Hofheim Die Pläne sind fertig, der Auftrag ist vergeben, so dass der Baubeginn für das viel diskutierte Demenzzentrum in Hofheim im Frühjahr sein wird. Der exakte Termin hängt von der Witterung ab. "Ende des Jahres könnte es schon fertig sein", sagt Stephan Kolck, Chef des Kommunalunternehmens Haßbergkliniken.
Wie ursprünglich geplant, wird das Gebäude mit seinen 39 Plätzen in drei Hausgemeinschaften (je Hausgemeinschaft ein Doppelzimmer und elf Einzelzimmer) einen Innenhof erhalten. Die Anbindung an das Altenservicezentrum St. Martin soll über einen überdachten Weg erfolgen.
Der weitere Fahrplan: Anfang 2007 soll die erste Hausgemeinschaft einziehen, dann sollen Zug um Zug die anderen beiden Hausgemeinschaften eingerichtet werden, erklärt Klaus Diedering, Geschäftsführer der Caritas, die das Demenzzentrum betreibt. Demenzzentrum? Das Wort hat sich eingebürgert, Diedering hört es aber nicht gerne. Er spricht von gerontopsychiatrischen Hausgemeinschaften. Demenzzentrum würde zu sehr nach Psychiatrie klingen.
Das Haus sei nämlich vom Konzept anders als ein herkömmliches Pflegeheim, schwärmt Diedering. "Bei uns werden die Leute gefordert und nicht mit der chemischen Keule ruhig gestellt", sagt er und verdeutlicht dies am Beispiel seiner Mutter, die in einem ähnlichen Heim in Würzburg untergebracht ist. "Ich freue mich, wenn sie mir bei einem Besuch erzählt, sie habe heute den Tisch gedeckt." Bei altersdementen Patienten handelt es sich nämlich um Menschen, die körperlich noch fit sein können, die aber Hilfe bei den täglichen Dingen brauchen.
"Sie werden gefordert"
Üblicherweise bekämen diese Tabletten, dass sie ruhig sind. "Bei uns werden sie gefordert", so der Caritas-Chef. "Sie sollen in den Wohngemeinschaften beim Kochen helfen, sich selbst anziehen oder die Waschmaschine bedienen." Entsprechend unterschiedlich ausgebildet werde das Personal sein. Neben den Pflegekräften werde es Hauswirtschafter geben. Einem weiteren Klischee widerspricht Diedering - nämlich dass Altersdemenz sich vor allem so äußert, dass die Menschen den ganzen Tag schreien würden. Dies sei nur eine von 25 Formen dieses Krankheitsbildes, sagt er, dann nämlich, wenn die Menschen nicht mehr in der Lage sind, sich mit Worten zu äußern. Dann würden sie schreien und man wisse nicht, ob sie sich ärgern oder freuen. Auch hier wäre die übliche Vorgehensweise, sie mit Medikamenten ruhig zu stellen. Dies würde dann in Hofheim nicht passieren. Es gäbe, wenn es störend würde, isolierte Räume.
Das Kommunalunternehmen ist, wie berichtet, Bauherr des Demenzzentrums, Nutzer der Einrichtung wird per Pachtvertrag der Kreis-Caritas-Verband Haßberge sein. Das einstöckige Gebäude wird mit einem begrünten Pultdach versehen. Der Plan, auf dem Dach eine Photovoltaikanlage zu installieren, wurde verworfen. Die Caritas war mit den Plänen nicht einverstanden gewesen.
Wie berichtet, wird das Demenzzentrum vollständig aus Fremdmitteln finanziert. Kreiskämmerer Jürgen Lutsch geht davon aus, dass das Gebäude mit Einrichtung 2,7 Millionen Euro kosten wird. Mit den Mieteinnahmen der Caritas soll das Gebäude in einem "überschaubaren Zeitraum abfinanziert werden", sagt Kolck.
Kolck ist auch überzeugt, einen guten Standort in Hofheim gefunden zu haben. Das Demenzzentrum füge sich hervorragend zwischen Caritas-Altenservicezentrum St. Martin, Krankenhaus und Rotkreuzhaus ein. Hofheim werde dadurch zum Zentrum der Altenbetreuung im Landkreis. Kolck nannte in diesem Zusammenhang auch die in der Stadt bestehende Altenpflegeschule. Der Vertrag zwischen Caritas und Kommunalunternehmen läuft auf unbestimmte Zeit. Frühestens nach Ablauf der ersten drei Jahre kann der Vertrag von beiden Seiten mit einer Kündigungsfrist von zwei Jahren gekündigt werden. Damit gehen die Vertragspartner zum Start der neuen Einrichtung schon mal eine mindestens fünfjährige Verpflichtung ein.