ist die Therme dicht. Die Stadt war nicht mehr in der Lage, den Betriebsverlust von rund einer halben Million Euro auszugleichen. Nun soll die Therme grundlegend umgebaut werden. Als Schlechtwetter-Variante und als Wellness-Angebot ist sie für den Tourismus unverzichtbar.

    8,7 Millionen allein für die Therme

    Geplant ist, den Energieverbrauch des Bades um mehr als ein Drittel zu verringern. Damit sollen rund 350 000 Euro Betriebskosten pro Jahr gespart werden. So wird das Außenbecken verkleinert und der Wildwasserbach beseitigt. Dagegen sollen der Kinderbereich sowie Sauna und Wellness aufgewertet werden. Rund 8,7 Millionen Euro kostet der Umbau laut Landesregierung, die das Geld vollständig zur Verfügung stellen will. Ende 2012 soll die Therme wieder öffnen.

    Ein Jahr länger dürften die Arbeiten am Grenzadler dauern. Dieser ist nicht nur der Startpunkt für viele Freizeit-Skiläufer. Hier befindet sich auch das Biathlon-Stadion, in dem die Begeisterung der Zuschauer bei den Weltcups immer groß ist. Um die Bedingungen für Athleten, Trainer und Medienleute zu verbessern, soll 2012 die Errichtung eines Multifunktionsgebäudes begonnen werden. Bisher werden teilweise Container genutzt. Allerdings muss auch das Stadion selbst erneuert werden, da die Sicherheitsauflagen nach dem Loveparade-Unglück verschärft wurden. Rund 6,5 Millionen Euro werden den Planungen zufolge am Grenzadler investiert.

    Etliche Millionen Euro kostet auch die Gestaltung des Stadtzentrums. Dazu gehört ein neuer Stadtplatz. Unlängst gab es große Aufregung, weil die Ausweitung eines Trinkwasser-Schutzgebietes die Bauvorhaben in der Innenstadt und am Grenzadler zu Fall zu bringen drohte. Die Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft (LEG), die der Chefplaner beim Oberhof-Umbau ist, gab inzwischen Entwarnung: „Das Projekt Oberhof ist nicht in Gefahr“, versicherte LEG-Chef Frank Krätzschmar.

    Mit ihren nur 1500 Einwohnern hat die Stadt zu schmale Schultern, um die Lasten aus Tourismus und Spitzensport zu tragen. Geplant ist daher, viele Anlagen an eine mehrheitlich dem Land gehörende Gesellschaft zu übertragen. Dazu gehören die Sprungschanzen im Kanzlersgrund, die Bob- und Rodelbahn, ein alpiner Skihang, Loipen, die Rennsteig-Therme sowie die in Mitteleuropa einzigartige Skihalle, die auch für Freizeit-Sportler offensteht.

    Die Braut wird aufgehübscht

    Gelingt die schon lange geplante Übertragung der Sportanlagen, dürfte auch die Gemeinde-Neuordnung vorankommen. Selbstständig ist die Stadt nur aufgrund einer Ausnahmegenehmigung. Die in Thüringen vorgeschriebene Größe von 3000 Einwohnern erreichte sie nie. In Zukunft will der Freistaat Ausnahmen nicht mehr dulden: Wenn im nächsten Jahr die Bürgermeister neu gewählt werden, verliert Oberhof nach jetzigem Stand seinen hauptamtlichen Stadtchef. Wem es sich anschließt, ist allerdings ebenso offen wie umstritten. In Betracht kommt ein Zusammenschluss mit den Gemeinden im Haselgrund oder mit der Stadt Steinbach-Hallenberg. Auch eine Fusion mit Zella-Mehlis oder Suhl wäre denkbar. Sie alle sträuben sich aber gegen eine Gemeinde-Ehe. Statt einer Mitgift kommen nur Altlasten auf sie zu, fürchten die Nachbarn. Dass Oberhof bekannt ist wie kein zweiter Tourismusort im Thüringer Wald und als Braut gerade hübsch gemacht wird, hat die möglichen Partner bisher noch nicht überzeugen können.

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