400 Jahre St. Michael – das ist ein wahrlich stolzes Jubiläum und wurde in diesem Jahr mit einer Veranstaltungsreihe würdig begangen. Höhepunkt bildete zweifelsohne das traditionelle Kirchweihfest am vergangenen Sonntag. Selbiges startete am Vormittag mit einem feierlichen Festgottesdienst in dem voll besetzten Gotteshaus. Und der war dem Anlass gebührend etwas ganz Besonderes. Denn auch frühere Stadtpfarrer waren an diesem Tag eigens an ihre einstige Wirkungsstätte zurückgekehrt, um die Liturgie gemeinsam zu gestalten.
Ein Festzug hatte sich im Schlösschen formiert, um, begleitet von Musikern der Stadtkapelle und Fahnenabordnungen der Feuerwehr und örtlicher Vereine, zur Kirche zu ziehen, wo sich schon zahlreiche Gläubige aus Ostheim und Umgebung eingefunden hatten.
Ehemalige Ostheimer Pfarrer feiern mit
Bei der Begrüßung im Gotteshaus konnte Pfarrer Andreas Biesold in vollbesetzte Bankreihen blicken. Er freute sich, dass seine Vorgänger im Amt – die Geistlichen Christian Schümann, Gottfried von Segnitz, Thomas Kaffenberger und Walther Roth – sowie sein katholischer Glaubensbruder Andreas Hutzler gekommen waren.

Und sie waren nicht einfach nur gekommen, sondern zelebrierten dann auch mit ihrem Kollegen einen eindrucksvollen Gottesdienst. Musikalisch würdig umrahmt wurde das Ganze von Kirchenmusikdirektor Georg Stanek an der Orgel, dem Posaunenchor Oberwaldbehrungen (Leitung Christoph Schindler) und den Chören Liederkranz 1909 und Liedertafel 1843 (Leitung: Monika Tengler).
In Stein gehauene Himmelsleiter
Pfarrer Biesold hatte für die Predigt aus dem ersten Buch Mose das Gleichnis von Jakob und der Himmelsleiter – das Motiv findet sich übrigens in Stein gehauen in der Kirche – gewählt. Die Jakobsgeschichte veranschaulicht sehr gut den Wunsch vieler Menschen, dem Schöpfer näher zu sein. Biesold zeigte auf, dass Kirchen als heilige Stätten seit jeher ihre besondere Bedeutung für den Menschen haben, als Orte, wo man dem Himmel näher ist, als Orte der Geborgenheit, Ruhe und Besinnung und Kraft, aber insbesondere auch als Schutzstätte und Raum für freies Denken.
Der Geistliche hatte in den Gästebüchern der letzten Jahre geblättert und gab einige Einträge wieder, die von Besuchern unterschiedlichen Alters verfasst worden waren. Sehnsüchte, Schmerz, Scham, Trauer, Freude, Dankbarkeit – die Schreiber bringen darin ganz unterschiedliche Befindlichkeiten auf Papier. So manches, was vielleicht außerhalb des Gotteshauses nicht ausgesprochen wird.
Prachtvoller Bau in vier Jahren fertiggestellt
Der Bau einer neuen, größeren Kirche muss den Ostheimern damals ein großes Anliegen gewesen sein. 1615 erfolgte die Grundsteinlegung, bereits 1619 wurde das Gotteshaus an der Stelle, wo vorher die kleine Marienkirche gestanden hatte, geweiht. Der Bau geschah in einer Rekordzeit von nur vier Jahren – „den Bauverantwortlichen des Berliner Flughafens mag dazu die Schamesröte ins Gesicht steigen“, merkte Biesold schmunzelnd an.

St. Michael wertete er als Ausdruck einer lebendigen Kirchengemeinde, die es seit jeher in Ostheim gegeben habe und strich dabei auch das gute Miteinander von Kirche und politischer Gemeinde heraus. Schließlich liegt die Baulast für die 2002 und 2003 umfassend sanierte Kirche und für das Pfarrhaus bei der Stadt Ostheim.
Prunkvoller Haupteingang im Renaissancestil
Die prachtvoll ausgestattete Michaeliskirche ist imposant und etwas Besonderes, das kam auch in den Grußworten der Ehrengäste immer wieder zum Ausdruck. Die jetzige Stadtkirche, eine der ältesten Lutherischen Predigtkirchen Mitteldeutschlands und Denkmal von nationaler Bedeutung, weist eine Reihe von Schmuckstücken auf, auf die Josef Demar als Vertreter des Landkreises und seiner Denkmalschutzbehörde aufmerksam machte, wie etwa den prunkvollen Haupteingang im Renaissancestil oder das Deckengemälde mit dem himmlischen Thron Gottes.

St. Michael sei ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt und „Eine feste Burg ist unser Gott“, Luthers Lied, das auch im Gottesdienst angestimmt worden war, sei ein treffendes Sinnbild für den evangelisch-lutherischen Glauben Ostheims, wie Bürgermeister Ulrich Waldsachs befand. Er dankte für die Arbeit der Kirche, sie sei ein integrativer Bestandteil des öffentlichen Lebens. Waldsachs verwies dabei unter anderem auf ihre Verantwortung als Träger der Kindertagesstätte.
Zusammenhalt von Stadt und Kirche
"Kirchen sind mehr als Funktionsbauten, in denen Gottesdienste gehalten werden", sagte Fritz Schroth. Angesichts der Schönheit von St. Michael und der Verbundenheit der Bürger mit der Kirche zog der Landessynodale gar den Vergleich zum Pariser Wahrzeichen und nannte das Gotteshaus „Notre Dame von Ostheim“.
Im Zeichen guter Ökumene gratulierte Pfarrer Andreas Hutzler im Namen der katholischen Schwestergemeinde Maria Königin zum Jubiläum. Als direkte Nachbarn und mit ihrem Auftrag, Leben in die Kirchenburg zu bringen, bekundete der Verein Freunde der Kirchenburg in Person seines Vorsitzenden, Altbürgermeister Adolf Büttner, seine enge Verbundenheit.
In den Reden wurde die wechselvolle Geschichte Ostheims und seiner Kirche aufgegriffen. Ihnen gemeinsam war zudem die Betonung des Zusammenhalts von Stadt und Kirche und das große Engagement der Bürgerschaft über die Jahrhunderte hinweg bis heute.
Jubiläums-Kirchweih
Das zeigte sich auch bei der Jubiläums-Kirchweih, bei der viele Helfer für ein gelungenes Fest Sorge trugen. Pfarrer Biesold und Michael Schlotthauer vom Kirchenvorstand dankten am Ende des Gottesdienstes noch einmal allen Beteiligten. „Die lebendige Gemeinde wurde heute deutlich sichtbar“, so Schlotthauer.
Im Schlösschen wurde dann noch nach gutem Brauch der Kirchweihbaum von der Feuerwehr aufgestellt und die Gäste konnten ein paar gesellige Stunden verbringen. Den Abschluss des Festtages bildete ein Konzert mit Kirchenmusikdirektor Georg Stanek in St. Michael.