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IRMELSHAUSEN: Orientierungslos wie bei „Blinde Kuh“

IRMELSHAUSEN

Orientierungslos wie bei „Blinde Kuh“

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    Hahn „Gustav“ hat das Spektakel überlebt, demonstriert hier Adrian Müller.FOTO: Regina Vossenkaul
    Hahn „Gustav“ hat das Spektakel überlebt, demonstriert hier Adrian Müller.FOTO: Regina Vossenkaul

    Aus heiseren Kehlen erklingt der Schlachtruf: „14, 15 – Kirmes. Wem ist die Kirmes? Unner! Wer säuft's Bier? Wir!“ Am Montag gestaltete der Burschenverein Irmelshausen den Höhepunkt und den Abschluss der diesjährigen Kirmes mit Umzug durchs Dorf, Gögerschlag und Kirmespredigt. Am vorangegangenen Wochenende war schon tüchtig gefeiert worden, jetzt waren die Zuschauer gespannt, welches Missgeschick Aufnahme in die Kirmespredigt gefunden hat.

    Zuvor stand jedoch der traditionelle Gögerschlag an, ein Brauch, der in den Dörfern der Region sehr unterschiedlich gehandhabt wird. In Irmelshausen sitzt zwar unter dem großen Tontopf ein lebendiger Hahn – zuvor mit einiger Mühe eingefangen –, der Topf wird aber nicht über dem Hahn zerschlagen. Trifft ein Mädchen mit verbundenen Augen und durch Herumschleudern der Stange leicht orientierungslos fast das Ziel, gilt die Aufgabe als gelöst und der Topf wird zerbrochen. Der Hahn überlebt und darf später wieder auf seinen Hof zurückkehren.

    In diesem Jahr gab es elf Kirchweihpaare, dazu kamen sechs Solo-Burschen, denn die männliche Jugend ist in der Überzahl. Am Samstag waren sie gemeinsam mit den Kirmesmusikanten durchs Dorf gezogen und hatten Ständchen an den Häusern gebracht, dabei wurden auch Spenden gesammelt für die Kirchenrenovierung.

    Am Sonntag zogen die Kirmesburschen und -mädchen von der unteren Wirtschaft zur Milzgrundhalle und luden nach dem Gögerschlag zur Predigt ein. Dafür haben alle während des Jahres besondere Geschehnisse und Missgeschicke gesammelt, die Jonas Albert, Vorsitzender des Burschenvereins, in Mundartreimen vortrug.

    Überregionale politische Ereignisse des Jahres griff der Prediger zunächst auf und erinnerte an Griechenlandkrise, den FIFA-Skandal, Pegida-Ausländerhetze und an Kriegsflüchtlinge. Die „Amis“, die VW aufs „Winterkorn“ genommen haben, und weitere Negativschlagzeilen erwähnte der Prediger ebenso wie auch freudige Ereignisse, etwa die Feiern zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung.

    Dorfgeschehen

    Geschehnisse im Dorf gab es auch einige zu berichten, die Verlegung des Kindergartens nach Höchheim zum Beispiel, das 50-jährige Bestehen des Posaunenchors, die Diskussion über eine Pferdesteuer und die Meisterschaft des TSV. Ohne die Betroffenen beim Namen zu nennen, erwähnte der Prediger einiges, was seit der letzten Predigt schiefgelaufen ist – alle Eingeweihten hatten ihren Spaß dabei.

    Eine wegen eines „großen Geschäfts“ verpasste Abfahrt zu einem Ausflug fand ebenso Erwähnung wie die mit Hindernissen gespickte Auslieferung eines verkauften Anhängers ins österreichische Braunau. Ein Mädchen aus den Reihen der Kirmespaare sorgte mit ihren Erlebnissen auf „Malle“ für Heiterkeit, ein beim Einkaufen verlorener Schlüssel ergab eine der lustigen Geschichten, ebenso wie verschwundene Papiere bei einem Irlandurlaub oder die Suche eines Dorfbewohners, der zu lange diskutiert und zu tief ins Glas geschaut hatte, nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Mit der Geschichte vom verwechselten VW-Bus beendete der Kirchweihprediger die öffentliche „Abrechnung“ und ermahnte die Betroffenen, das Ganze mit Humor zu tragen.

    Mit den Worten „Seid fröhlich, singt und tanzt und lacht, wie man das an der Kirchweih macht. An die Jugend hätte ich noch die Bitte: Erhaltet diesen alten Brauch, denn Kirchweih ist nun einmal Sitte“ endete die Predigt und die Kirmespaare verabschiedeten sich bis zum nächsten Jahr.

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