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BAD BRÜCKENAU/ CASTEL GANDOLFO: Papst für eine Stunde im Paradies

BAD BRÜCKENAU/ CASTEL GANDOLFO

Papst für eine Stunde im Paradies

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    Papst Benedikt XVI. dankt Albrecht Mayer und dem Kammerorchester für das Konzert in Castel Gandolfo.
    Papst Benedikt XVI. dankt Albrecht Mayer und dem Kammerorchester für das Konzert in Castel Gandolfo. Foto: FOTOService Osservatore Romano

    Albrecht Mayer, der Solo-Oboist der Berliner Philharmoniker, war mit dem Ensemble nach Italien gereist, um dem Papst ein verspätetes Geburtstagsgeschenk zu bereiten: eine Stunde voller Musik auf Weltniveau. Eine Einladung zu einem Privatkonzert beim Papst erreicht einen Musiker nicht alle Tage. Vor etwa einem dreiviertel Jahr bekam Albrecht Mayer die Anfrage, ob er dazu Lust habe.

    Mayer wird von der Fachkritik als einer der besten Oboisten der Gegenwart bezeichnet. Unter seinen Fans ist auch Georg Ratzinger, der Bruder des Papstes, der selbst Musiker ist. Mit CDs begeisterte er Benedikt XVI. für das virtuose Oboenspiel Mayers. Und so stimmte der Vatikan zu, als ein Schulfreund des Oboisten, Dekan in Höchstadt an der Aisch ist, ein Privatkonzert vorschlug. Mayer zögerte keinen Moment, die Gelegenheit wahrzunehmen.

    Mayer wählt das Kammerorchester

    Als Solist und Dirigent arbeitet der Klassik-Star mit vielen renommierten Kammerorchestern. Doch die Wahl, welches Ensemble ihn zum Papst begleiten darf, war schnell getroffen: das Bayerische Kammerorchester Bad Brückenau. Das hatte Mayer erst Mitte April bei einem gemeinsamen Konzertprojekt kennengelernt. Er war überrascht von der Qualität des Ensembles aus der Rhön und fasziniert von der enormen Leidenschaft, mit der es seit nun dreißig Jahren musiziert.

    Diese Energie war auch am Sonntagabend zu spüren, Papst und Publikum waren begeistert. Als Einstieg spielte das Orchester Mozarts Oboenkonzert C-Dur KV 314. Die exzellente Darbietung gefiel dem Papst sichtlich, strahlend vor Freude lauschte er den virtuosen Läufen im Allegro aperto und dem warmen Klang der Oboe im kantablen, langsamen Satz. Voller Esprit kam der kecke Refrain des Rondos daher, vom Orchester delikat begleitet.

    Das Konzert in A-Dur (BWV 1055) von Johann Sebastian Bach für Oboe d'amore, die tiefer und noch sanfter klingende Schwester der Oboe, war Schlusspunkt.

    Britten zwischen Mozart und Bach

    Zwischen Mozart und Bach, Klassik und Barock, erklang die Simple Symphony op. 4 von Benjamin Britten. Das Orchester wurde durch das inspirierte Dirigat von Albrecht Mayer zu Höchstleistungen animiert. Ungestüm und launig führte der erste Satz in pastorale Klanglandschaften. Im gezupften „Playful Pizzicato“ hasteten die Töne munter hinter- und nebeneinander her, trotzdem war jeder einzelne gut hörbar.

    Die Sentimental Sarabande sang in Molltönen von der Sehnsucht. Aus einem höfischen Tanz kreierte Mayer durch hohes Tempo ein sprühendes Gebilde, dessen Nebenthema an einen Walzer erinnerte. Das Finale oszillierte zwischen volkstümlicher Ausgelassenheit und majestätischem Duktus.

    Die Möglichkeit, für den bayerischen Papst zu spielen, war für die Musiker nicht nur Ehre, sondern auch Inspiration: In der Zugabe, der Arie „Lascia ch'io pianga“ aus der Oper Rinaldo von Georg Friedrich Händel, schien der Gesang der Oboe die irdischen Sphären durch das beim Konzert geöffnete Schiebedach der Residenz verlassen zu haben.

    Der Papst beschrieb es als Einblick in Gottes Schöpfung. Er legte sein vorgefertigtes Konzept zur Seite und sagte: „Es war bewegend, wie aus einem Stück Holz, diesem Instrument, ein ganzer Kosmos von Musik entströmt: das Abgründige und das Heitere, das Verspielte und das Ernste, das Große und das Demütige, der innere Dialog der Melodien. Heute, denke ich, durften wir so etwas wie eine Paradiesesstunde verbringen, gleichsam in das Paradies hineinschauen und hineinhören, in die unzerstörte Schönheit und Güte der Schöpfung. In dieser Stunde haben wir das Gute und Schöne mit unseren Herzen angerührt.“

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